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Rede von Außenminister Wadephul auf der Eröffnungs­veranstaltung der Konferenz der Leiterinnen und Leiter deutscher Auslands­vertretungen mit Bundeskanzler Friedrich Merz als Ehrengast

08.09.2025 - Rede

Das Problem mit Prognosen ist ja – man hört das allenthalben, – dass sie die Zukunft betreffen. Nun können wir leider nicht, weder Sie, Herr Bundeskanzler, noch ich, in diese Zukunft schauen. Aber was wir können, ist, ein Programm zu haben, um diese Zukunft bestmöglich zu gestalten. Die Zukunft unseres Landes. Zentral dafür ist – und diese Überzeugung teilen wir beide – eine erfolgreiche Außenpolitik, die Sicherheit, Freiheit und Wohlstand in unserem Land garantiert. Und deswegen sind wir heute ja hier.

Eins ist klar: Alle heute anwesenden Leiterinnen und Leiter der deutschen Auslandsvertretungen kennen den Bundeskanzler. Sie kennen ihn aus dem Fernsehen. Viele haben aber bereits Reisen für Sie, lieber Herr Bundeskanzler, organisiert, Sie am Flughafen abgeholt, die genaue Reihenfolge der Autos in der Kolonne festgelegt. Sie waren und sind für den Bundeskanzler und für die Bundesregierung in der Welt im Einsatz: als ortskundige politische Analysten, als Sicherheitsbeauftragte, als Kulturvermittler.

Die Kolleginnen und Kollegen kennen Sie, Herr Bundeskanzler, weil sie in Kyjiw und Washington, bei Ihren Reisen nach Paris, Warschau, Brüssel, Den Haag und London im Vorder- und im Hintergrund gewirkt haben. Denn in den ersten 125 Tagen im Amt haben Sie, Herr Bundeskanzler, ein ungeheures, ich denke beispielloses, Reiseprogramm absolviert. Weil die Lage ist, wie sie ist – weil Sie sich mit ganzer Kraft für die Außen- und Sicherheitspolitik unseres Landes ins Zeug legen. Dafür gilt Ihnen unser herzlicher Dank!

Heute sind Sie, lieber Herr Bundeskanzler, sicher auch im Auswärtigen Amt, um uns besser kennen zu lernen. Den Auswärtigen Dienst. Ihren Auswärtigen Dienst. Es ist uns eine besondere Ehre, dass mit Ihnen nach 25 Jahren das erste Mal der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland unsere Botschafterkonferenz eröffnet. Sicher, eine Aussprache mit dem Bundeskanzler ist jedes Jahr fester Bestandteil der „BoKo“. Und diese wird es auch dieses Jahr geben. Aber dass der Bundeskanzler zu uns als Ehrengast ins Auswärtige Amt kommt, ist etwas Besonderes.

Und das hat auch einen bestimmten Grund: In diesen Tagen sprechen wir oft darüber, wie wir Deutschlands Außenpolitik zukunftsfest machen können. Die Herausforderungen sind enorm: Ein Krieg mitten in Europa, die Dauerkrise im Nahen Osten, eine zunehmend fragmentierte Weltordnung, neue Rivalitäten zwischen den Großmächten – die Liste ließe sich leider beliebig fortsetzen.

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, lieber Friedrich, angesichts dieser Lage sind wir uns seit Langem einig: Außenpolitik ist das Fundament dafür, dass Deutschland in der Welt handlungsfähig bleibt. Das Fundament dafür, dass wir gehört und als verlässlicher Partner wahrgenommen werden. Das Fundament für unsere Sicherheit und für die Förderung unseres Wohlstands.

Und wenn ich von Außenpolitik spreche, meine ich nicht nur die hohe Diplomatie. Sondern dann spreche ich auch von dem außenpolitischen Maschinenraum, in dem weltweit über 13.000 Kolleginnen und Kollegen hart für Deutschland und sehr oft direkt für ihre Landsleute arbeiten: Um unsere Sicherheitsallianzen zu stärken, Krisenherde frühzeitig zu erkennen, um qualifizierte Fachkräfte anzuwerben und Wirtschaftsbeziehungen zu pflegen, und um mit Rat und Tat zu helfen, wenn eine deutsche Urlauberfamilie im Ferienland in Not gerät.

Bei all dem ist Außenpolitik vor allem eins: Teamleistung.

Eine Teamleistung, die wir als Bundesregierung gemeinsam erbringen: Im Bundeskanzleramt. Hier bei uns in der Zentrale des Auswärtigen Amtes. In den fachlich gefragten Ressorts, allen voran dem BMZ und dem BMVg. Bei den Nachrichtendiensten und in den Innenbehörden. Zusammen mit den Abgeordneten des Deutschen Bundestags. Mit dem Diplomatischen Corps hier in Berlin. Und natürlich: an unseren 225 Auslandsvertretungen weltweit.

Eine Teamleistung, bei der es vor allem darauf ankommt, dass wir auf internationaler Bühne mit einer klaren deutschen Stimme sprechen. Das, lieber Herr Bundeskanzler, haben wir beide uns vorgenommen. Und wenn wir als „Team Deutschland“ nicht nur reden, sondern auch liefern möchten, müssen unsere Partner – innerhalb der EU und auch weltweit – wissen, dass unser Wort gilt. Dass man sich auf uns verlassen können.

Und ich glaube, das haben wir in den vergangenen vier Monaten bereits gezeigt: Sei es in den ersten Stunden der neuen Legislaturperiode, bei den gemeinsamen Besuchen in Frankreich und Polen. Sei es dabei, als Europa selbst Verantwortung für unsere eigene Sicherheit zu übernehmen. Sei es bei der Unterstützung der Ukraine, bei den Verhandlungen über einen Frieden in Washington. Sei es bei Gesprächen in Israel.

Außenpolitik aus einem Guss, das ist unser Anspruch an uns und damit auch ein Auftrag an Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen.

Mit Blick auf den Nationalen Sicherheitsrat habe ich teils gehört: bedeutet das nicht einen Bedeutungsverlust für das Auswärtige Amt? Meine Antwort darauf ist ganz klar: nein. Im Gegenteil. Denn als Auswärtiges Amt definieren wir unsere Bedeutung nicht darüber, im kleinlichen Ressort-Hick-Hack Punkte gegen andere Häuser zu machen. Oder gar gegen das andere „Amt“ in der Willy-Brandt-Straße. Das bringt uns in der Welt da draußen keinen Millimeter voran.

Ich bin vielmehr fest davon überzeugt: Nur wenn wir zusammenarbeiten – alle in der Bundesregierung zusammenarbeiten – nur dann bringen wir die diplomatische Schlagkraft Deutschlands voll zur Geltung.

Denn, liebe Kolleginnen und Kollegen, das Auswärtige Amt ist für eine Außenpolitik aus einem Guss, für eine integrierte und eng abgestimmte Sicherheitspolitik absolut unverzichtbar: Sie sind es, die dafür sorgen, dass unsere deutsche Stimme weltweit gehört, verstanden und verstärkt wird. Sie sind unsere Multiplikatoren und Berichterstatter vor Ort. Sie sind nicht nur die Augen und Ohren des Außenministers in der Welt. Sondern die Augen und Ohren der Bundesrepublik Deutschland. Sie bauen Brücken zu den Gastregierungen. Sie verhandeln noch das kleinste Detail bis ins Morgengrauen. Sie sind die ersten, die den Bundeskanzler oder den Außenminister im Ausland begrüßen und die letzten, die dem Flugzeug hinterherwinken, wenn wir wieder abreisen.

Deswegen auch an dieser Stelle, liebe Kolleginnen und Kollegen, ein herzliches Dankeschön an Sie alle! Für Ihren Einsatz für die Sicherheit, die Freiheit und den Wohlstand unseres Landes. Willkommen zur BoKo 2025.

Und, lieber Herr Bundeskanzler, lieber Friedrich, willkommen im Auswärtigen Amt.

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