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Grußwort von Außenminister Heiko Maas anlässlich der Preisverleihung des Großen Deutsch-Französischen Medienpreises 2021 an Thomas Pesquet und Matthias Maurer für die Europäische Weltraumorganisation (ESA)

09.09.2021 - Rede

Sehr geehrter Herr Grasmück,
lieber Michael Thieser,
sehr geehrter Herr Ministerpräsident Laschet,
sehr geehrte Frau Botschafterin,
sehr geehrter Herr Landtagspräsident, lieber Stephan,
sehr geehrte Frau stellvertretende Ministerpräsidentin, liebe Anke,

wir kennen uns halt im Saarland. Ich werde hier in Berlin ja immer noch gefragt, ob das wirklich stimmt, dass im Saarland jeder jeden kennt. Ich sage immer: Ich kenne nur die Hälfte. Mit der anderen Hälfte bin ich verwandt.

Meine Damen und Herren Abgeordnete,
Exzellenzen,
lieber Herr Aschenbacher,
lieber Mathias Maurer,
sehr geehrter Herr Pesquet,
meine sehr verehrten Damen und Herren,

je weiter man weg ist, umso kleiner erscheinen einem die meisten Dinge. Sie bekommen mit Abstand eine andere Bedeutung und oftmals Orte einen anderen Wert.

Wenn man von der Internationalen Raumstation ISS auf die Erde schaut, erscheint selbst unser Planet klein.

Aber es gibt große Veränderungen auf unserem Planeten, die lassen sich von da oben durchaus erkennen. Zum Beispiel die Spuren des Klimawandels. Wenn Gletscher schmelzen, Flüsse über die Ufer treten, Wälder brennen oder Seen austrocken. Aber erst die Draufsicht verschafft den Überblick. Und erst der Abstand zeigt das ganze Bild.

Meine sehr verehrten Damen und Herren,
deshalb ist es nicht nur eine gute Idee, sondern es ist sehr konsequent, dass mit der Europäischen Weltraumorganisation ESA und Herrn Maurer und Herrn Pesquet, der Große Medienpreis des Deutsch-Französischen Journalistenpreises in diesem Jahr an die Wissenschaft geht.

Denn Wissenschaft und Medien eint, dass sie mit Objektivität, Expertise und Analyse aufklären, dass sie den Blick der Menschen weiten wollen. Dass sie mit Fakten dabei helfen, auch Verschwörungstheorien den Boden zu entziehen.

Die neuen Technologien sind dabei eine Chance für die Wissenschaft, aber auch für den Journalismus. Dank Social Media, Suchmaschinen und Wikipedia sind riesige Informationsmassen nur ein paar Klicks entfernt. Nie war es für Menschen weltweit so leicht, sich aus mehreren Quellen ein umfassendes Bild zu machen und sich an öffentlichen Debatten zu beteiligen. Auch Demokratiebewegungen weltweit entstehen heute häufig parallel – im Netz und auf der Straße.

Wir sehen aber gleichzeitig, dass sich viele Bürgerinnen und Bürger von Informationen so überflutet fühlen, dass sie sich in ihren Filterblasen einschließen und sich in ihre Echokammern zurückziehen.

Zwar kommen wir heute in Echtzeit an eine Vielzahl von Informationen, aber häufig so ungefiltert und unmittelbar, da fehlt der eben beschriebene Abstand und dann auch noch die Einordnung. Und viel zu oft stößt man im Netz und anderswo auf Desinformation, die viel beschriebenen „fake news“.

Natürlich: nicht jeder kann für sich die Draufsicht haben, indem er ins Weltall fliegt.

Aber gerade deshalb brauchen wir heute mehr denn je einen unabhängigen, kritischen Journalismus, der eben ein differenziertes Bild der Wirklichkeit bietet.

Für einen solchen Journalismus müssen wir uns auch weltweit und grenzüberschreitend engagieren. Dort, wo die Pressefreiheit unter die Räder kommt, sind auch sehr schnell die individuellen Freiheiten in höchster Gefahr. Das sehen wir überall auf der Welt. Und ja, wir müssen nicht weit in die Welt schauen, wir müssen auch nach Europa schauen. Dort gibt es in der Beziehung wirklich viele Entwicklungen, die uns beunruhigen können. Aber wir müssen noch nicht einmal nur nach Europa schauen.

Auch bei uns im Land dürfen wir nicht schweigen, wenn Journalistinnen und Journalisten diffamiert werden.

Wenn etwa Rechtspopulisten Narrative verbreiten, die nichts anderes im Sinn haben, als die Integrität von Journalismus zu beschädigen.

Wenn öffentlich über „Propagandamedien“ schwadroniert wird.

Auch dann dürfen wir nicht schweigen, wenn in unserer Gesellschaft ein Gift verbreitet wird, das dann am Ende auch zu Übergriffen auf Medienvertreterinnen und –vertreter führt, so wie wir das auch schon in Deutschland erlebt haben. Wir müssen gar nicht so weit in die Welt. Wir haben gerade in der Beziehung durchaus einiges vor der eigenen Haustür zu tun.

Deshalb ist der Deutsch-Französische Journalistenpreis gerade in dieser Zeit so wertvoll. Er fördert kritischen Journalismus und stärkt unsere Demokratie. Das ist vor allen Dingen der Grund, warum das Auswärtige Amt diesen Preis auch unterstützt.

Ein weiterer Grund, warum auch mir persönlich dieser Preis am Herzen liegt, sind natürlich unsere deutsch-französischen Beziehungen, liebe Frau Botschafterin. Sie sind der Motor - davon sind wir in Paris und hier auch in Berlin überzeugt, dass die deutsch-französischen Beziehungen der Motor eines starken, souveränen Europas werden und es jetzt auch schon sind. Und die Tatsache, dass im letzten Jahr als Deutschland die Ratspräsidentschaft inne hatte und wir viel diskutiert haben über den Aufbaufonds, über die Finanzen in der EU und den mehrjährigen Finanzrahmen waren solche Momente. Wie wir die unterschiedlichen Auffassungen gerade zwischen Nord und Süd und West und Ost in einem gemeinsamen Vorschlag ausgelöst haben. Das zeigt, wie wichtig die deutsch-französische Freundschaft ist, gerade in Zeiten wie diesen.

Meine Damen und Herren,
europäische Souveränität, dass wir uns behaupten können in einer unsicheren Welt, dass wir nicht zu einem Spielball werden in der neuen Großmächte-Konkurrenz zwischen den USA, Russland und China. Das gilt auch ganz besonders in technologischer Hinsicht. Wir wollen eine technologische Souveränität. Vielleicht ist das Thema Raumfahrt heute auch eines, das ganz geeignet ist, den Blick auch in der Beziehung zu weiten. Ich bin fest davon überzeugt, nur als Teil eines starken, souveränen Europas werden wir auch in Zukunft in der Welt eine Rolle spielen. Wenn nicht, werden wir zu einem Spielball anderer.

Meine sehr verehrten Damen und Herren,
„Ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein großer Sprung für die Menschheit.“ – so lautet das wohl bekannteste Zitat eines Astronauten, Neil Armstrong.

Und ich habe am Anfang über die kleinen Dinge gesprochen, die große Bedeutung haben können. Und wie heißt es im Saarland: Großes entsteht im Kleinen.

Und über Abstand, den man einnehmen muss, um manchmal das große Ganze zu sehen.

Und deshalb, lieber Herr Pesquet, lieber Herr Maurer,
Sie kennen sich seit vielen Jahren, Sie haben zusammen trainiert und gehen nun gemeinsam auf Abstand - Herr Pesquet, ist schon irgendwo im All. Deshalb will ich Ihnen sagen:

Sie sind beide, und ich glaube viele Ihrer Kolleginnen und Kollegen, sind alle Botschafter für uns. Sie beobachten die Lage von außen, Sie berichten und ordnen ein. Sie arbeiten dabei zusammen, schwerelos, aber auch grenzenlos. Dafür wünschen wir Ihnen und der ESA von Herzen alles Gute und dafür erhalten Sie heute sehr verdient diesen Preis.

Herzlichen Glückwunsch!

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