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Eröffnungsstatement von Außenminister Johann Wadephul beim 4. EU-Indopazifik-Außenministertreffen

21.11.2025 - Rede

Meine allerersten Fernreisen als deutscher Außenminister führten mich dieses Jahr in die Indopazifik-Region. Dieses Ziel war eine sehr bewusste Entscheidung: Weil Sicherheit und Wohlstand im Indopazifik und in Europa eng miteinander verknüpft sind. Weil uns das, was im Indopazifik passiert, auch in Europa direkt betrifft und umgekehrt. Und weil ich überzeugt davon bin, dass unsere beiden Regionen gemeinsam die globale Zukunft gestalten werden ökonomisch, politisch und strategisch.

Wir treffen uns in einer Zeit, in der sich die Welt rapide verändert. Der Wettbewerb zwischen den Großmächten gewinnt an Schärfe – Wettbewerb um Einfluss, um Ressourcen und um Normen. Wir sehen es in Europa in Gestalt des völkerrechtswidrigen russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Wir sehen es in Asien in Gestalt der wachsenden Spannungen im Indopazifik. Und wir sehen es auf globaler Ebene in Gestalt des Wettlaufs um die Arktis sowie an den zunehmenden Handelskonflikten und der Fragmentierung des regelbasierten Handelssystems.

Vor diesem Hintergrund müssen wir uns zusammen einer Reihe von Herausforderungen stellen: Regeln, auf die wir uns als Garanten unserer internationalen Ordnung verlassen hatten, werden in Frage gestellt. Wir sind Zeugen der immer gefährlicheren Folgen des Klimawandels. Und die technologische Revolution bringt für uns Risiken mit sich – aber auch gemeinsame Chancen.

Sehr verehrte Damen und Herren, wie umgehen mit dieser Vielzahl an Herausforderungen? Meine Antwort darauf lautet: Wir müssen weiter in unsere Partnerschaften investieren. Denn nur wenn wir zusammenstehen, können wir unsere Freiheit, unsere Sicherheit und unseren Wohlstand sichern.

Zur Wahrheit gehört jedoch auch: Die Welt um uns herum verändert sich – und wir müssen uns mit ihr verändern. In Europa dient uns der russische Angriffskrieg als mahnendes Beispiel. Eines, das uns gezeigt hat, wie hochgradig komplex die Suche nach der richtigen Balance zwischen Partnerschaft und Abhängigkeit sein kann und welche Gefahren durch übermäßige Abhängigkeiten drohen; und wie wichtig es ist, widerstandsfähig zu sein und sich verteidigen zu können.

Lassen Sie mich hier ganz deutlich sagen: Wir haben unsere Lektion gelernt. Darum haben wir in Deutschland unsere Verteidigungsausgaben als die Investition in unsere eigene Sicherheit erhöht.

Und darum stärkt die Europäische Union als Ganzes ihre Verteidigungsfähigkeit und definiert ihre Rolle als geopolitischer Akteur neu. Etwa, indem sie ihre Handelsbeziehungen strategisch diversifiziert und zielstrebig neue Freihandelsabkommen aushandelt. Ein bedeutender Meilenstein war in diesem Jahr der Abschluss der Verhandlungen mit Indonesien. Ich bin zuversichtlich, dass dieser Erfolg auch neue Impulse für unsere Verhandlungen mit Indien geben wird, die sich in der Schlussphase befinden. Und dies gilt auch für die Verhandlungen mit Thailand, Malaysia und den Philippinen.

Was dagegen unverändert bleibt, sind unsere gemeinsamen Interessen: Gemeinsam setzen wir uns für freien Handel und offene Seewege ein; denn wir sind uns einig, dass durch Zusammenarbeit Wohlstand entsteht. Gemeinsam bekennen wir uns zu einer regelbasierten internationalen Ordnung; denn wir sind uns einig, dass Frieden und Stabilität wichtig sind – und zwar weltweit. Gemeinsam investieren wir in unsere Fähigkeit, als globale Gemeinschaft zu agieren; denn wir sind uns einig, dass globale Sicherheitsrisiken nur durch multilaterale Kooperation zu überwinden sind.

Und um all dies zu erreichen, brauchen wir Partner. Darum habe ich es für mein Ministerium und die deutsche Außenpolitik zur Priorität gemacht, unsere globalen Partnerschaften zu fördern und zu vertiefen.

Erfreulicherweise sind die Länder im Indopazifik und in Europa natürliche Partner, die bereits jetzt eng miteinander kooperieren. Gemeinsam arbeiten wir zusammen: im Rahmen von Freihandelsabkommen und auch im Bereich von Sicherheit des Seeverkehrs und von resilienten Lieferketten. Die EU-Initiative Global Gateway sendet ein klares Signal, dass Europa im Indopazifik präsent ist und sich dieser Region verpflichtet fühlt.

Doch auf meinen Reisen nach Japan, Indonesien und Indien wurde in vielen Gesprächen auch klar: Das Potenzial für Kooperation und Dialog ist noch lange nicht ausgeschöpft.

Sehr verehrte Damen und Herren, unser heutiges Treffen ist ein wichtiges Zeichen der Freundschaft und der geteilten Verantwortung. Lassen Sie uns in diesen ungewissen Zeiten zusammenstehen und gemeinsam vorangehen.

Die Zeiten ändern sich. Und damit auch die Europäische Union. Doch eines ändert sich nicht: Die EU steht als verlässlicher und starker Partner bereit. Bereit, gemeinsam mit Ihnen die globalen Herausforderungen anzugehen.

Ich danke Ihnen.

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