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„Der 7. Oktober 2023 war eine Zäsur“ - Namensbeitrag von Außenministerin Annalena Baerbock in der Bild am Sonntag

06.10.2024 - Namensbeitrag

Hamas-Männer werfen eine ganze Familie auf die Ladefläche eines Jeeps. Mit Vollgas in Richtung der kalten Tunnel von Gaza.

Als der Wagen kurz stoppt, springt die Familie ab. Und rennt um ihr Leben. Die junge Mutter Yarden, ihr Mann Alon und ihre kleine Tochter Geffen. Nur weg von den Terroristen, so schnell sie können.

Als sie die Kraft verlässt, drückt Yarden ihre Tochter in die Arme ihres Mannes. „Du bist schneller“. Geffen, das kleine Mädchen mit den dunklen Locken, und ihr Vater entkommen.

Yarden aber wird verschleppt.

Es gibt hunderter solcher Geschichten über den 7. Oktober 2023. Den Tag, an dem die Hamas-Terroristen in Israel hunderte Menschen ermordeten, vergewaltigten, verschleppten.

Der 7. Oktober 2023 war für Jüdinnen und Juden eine Zäsur. Nachdem es nur ein „davor“ und „danach“ gibt. Ein Tag, mit dem die Terroristen eine ganze Region an den Abgrund gebracht haben.

Auch für uns in Deutschland ist der 7. Oktober eine Zäsur. Es beschämt mich, dass seitdem Jüdinnen und Juden sich auch bei uns unsicherer fühlen, antisemitische Angriffe in unserem Land zugenommen haben, dass Männer Angst haben, mit Kippa über die Straße zu gehen und Kinder in der U-Bahn Hebräisch zu sprechen. Dass iranische Raketen gegen den Staat Israel auf deutschen Straßen gefeiert werden.

Wir stellen uns dem entgegen. Mit der ganzen Härte des Gesetzes.

Und mit der klaren Botschaft an unsere israelischen Freundinnen und Freunde: Wir stehen an Eurer Seite. Eure Sicherheit ist Teil unserer Staatsräson. Israel hat ein Recht auf Selbstverteidigung. Gegen die Gewalt der Hamas genauso wie gegen den Raketen-Terror des Iran und der Hisbollah.

Was für uns zählt, ist, dass Israelis dauerhaft in Frieden und Sicherheit leben können. Und dazu braucht es den Blick auf die Sicherheit von Israels Nachbarn. Weil es dauerhafte Sicherheit in der Region nur geben kann, wenn es sie für alle Menschen gibt.

Deswegen arbeiten wir seit einem Jahr unermüdlich daran, dass alle Geiseln freikommen. Daran, dass die Not für die zwei Millionen Kinder, Frauen und Männer in Gaza endet, hinter denen Hamas sich feige versteckt. Dass Hilfsgüter zu ihnen gelangen. Und daran, dass Sicherheit für die Menschen im Nahen Osten keine ferne Hoffnung bleibt, sondern Realität wird.

Yarden ist freigekommen. Nach 53 Tagen in der Hölle konnte sie ihre Tochter wieder in die Arme nehmen.

Für mich war das Bild dieser Umarmung ein Licht im Dunkel. Aber noch immer sind mehr als 100 Geiseln in Gefangenschaft der Terroristen. Deswegen ist das Bild von Yarden und Geffen ein Auftrag, erst recht in diesen Tagen, in denen zugleich das neue jüdische Jahr beginnt, nicht nachzulassen. Damit alle Geiseln zurückkommen. Damit das Leiden endlich aufhört. Und Frieden möglich wird.

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