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Statement von Außenminister Heiko Maas in der Offenen Debatte des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen “Addressing the Impacts of Climate-related Disasters on International Peace and Security”

25.01.2019 - Rede

Krisen und Konflikte gehören zum Tagesgeschäft des Sicherheitsrats. Selten genug bleibt da Gelegenheit, einen Schritt zurückzutreten und den Blick auf die Ursachen dieser Konflikte zu werfen.

Ich möchte Ihnen, Herr Präsident, deshalb herzlich danken, dass Sie uns heute dazu einladen.

Und ich möchte Ihnen von jemandem berichten, der nicht nur einen Schritt zurückgetreten ist, sondern circa 570.000 Schritte. Von dort oben, aus der Internationalen Raumstation ISS, hat der deutsche Astronaut Alexander Gerst letztes Jahr über sechs Monate lang auf die Erde geblickt.

Die Bilder, die er von dort zur Erde geschickt hat, haben viele Menschen in Europa schockiert. Der trockenste Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnung hatte Spuren hinterlassen, unübersehbar, selbst aus dem All. Der um diese Zeit sonst grüne Kontinent ähnelte einer gelb-braunen Steppe. Einige der Bilder habe ich Ihnen heute mitgebracht.

Die Folgen der Trockenheit:

  • Ernteausfälle in Milliardenhöhe,
  • Verheerende Waldbrände, selbst im Norden Europas,
  • Und in manchen Gegenden Deutschlands wurde sogar der Treibstoff knapp, weil die Flüsse zu wenig Wasser führten für große Tankschiffe.

Ich weiß, das alles klingt noch harmlos im Vergleich zu den Katastrophen, die klimabedingte Wetterextreme in anderen Teilen der Welt auslösen.

In der Sahelzone nehmen Konflikte zu, weil Wasser und Land zum Ackerbau immer knapper werden.

Mit dem Schrumpfen des Tschadsees schwinden die Lebensgrundlagen ganzer Bevölkerungsgruppen – ein perfekter Nährboden für Extremismus und Terrorismus.

Im Irak untergräbt die Wasserknappheit die Perspektive auf nachhaltigen Frieden, in Afghanistan und im Jemen sinken die Grundwasserspiegel dramatisch.

Die verheerenden Waldbrände in Kalifornien haben wir noch in schlimmer Erinnerung.

Und für manchen Inselstaat sind steigende Meeresspiegel und immer verheerendere Hurrikans schlicht existenzbedrohend.

Der Klimawandel ist real.

Er wirkt global.

Und er wird immer mehr zur Gefahr für Frieden und Sicherheit.

Deshalb gehört die Debatte über die sicherheitspolitischen Folgen des Klimawandels hierher, in den Sicherheitsrat.

Es muss für uns zur Routine werden, den Zusammenhang zwischen Klima und Sicherheit in allen Konfliktsituationen zu berücksichtigen.

Dabei sollten wir an drei Stellen ansetzen:

Erstens: Alle VN-Mitglieder brauchen Zugang zu verlässlichen, umfassenden Informationen. Deshalb kommt der konsequenten Berichterstattung durch den Generalsekretär zu sicherheitsrelevanten Auswirkungen des Klimawandels so große Bedeutung zu.

Zweitens: Der Sicherheitsrat braucht fundierte Risikoanalysen und Prognosen mit klaren Handlungsempfehlungen. Unsere schwedischen Freunde haben die Kapazitäten des VN-Systems dafür gestärkt. Diesen Weg wollen wir weitergehen.

Und, drittens, müssen wir unser Wissen um den Klimawandel noch entschlossener in operative Politik umsetzen. In Mandate von VN-Missionen, vor allem aber in konkretes Handeln der Vereinten Nationen im Feld. Die Analysefähigkeit der VN vor Ort muss gestärkt werden. Unsere Partner, vor allem die Regionalorganisationen, brauchen bessere Frühwarnkapazitäten. Und wir müssen Gebiete, die besonders von Klimaveränderungen betroffen sind, mit schnell wirkenden Sofortmaßnahmen unterstützen.

Für Deutschland als Mitglied des Sicherheitsrats sind das zentrale Anliegen.

Und ich bin froh, dass wir dabei nicht allein sind. Gemeinsam mit Nauru und mit Partnern aus allen Teilen der Welt haben wir letztes Jahr eine Freundesgruppe zu Klima und Sicherheit gegründet. Sie stützt sich auf ein breites internationales Netzwerk von Experten. Gemeinsam werden wir dem Sicherheitsrat Vorschläge unterbreiten, wie wir besser mit klimabedingten Konflikten umgehen können.

Die Diskussion darüber wollen wir bei einer hochrangigen Konferenz zu Klima und Sicherheit am 4. Juni in Berlin vertiefen, zu der ich Sie schon heute herzlich einlade.

Meine Damen und Herren,

125 Jahre nach der großen Polarexpedition von Fridtjof Nansen startet im September eine neue Mission ins arktische Eis. Das deutsche Forschungsschiff „Polarstern“ wird ein Jahr lang durch das Polarmeer treiben, eingefroren im Eis, 150 Tage in der Polarnacht. 600 Wissenschaftler aus siebzehn Staaten werden an Bord sein, darunter Männer und Frauen aus Belgien, China, Frankreich, Polen, Russland, den USA und dem Vereinigten Königreich. Sie eint ein Ziel: Die Menschheit vor den schlimmsten Folgen des Klimawandels warnen zu können.

Der Klimawandel ist real. Er wirkt global. Und deshalb sollte er nicht nur die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an Bord eines Schiffes zusammenführen, sondern auch uns, hier im Sicherheitsrat.

Die Arktis gilt als Frühwarnsystem des Klimawandels. Der Sicherheitsrat muss zum Frühwarnsystem der internationalen Politik werden. Dafür tragen wir Verantwortung.

Vielen Dank!

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