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Rede von Außenminister Heiko Maas bei der Veranstaltung der Allianz für den Multilateralismus am 26. Juni, dem 75. Jahrestag der Charta-Unterzeichnung

26.06.2020 - Rede

„Oh, welch großer Tag das in der Geschichte sein kann!“, rief Präsident Truman heute vor 75 Jahren mit Blick auf den Tag, an dem die Charta der Vereinten Nationen unterzeichnet wurde. Und in der Tat, bis heute ist die Charta unser verlässlichster Kompass, um als Völker zusammenarbeiten.

Die Freude ist jedoch nicht ungetrübt: In der Welt, die die Gründer der Vereinten Nationen im Sinn hatten, wäre die heutige Sitzung nicht notwendig gewesen. Denn wir hätten uns auf die regelbasierte Weltordnung verlassen können.

Aber multilaterale Lösungen werden derzeit allzu häufig blockiert. Dies ist in einer Krise, die dramatisch gezeigt hat, wie dringlich Zusammenarbeit ist, umso beunruhigender. Und hier liegt die Bedeutung unserer Allianz.

Nehmen wir die Weltgesundheitsorganisation: Wir standen in schwierigen Zeiten an ihrer Seite. Und seit unserem letzten Treffen hat Deutschland seine Zahlungen an die WHO im Vergleich zum Vorjahr um fast 75% erhöht.

Heute sollten wir uns auf zusätzliche Schritte verständigen, die uns aus der Krise führen.

Erstens, wir werden es in Zukunft noch häufiger mit unsichtbaren Feinden wie COVID-19 aufnehmen müssen – denken Sie zum Beispiel an Klimawandel oder Cyber-Attacken. Dies muss uns zu einem umfassenderen Sicherheitsansatz führen. Wir werden dies auch während unseres Vorsitzes im Sicherheitsrat, den wir nächste Woche übernehmen, hervorheben.

Zweitens: Für einen „besseren Wiederaufbau“ müssen Vertreter unterschiedlicher Bereiche ihr Wissen einbringen und zusammenarbeiten. Dies gilt insbesondere bei der weltweiten Suche nach einem Impfstoff. Die Unterstützung der ACT‑Initiative bleibt daher entscheidend. Bis heute wurden fast 10 Milliarden Euro für eine globale Antwort auf COVID-19 aufgebracht. Dies war ein wichtiges Zeichen weltweiter Solidarität. Und zusammen müssen wir nun zu unserem Versprechen stehen, dass eine mögliche Behandlung und ein künftiger Impfstoff als globale öffentliche Güter betrachtet werden.

Drittens: Desinformationen haben sich genauso ausgebreitet wie das Virus selbst. Und einige Regierungen haben die Krise genutzt, um kritische Medien zum Schweigen zu bringen.

Es ist unsere Pflicht als freie und demokratische Gesellschaften, ein offenes Informationsumfeld zu stärken. Allein schon, weil glaubwürdige Informationen Leben retten können.

Meine Damen und Herren,
vor 75 Jahren haben die Völker der Welt erfolgreich „ihre Kräfte vereint“, wie es in der Präambel der Vereinten Nationen heißt.

In dieser historischen Krise ist es an uns, ihrem Weg zu folgen.

Danke, dass Sie heute hier bei uns sind!

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