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„Wir appellieren an London, einen Ausweg zu suchen“

21.01.2019 - Interview

Außenminister Heiko Maas im Interview mit der Bild zu den Brexit-Verhandlungen.

Haben Sie im Moment Mitleid mit Theresa May?

Nein, das würde sie auch nicht wollen. May kann kämpfen. Auf der britischen Regierungschefin und dem Parlament lastet in diesen Tagen eine wirklich große Verantwortung für unsere Zukunft in Europa. Wir appellieren deshalb an London, ernst und sachlich einen Ausweg zu suchen. Für viele Bürger Europas steht viel auf dem Spiel.

Am Montag legt Theresa May ihren Plan-B vor: Könnten Sie sich vorstellen, den Briten dann doch noch etwas mehr Zeit zu geben für den Brexit?

Bisher hat das britische Parlament ja leider nur gesagt, was es NICHT will. Was wir jetzt brauchen, sind konkrete Vorschläge der Briten. Der Ball liegt in London, und viel Zeit bleibt nicht. Natürlich: Wenn die Briten sich etwas überlegt haben, werden wir uns das ganz genau anschauen. Wir werden alles daran setzen und wollen helfen, dass es keinen Austritt ohne Abkommen gibt.

Es heißt ja immer „Chaos-Brexit“ – aber was würde sich denn konkret für jeden Deutschen bei einem ungeordneten Brexit überhaupt ändern?

Wir sind in Deutschland auf alle Szenarien vorbereitet, einschließlich einer Notfallplanung, falls es zum harten Brexit kommt. Wir wollen negative Folgen für unsere Bürger und die Unternehmen abwenden. Ein No-Deal-Szenario hätte besonders für die Briten schwerwiegende Folgen. Vor allem wirtschaftlich: Wenn Großbritannien vom einen auf den anderen Tag aus dem Binnenmarkt ausscheidet, gibt es Zollkontrollen, die Wirtschaft kann nicht mehr wie bisher funktionieren und würde leiden. Für Briten, die auf dem Festland leben aber auch für EU-Bürger in Großbritannien würde ein ungeregelter Austritt perspektivisch Rechtsunsicherheit schaffen. Da geht es um Fragen des Aufenthaltsstatus, der Krankenversicherung oder der Rentenzahlung.

Interview: Kai Weise

www.bild.de

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