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Eröffnungsstatement von Außenminister Johann Wadephul anlässlich der Deutsch-Nigerianischen Binationalen Kommission 2025
Übersetzung aus dem Englischen
An der engsten Stelle beträgt die Entfernung zwischen Europa und Afrika – unseren benachbarten Kontinenten – nicht einmal 14 Kilometer. Diese geografische Nähe erinnert uns an eine ganz wesentliche Tatsache: Was auf einem unserer beiden Kontinente geschieht, hat direkte Auswirkungen auf den anderen.
Nicht zuletzt aufgrund dieser Nachbarschaft sind wir in Europa und in Afrika gemeinsam mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert: Diese reichen von der schwindenden Achtung des Völkerrechts bis hin zum globalen Sicherheitsrisiko des Terrorismus. Von irregulärer Migration bis hin zu Desinformationskampagnen. Von den immer sichtbarer werdenden Auswirkungen des Klimawandels bis hin zu Risiken und Chancen, die sich aus der technologischen Revolution unserer Zeit ergeben.
Ich bin überzeugt: In diesen herausfordernden Zeiten muss unsere gemeinsame Antwort lauten, in unsere Partnerschaft zu investieren. Weil wir – sowohl in Afrika als auch in Europa – nur stark sein und nur vorankommen können, wenn wir zusammenstehen.
Und die gute Nachricht ist: Deutschland und Nigeria stehen nicht nur vor denselben Herausforderungen, sondern sind auch durch gemeinsame Interessen und geteilte Werte verbunden: Unsere Entschlossenheit, gemeinsam Wachstum und Wohlstand voranzutreiben. Unsere Überzeugung, dass multilaterale Zusammenarbeit notwendig ist, um weltweit Frieden und Sicherheit zu fördern. Unser Bekenntnis zur Wahrung des Völkerrechts.
Deshalb war es mir auch besonders wichtig, in meinem ersten Monat im Amt am Außenministertreffen der Europäischen Union und der Afrikanischen Union in Brüssel teilzunehmen. Und deshalb freue ich mich sehr, dass wir heute hier anlässlich unserer Binationalen Kommission zusammenkommen. Sehr geehrter Herr Außenminister, lieber Yusuf Tuggar, es ist mir eine Freude, Sie nach unserem ersten Treffen im Mai erneut hier in Berlin begrüßen zu dürfen!
Ich bin sicher: Für die Zukunft der afrikanisch-europäischen Beziehungen wird die Partnerschaft zwischen unseren beiden Ländern, zwischen Nigeria und Deutschland, eine entscheidende Rolle spielen.
Nigeria ist mit über 200 Millionen Bürgerinnen und Bürgern die bevölkerungsreichste Demokratie in Afrika – und wird zur Mitte des Jahrhunderts wahrscheinlich an dritter Stelle der bevölkerungsreichsten Länder der Welt stehen. Und als zentrales Mitglied sowohl der Afrikanischen Union als auch der Wirtschaftsgemeinschaft westafrikanischer Staaten (ECOWAS) kann Nigerias Rolle als regionale Führungsmacht gar nicht hoch genug geschätzt werden.
Glücklicherweise ist Nigeria mit über 90 dort aktiven deutschen Unternehmen schon jetzt zweitgrößter Handelspartner Deutschlands in Subsahara-Afrika. Doch wie wir bereits im Mai besprochen haben: Wir sind entschlossen, unsere Handelsbeziehungen weiter zu intensivieren, beispielsweise im Bereich kritischer Rohstoffe. Aus diesem Grund ermutige ich deutsche Unternehmen, sich verstärkt in Nigeria zu engagieren.
Aus sicherheitspolitischer Sicht lässt sich feststellen, dass Nigeria wichtige Beiträge im Golf von Guinea und in der Region des Tschadseebeckens leistet – nicht zuletzt durch die Unterstützung des Multinationalen Gemeinsamen Einsatzverbandes (Multinational Joint Task Force, MNJTF) zur Bekämpfung des Terrorismus. Genau dieser Kampf gegen den Terrorismus ist auch einer der Bereiche, in denen wir seit Jahren zusammenarbeiten: Sowohl mit einer Beratergruppe der Bundeswehr, die Nigeria durch Ausbildung und Material seit vielen Jahren unterstützt, als auch mit unserem Beitrag zum regionalen Stabilisierungsfonds für die Tschadsee-Region in Höhe von 120 Millionen Euro, mit dem Stabilisierungsprojekte im Nordosten Nigerias gefördert werden.
Sehr geehrte Damen und Herren, dieses Jahr feiern wir 65 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Nigeria. Und insbesondere eine Person hat Herausragendes für unsere bilateralen Beziehungen geleistet. Vielen Dank, lieber Yusuf, für Ihren Dienst als Botschafter Nigerias in Berlin in den vergangenen Jahren. Und vielen Dank für Ihren unermüdlichen Einsatz für die Förderung der Zusammenarbeit zwischen unseren beiden Ländern in Wirtschaft und Wissenschaft – nunmehr in Ihrem jetzigen Amt als Außenminister.
Gemeinsam haben wir schon einiges erreicht. Viele unserer Interessen stehen im Einklang miteinander. Und doch gibt es in unseren bilateralen Beziehungen noch viel Potenzial, das es auszuschöpfen gilt – sei es bei Handel und Investitionen, beim Fachkräfteaustausch oder im Bereich Energie. Deshalb bin ich jetzt gespannt auf die Ergebnisse der Arbeitsgruppen, die das gesamte Spektrum unseres bilateralen und multilateralen Engagements abdecken.
Auch wenn die Entfernung zwischen unseren beiden Kontinenten nur 14 Kilometer beträgt, so liegen doch zwischen unseren beiden Hauptstädten Abuja und Berlin Tausende von Kilometern. Aber heute kommen wir in diesen herausfordernden Zeiten zusammen, um zu zeigen, dass nicht nur geografische Nähe zählt, sondern auch die Stärke unserer Verbindung und die Entschlossenheit, mit der wir unsere bilateralen Beziehungen gestalten.
Jetzt und in den nächsten 65 Jahren. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.