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Statement von Außenminister Heiko Maas anlässlich des High-Level Humanitarian Event on Anticipatory Action

09.09.2021 - Rede

Das globale humanitäre System hat in den vergangenen Jahren beim Umgang mit einer wachsenden Anzahl von Krisen bemerkenswerte Arbeit geleistet.

Humanitäre Bedarfe haben infolge von Konflikten, der Pandemie und des Klimawandels ein Rekordniveau erreicht und übersteigen mehr und mehr unsere Kapazitäten.

Daher wird es in Zukunft nicht reichen, auf die verheerenden Folgen von Überschwemmungen, Dürren oder Konflikten lediglich zu reagieren. Wir müssen unser Augenmerk stärker auf das frühzeitige Erkennen von Risiken richten.

Genau deshalb ist die heutige Veranstaltung so wichtig, und ich möchte Martin und James für ihren Ko‑Vorsitz danken.

Der Generalsekretär hat mit Beispielen aus Bangladesch und Somalia verdeutlicht, wie vorausschauende Maßnahmen funktionieren.

Ich möchte ein weiteres Beispiel anführen: Auf den Philippinen hat die verbesserte Vorhersage von Taifunen dazu geführt, dass viele Menschenleben gerettet werden konnten.

Dank der auf Vorhersagen beruhenden Warnauslöser, die vom Roten Kreuz entwickelt wurden, können dort Maßnahmen drei Tage, bevor ein Sturm auf Land trifft, ergriffen werden.

So bleibt genug Zeit, um Schutzunterkünfte wetterfest zu machen, Tiere in Sicherheit zu bringen und die Ernte einzufahren.

Natürlich können wir nicht alle Naturkatastrophen oder menschengemachten Katastrophen vorhersagen. Aber Beispiele wie dieses und aus über 60 Ländern zeigen, dass vorausschauende Maßnahmen oft wirksamer, kostengünstiger und menschenwürdiger sind als Maßnahmen, die im Nachhinein ergriffen werden.

Doch obwohl wir inzwischen mindestens 20 Prozent der humanitären Krisen vorhersagen können, verwenden wir derzeit weniger als ein Prozent der humanitären Mittel für vorausschauende Hilfe.

Daher brauchen wir ein Umdenken im globalen humanitären System und müssen mehr Mittel für vorausschauendes Handeln zur Verfügung stellen.

Deutschland gehört zwar zu den Hauptbeitragszahlern im Bereich der vorausschauenden Hilfe, ist aber noch weit von der 20‑Prozent-Marke für vorhersehbare Krisen entfernt.

Daher freue ich mich anzukündigen, dass wir unsere Beiträge deutlich aufstocken und die Art, wie wir humanitäre Hilfe finanzieren, verändern werden.

Innerhalb von zwei Jahren wird Deutschland mindestens 5 Prozent seiner gesamten humanitären Mittel für vorausschauende Maßnahmen aufwenden.

Wir beabsichtigen, unsere Beiträge für vorausschauende Hilfe 2022 zu verdoppeln und 2023 schließlich 100 Millionen Euro dafür bereitzustellen.

Doch Finanzmittel allein reichen nicht aus:

Wir müssen die Denkweisen aller Handelnden, auch vor Ort, ändern. Gemeinsam mit unseren Partnern werden wir daher den Aufbau von Kapazitäten für vorausschauende Maßnahmen auf lokaler Ebene unterstützen.

Darüber hinaus müssen wir in bessere Datenerhebung und Analyse investieren. Daher arbeiten wir mit unseren Partnern an der Einrichtung des Datenfonds „Complex Risk Analytics Fund“. Er soll helfen, Risiken in Krisenumfeldern besser vorherzusehen, zu verhüten und zu bewältigen. Wir werden 4,5 Millionen Euro zu diesem Fonds beitragen, und ich möchte Sie einladen, sich uns anzuschließen!

Schließlich setzt sich Deutschland für Lösungen im Bereich der Finanzierung und Versicherung von Klimarisiken ein. Hier sind wir in der globalen Partnerschaft „InsuResilience“ tätig, die 2020 137 Millionen Menschen vor Klimarisiken geschützt hat. Dieses Jahr haben wir einen zusätzlichen Betrag von 245 Millionen Euro zugesagt.

Meine Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde,
es gibt viele Belege dafür, dass vorausschauende Maßnahmen wirken und das humanitäre System effektiver machen.

Deshalb: Bitte helfen Sie mit, vorausschauende Maßnahmen zu einem festen Bestandteil der humanitären Hilfe zu machen.

Vielen Dank.

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