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„Putin ist mit Worten nicht zu stoppen“
Namensbeitrag von Außenministerin Annalena Baerbock in BILD
35 Kilometer. Das ist die Strecke zwischen Potsdam und Berlin. Ich kenne sie gut, fahre sie jeden Tag. Währenddessen arbeite ich, telefoniere, denke an meine Kinder. Ein Leben in Freiheit.
35 Kilometer – das ist auch die Strecke von Kiew nach Butscha. Ein Ort wie Potsdam, mitten in Europa – mit Spielplätzen und Einkaufszentren. Aber diese sind entlang der Straßen in Butscha nun vom Krieg gezeichnet. Als die russischen Soldaten Anfang März kamen, haben die Menschen in den Abgrund zur Hölle geschaut.
Butscha ist mittlerweile befreit. Aber der Angriff auf die Ukraine geht weiter. Er richtet sich auch gegen die europäische Friedensordnung. Er richtet sich gegen unser Leben in Freiheit in Vilnius, Krakau und Potsdam. Deswegen stellen wir uns als Europäer dem brutalen russischen Angriffskrieg geschlossen entgegen.
Nach 100 Tagen Krieg hat Putin seine Strategie gewechselt. Aber die Hölle geht weiter.
Er hatte den Mut der Ukrainerinnen und Ukrainer unterschätzt.
Deshalb schießt er jetzt aus sicherer Entfernung. Dorf um Dorf, Stadt um Stadt. Erst kommt ein Feuerregen aus Bomben und Artillerie, dann rollen die Panzer über flachrasierte Erde. Putin setzt auf Ausdauer und auf Erschöpfung bei uns. Und jedem Dorf droht das Schicksal von Butscha.
Deswegen müssen wir gerade jetzt der Ukraine weiter beistehen. Auch mit Waffen, weil Putin mit Worten nicht zu stoppen ist.
100 Tage Krieg. Gerade jetzt müssen wir hinschauen – auch wenn es schmerzt.
Einige in unserem Land kennen noch den Krieg. Viele wissen noch, was Diktatur bedeutet. Dass wir heute in Freiheit und in Sicherheit leben können, verdanken wir auch unseren Verbündeten und unseren Nachbarn.
Wir haben eine Verantwortung zu handeln, als größtes Land der EU.
Ich will unseren Partnern im Baltikum und in Osteuropa nicht nur sagen können: „Wir verstehen euch.“ Sondern: „Wir sind da. Ihr könnt euch auf uns verlassen.“ So, wie sie für uns da waren, als wir sie brauchten. Ohne sie hätte es das wiedervereinigte, freie Deutschland nicht gegeben.
Deswegen handelt Deutschland. Auch wenn das schwierig ist. Aber wir werden unsere gemeinsame Sicherheit nie wieder aussitzen, sondern anpacken. Gemeinsam mit unseren Partnern in EU und Nato stellen wir unsere Verteidigung neu auf.
Dabei ist klar: Frieden gibt es nicht umsonst. Aber jeder Cent unserer Ausgaben ist eine Investition in Sicherheit und Freiheit, in die Freiheit Europas.
Solange die Ukraine nicht sicher ist, ist auch Europa nicht sicher. Wenn Putin in der Ukraine nicht gestoppt wird, droht immer neue Aggression.
Wir werden der Ukraine weiter beistehen. So lange, bis es keine weiteren Butschas mehr gibt. Damit auch für die Menschen in der Ukraine das wieder normal ist, was für uns eine solche Selbstverständlichkeit ist: ein Leben in Freiheit.