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„Brückenschlag Berlin-Bagdad“

17.12.2018 - Rede

Grußwort von Außenminister Heiko Maas im „The Station“ in Bagdad, Irak

-- es gilt das gesprochene Wort --

So nah wie hier war ich dem Paradies vermutlich noch nie - zumindest wenn man alten europäischen Landkarten glaubt.

Der berühmte deutsche Geograph Georg Mercator hatte das Paradies in einer seiner Weltkarten tatsächlich hier in der Nähe vermerkt. Und nicht nur er. Dass das Paradies zwischen Euphrat und Tigris liegt, galt in der frühen Neuzeit in Europa als Allgemeinwissen.

Paradies und Irak, das wurde länger nicht mehr zusammengedacht. Die Schlagzeilen der letzten Jahrzehnte waren meist andere.

Umso glücklicher bin ich, wenn ich mich hier umblicke. Ich muss gestehen, ich war ein wenig überrascht, als ich gerade reingekommen bin. Denn dieser Ort entspricht nicht dem üblichen Bild, das sich viele Menschen vom Irak machen – mich eingeschlossen.

Ein Co-Working Space wie diesen würden die wenigsten erwarten. Das macht Hoffnung für die Zukunft.

Vor allem aber machen Sie mir Hoffnung - junge, gut ausgebildete Menschen, die ihr Land mögen, etwas bewegen wollen und mit ihren Ideen und ihrer Kreativität voranbringen.

Es war mir deshalb ein Anliegen, mir einen Eindruck zu verschaffen, was hier geschieht und mir ein Bild des ganzen Landes zu verschaffen. Es freut mich sehr, dass vieles so anders ist als man es sich häufig vorstellt.

Sie können stolz sein auf ihr Land. Der Weg dahin war sicher kein einfacher. Ich bin auch hier, um zu zeigen, dass Deutschland weiter als Partner an ihrer Seite steht.

Durch humanitäre Hilfe, durch Stabilisierung und durch unsere Soldatinnen und Soldaten.

Und wir stärken unsere kulturelle Zusammenarbeit, um Versöhnung zu fördern und das einzigartige Kulturerbe des Irak für die Zukunft zu bewahren.

Aber wir wollen noch viel mehr. Die Irakerinnen und Iraker sollen selber in die Lage versetzt werden, ihren Weg zu gehen. Den Weg hin zu einem inklusiven Irak, in dem alle Bürgerinnen und Bürger, ob nun Sunnit, Schiit, Kurde, Christ, Jeside, Mann oder Frau, jung oder alt, ihren Platz finden.

Meine Damen und Herren,
ich bin heute aus Kuwait hierhergekommen. Wie sich die Beziehungen zwischen Ihren beiden Ländern entwickelt haben, ist ein leuchtendes Beispiel für die ganze Region, die zerrissen ist von politischen, konfessionellen und wirtschaftlichen Gegensätzen.

Das Beispiel Kuwaits und Iraks zeigt: Konflikte lassen sich überwinden, wenn es Bereitschaft gibt zu ernsthaftem Dialog. Auch das kann eine irakische Botschaft für die Zukunft sein.

Meine Damen und Herren,
die Herausforderungen in Ihrem Land sind ebenso groß wie das Potenzial dieses Landes.

In den 1950er Jahren bauten im Irak die berühmtesten Architekten ihrer Zeit Wahrzeichen der Moderne. Bagdad war eine kosmopolitische Weltstadt, Schmelztiegel unterschiedlichster Einflüsse.

Den Geist dieser Zeit spüre ich auch hier, an diesem Ort, der von Menschen wie ihnen quasi aus dem Nichts aufgebaut wurde.

Der Irak braucht Menschen mit Unternehmermut, die an die Chancen Ihres Landes glauben. Auch deutsche Unternehmen haben diese Chancen längst erkannt.

Klar ist aber auch: Wirtschaftliches Wachstum braucht die richtigen Rahmenbedingungen - das habe ich heute auch unseren Partnern in der Politik deutlich gemacht.

Mutige Reformen und konsequente Korruptionsbekämpfung sind die Grundvoraussetzung dafür, private Investitionen anzuziehen. Auch dabei werden wir den Irak unterstützen.

Meine Damen und Herren,
noch etwas ist mir bei meiner Ankunft gleich aufgefallen. Ich sehe hier weit mehr Frauen als in allen politischen Gesprächen, die ich gestern und heute geführt habe. Und ich finde das gut.

Auch das macht mir Mut, denn eines steht fest: Gleiche Rechte und gleiche Chancen für Frauen und Männer müssen in einem modernen Land selbstverständlich sein. Ob in Berlin oder in Bagdad. Ob an den Friedenstischen oder beim Wiederaufbau – Frauen gehören dazu. Denn Frieden kann nicht gelingen, wenn die Hälfte der Bevölkerung außen vor bleibt.

Meine Damen und Herren,
es sind vor allem Sie, die junge Generation, die mit Ihrer Energie und Willensstärke die Zukunft Ihres Landes gestalten können.

Ich möchte Sie daher bitten: Bleiben Sie engagiert! Gehen sie ihren Weg. Tragen Sie dazu bei, dass es bei Ihnen stabil dynamisch und modern bleibt.

Ein Ort wie dieser zeigt, dass dies kein Traum von einer fernen Zukunft sein muss. Und auch wenn so ein Ort allein natürlich nicht das Paradies auf Erden bedeutet, von dem ich anfangs gesprochen habe: Er ist ein Anfang. Einer von vielen Schritten nach vorn.

Ich bin gespannt, nun von Ihnen zu hören, welche Schritte Sie gehen wollen. Was Sie interessiert, wo Sie Ihre Ziele sehen. Und wie wir Sie vielleicht auf diesem Weg begleiten können. Ihre Dynamik soll auch dem Land Dynamik geben.

Ich freue mich, von Ihnen im Gespräch zu lernen.

Vielen Dank!

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