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„Kein europäischer Wettlauf um touristische Reisen“

27.04.2020 - Interview

Außenminister Heiko Maas zur Bild am Sonntag:

Die Urlaubsaison 2020 wird ganz anders als wir es zuletzt gewohnt waren, das lässt sich schon jetzt sagen. Und sie wird anders als wir uns das alle unter normalen Umständen wünschen. Der enge Kontakt zu unbekannten Ländern, Kulturen und Menschen, volle Strandbars und enge Altstadtgassen und auch die langen Schlangen beim Check-in am Flughafen: all das werden wir noch auf Monate hinaus nicht oder nur mit großen Einschränkungen haben können.

Wer aktuell ins Ausland reist, weiß nicht, ob er überhaupt wie geplant nach Deutschland zurückkehren kann. Der internationale Flugverkehr liegt am Boden, viele Grenzen sind geschlossen und es bestehen auch innerhalb der Urlaubsländer Ausgangssperren und Reisebeschränkungen. Ein Rückkehr zum internationalem Reiseverkehr wird nicht über Nacht passieren können.

Wir wissen, dass sich viele Bürgerinnen und Bürger dringend Planungssicherheit wünschen, ob ihr Sommerurlaub trotz COVID-19 stattfinden kann. Auch ich wünsche mir, dass so bald wie möglich wieder Reisen möglich sind. Jeder von uns hat sich nach den aktuellen Belastungen und Einschränkungen einen Traumurlaub verdient. Aber wir dürfen uns die hart erkämpften Erfolge der letzten Wochen nicht kaputt machen. Wenn wir die Ausbreitung des Virus nicht nachhaltig eindämmen, wird es noch sehr viel länger Reisebeschränkungen geben. Wenn wir alle gemeinsam in dieser Urlaub-Saison verantwortlich handeln, ist das der beste Beitrag dazu, möglichst bald wieder unseren Titel als Reiseweltmeister zu verteidigen.

Wir schauen Woche für Woche, ob die beschlossenen Maßnahmen weiter erforderlich sind. Und wir werden uns in den nächsten Wochen und Monaten eng abstimmen; innerhalb der Bundesregierung, mit den Ministerpräsidenten der Länder und auch mit unseren europäischen Partnern. Wir brauchen in Europa gemeinsam Kriterien dafür, einen Weg zurück zur Reisefreiheit zu finden: so schnell wie möglich, aber so verantwortlich wie nötig. Ein europäischer Wettlauf darum, wer touristische Reisen zuerst wieder zulässt, führt zu unvertretbaren Risiken. Was ein Infektionscluster in einem beliebten Urlaubsgebiet in den Heimatländern der Touristen anrichten kann, haben wir bereits erlebt. Das darf sich nicht wiederholen.

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