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Außenminister Wadephul vor seiner Abreise nach China
Vor seiner Abreise nach China erklärte Außenminister Johann Wadephul heute (07.12.2025):
In Zeiten wachsender internationaler Spannungen und geopolitischer Umwälzungen ist der direkte, intensive Austausch mit China notwendig, ja unersetzlich. Wir müssen – und wir wollen – immer wieder konstruktiv ausloten, wie wir gemeinsam mit China Lösungen für drängende internationale Herausforderungen finden können.
Dass viele Fragen dabei nicht einfach und unsere Perspektiven auch teils sehr unterschiedlich sind, ist klar. Aber ebenso klar ist, dass Freiheit, Sicherheit und Wohlstand Deutschlands und Europas eng mit China verknüpft sind. Es ist daher in unserem Interesse, diesen Dialog zu führen – in direktem Austausch und mit Fairness.
China hat in den letzten Jahrzehnten eine rasante Entwicklung durchlaufen: China ist entscheidender Akteur auf der internationalen Bühne und hat eine beispiellose wirtschaftliche Dynamik entfaltet, die das Land zu Deutschlands größtem Handelspartner gemacht hat.
Enge Wirtschaftsbeziehungen waren schon immer das entscheidende Fundament. Auch heute können Deutschland und China einander viel anbieten: Deutsche Produkte sind in China gefragt – umgekehrt sind Chinas Markt und Innovationskraft für viele deutsche Unternehmen attraktiv. Nur wer allerdings bei der technologischen Grundausstattung von heute – von Halbleitern über Künstliche Intelligenz – entschieden vorne mitspielt, kann langfristig Wettbewerbsfähigkeit wahren, seine Sicherheit stärken und kritische Abhängigkeiten auch im digitalen Bereich verringern. Vor diesem Hintergrund müssen wir in Europa immer wieder Felder abstecken, in denen Zusammenarbeit mit China möglich ist – und in denen wir verstärkt in unsere eigene digitale Innovationskraft und Souveränität investieren.
Auch in anderen Bereichen nehmen wir kritische Abhängigkeiten klar in den Blick. Handelsbeschränkungen insbesondere bei Seltenen Erden bereiten unseren Unternehmen ebenso große Sorgen wie Überkapazitäten bei Elektromobilität und Stahl. Diese für die deutsche Wirtschaft so zentralen Fragen werde ich adressieren. Denn mit China haben wir letztlich ein gemeinsames Interesse an stabilen und verlässlichen globalen Handelsbeziehungen. Erst diese bringen Unternehmen weltweit die so wichtige Kaulkulierbarkeit und Sicherheit. Dies kann auf Dauer nur gelingen, wenn die Regeln des fairen und offenen internationalen Handels von allen Seiten eingehalten werden.
Gleichzeitig ist klar, dass wir in Deutschland und Europa viel dringlicher als bisher unsere Hausaufgaben machen müssen, wenn wir zu neuer wirtschaftlicher Stärke gelangen wollen: Wir wollen mit China zusammenarbeiten. Und wir müssen und werden unsere eigene Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit stärken, Lieferketten konsequent diversifizieren, unser Netz an globalen Partnerschaften auch im Wirtschafts- und Handelsbereich weiter ausbauen.
Wie eng Sicherheit, Wohlstand und Freiheit in Asien und Europa miteinander verknüpft sind, zeigt der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, der unsere ureigensten Sicherheitsinteressen in Europa gefährdet. Die diplomatischen Bemühungen für einen Waffenstillstand laufen auf Hochtouren. In meinen Gesprächen werde ich erneut verdeutlichen: Kein anderes Land hat so viel Einfluss auf Russland wie China und kann sein Gewicht so sehr dafür einzusetzen, dass Russland endlich zu ernsthaften Verhandlungen bereit ist, die die Souveränität der Ukraine achten. Unser Interesse ist es, dass China dazu beiträgt, einen gerechten und dauerhaften Frieden in der Ukraine zu erreichen.
Ein Interesse an einer stabilen internationalen Ordnung haben wir weltweit. Was beispielsweise in der Straße von Taiwan oder im Südchinesischen Meer geschieht, hat Einfluss auch auf uns in Europa und weltweit. Als ständiges Mitglied des UN-Sicherheitsrats trägt China Verantwortung für Frieden und Stabilität in der Welt und für die Achtung der Prinzipien der Charta der Vereinten Nationen, einschließlich des Gewaltverbots. Eine Änderung des Status quo kann nur im Einvernehmen und auf friedlichem Wege erfolgen.
Wir wollen und brauchen den intensiven Austausch mit China, um bei all diesen Themen voranzukommen. Auch bei den großen Herausforderungen der Menschheit wie dem Klimawandel kommen wir nur zusammen weiter. Wir wollen mit China kooperieren – erwarten aber auch Verständnis für die zentralen Anliegen und Interessen Europas.
Dazu kann auch insgesamt mehr Austausch beitragen: zwischen Bürgerinnen und Bürgern, zwischen Studierenden, im Sport und im Kulturbereich. Ich möchte mich auf dieser Reise dafür einsetzen, gemeinsam mehr Möglichkeiten auch für den zivilgesellschaftlichen Dialog zu schaffen.