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Video-Grußwort von Außenminister Heiko Maas zur Eröffnung des Deutsch-Ungarischen Forums

12.11.2020 - Rede

(Video Live-Schalte)

Vielen Dank, und erst einmal auch von mir, lieber Péter, alles Gute. Ich wünsche Dir wirklich, dass Du schnellstmöglich wieder gesund wirst – und zwar vollkommen gesund – und dass Du alles gut überstehst.

Die Tatsache, dass Du trotzdem hier heute in der Konferenz mit dabei bist, spricht eigentlich für sich. Auch dafür will ich mich bei Dir ganz herzlich bedanken. Ich hoffe, dass es bald wieder möglich ist, dass wir uns auch persönlich treffen können. Alles Gute, lieber Péter!

Herr Professor Meyer,

liebe Frau Schoening,

meine Damen und Herren:

„jobb adni, mint kapni“.

Ich weiß nicht, ob das jetzt jemand verstanden hat. Ich hoffe, dass ich dieses ungarische Sprichwort einigermaßen verständlich ausgesprochen habe. Es heißt auf Deutsch: „Es ist besser zu geben, als zu nehmen“.

Und so einleuchtend das vielleicht klingen mag – die Corona-Krise hat uns glaube ich gelehrt, dass es mit dem Geben und Nehmen so eine Sache ist.

Im Frühjahr waren es vor allem die Länder im Süden Europas, die auf unsere Solidarität angewiesen waren. Heute hat die zweite Corona-Welle auch den Norden, die Mitte und den Osten voll erfasst.

Für mich zeigt sich daran das ganz besondere Wesen der europäischen Solidarität: Sie ist nämlich keine Einbahnstraße.

Wer heute seinem Nachbarn hilft, der kann morgen darauf vertrauen, dass auch ihm geholfen wird.

Das dies nicht nur leere Worte sind, das haben wir, glaube ich, innerhalb der Europäischen Union in den letzten Monaten ganz gut bewiesen. Anders als in der Euro- und in der Finanzkrise oder beim Umgang mit Flucht und Migration ist Europa in der Corona-Krise eben nicht in unterschiedliche Lager zerfallen.

Stattdessen haben wir das größte Finanzpaket in der Geschichte der Europäischen Union aus der Taufe gehoben.

Und wir unterstützen damit Unternehmer, die um ihr wirtschaftliches Überleben bangen, genauso wie Menschen, die ihre Arbeit verloren haben.

Und zwar in Budapest, genauso wie in Berlin oder Barcelona.

Doch, meine Damen und Herren,

machen wir uns im Ergebnis nichts vor: Die wirtschaftliche Erholung, damit werden wir noch sehr lange beschäftigt sein.

Und gleichzeitig müssen wir die Zukunft gestalten, den sozialen Zusammenhalt sichern, den Klimaschutz voranbringen, Europas digitale Souveränität sichern und auch unsere Rolle in der Welt stärken.

Und kein europäisches Land kann dies allein.

Deshalb: Europäischer Zusammenhalt ist der einzige erfolgversprechende Weg aus dieser Krise und damit auch in die Zukunft.

Vor allem aber, meine Damen und Herren, entsteht europäischer Zusammenhalt aus dem Austausch untereinander.

Das gilt ganz besonders, und wie das Péter auch gesagt hat, für Ungarn und Deutschland.

  • Wirtschaftlich sind unsere Länder auf das Engste miteinander verflochten. Rund 3.000 Unternehmen wurden in Ungarn ganz oder teilweise mit deutschem Kapital gegründet. 27% des ungarischen Außenhandels wird mit Deutschland abgewickelt.
  • In der Hochschulzusammenarbeit können wir fast schon auf jahrhundertealte Traditionen zurückblicken.
  • Und wir teilen die Erinnerung an viele Wendepunkte unserer Geschichte – nicht zuletzt an die Überwindung des Eisernen Vorhangs vor 30 Jahren. Übrigens dank des Muts der Ungarn, die als erste den Stacheldraht durchtrennt haben. Und das werden wir in Deutschland nie vergessen.

All‘ diese Verbindungen treffen sich im Deutsch-Ungarischen Forum. Die Vielfalt seiner Mitglieder aus Wirtschaft, Wissenschaft, Medien, Politik und Kultur, all das eröffnet neue Perspektiven auch für unsere Beziehungen.

Dass sich auch so viele junge Menschen für die ungarisch-deutschen Beziehungen engagieren, ist nichts anderes als ein großes Glück. Denn sie sind nicht nur die Garantie dafür, dass hier über die Themen von morgen diskutiert wird. Sie sind es, die im vereinten Europa aufgewachsen sind – und in deren Händen dieses „Europe United“, wie ich finde, auch gut aufgehoben ist.

Und daher möchte ich all‘ denjenigen ganz besonders danken, die heute auch unter den schwierigen Rahmenbedingungen dieses Treffen möglich gemacht haben – allen voran der Andrássy Universität und dem Deutsch-Ungarischen Jugendwerk.

Ihre Rolle, die Sie spielen als Brückenbauer, ist wichtiger denn je diesen in Zeiten, die für uns alle schwierige Zeiten geworden sind, in denen das Reisen über Grenzen hinweg so kompliziert geworden ist und in denen wir manchmal Wege gehen müssen wie wir ihn heute gehen; nämlich, dass wir auf jeden Fall uns treffen und miteinander austauschen, auch wenn es nur virtuell ist.

Deshalb wünsche ich Ihnen für dieses sozusagen sehr besondere Treffen heute alles Gute und einen sehr fruchtbaren Austausch!

Ein Treffen im Geist europäischer Freundschaft und Solidarität –

für die Geben und Nehmen keine Gegensätze sind.

Sondern zwei Seiten einer Medaille.

In diesem Sinne, vielen Dank und bleiben Sie gesund!

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