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Eröffnungsrede von Außenminister Wadephul beim Außenwirtschaftstag der Agrar- und Ernährungswirtschaft 2025 im Auswärtigen Amt
Gesundes Klima, gute Böden, saftige Wiesen und zwei Meere.
So lässt sich meine Heimat Schleswig-Holstein beschreiben.
Es ist ein Bundesland, in dem Landwirtschaft und Ernährungswirtschaft traditionell stark sind.
Ich weiß, wovon ich rede, denn als Kind und Jugendlicher bin ich Bauernhöfen groß geworden. Der erste Führerschein, den ich gemacht habe, war der für einen Trekker, wie man bei uns sagt – also Traktor.
Melken habe ich auch gelernt. Damals hat man das noch mit der Hand gemacht.
Deswegen habe ich ein Gefühl dafür, auch weil ich noch viele Freunde in der Landwirtschaft habe – auch in meinem Wahlkreis-Rendsburg-Eckernförde – wo der Schuh drückt bei den Landwirten und Lebensmittelproduzenten; die machen da nie einen Hehl draus:
Die Zahl der Milchviehhalter geht zurück, Betriebe ächzen unter überbordenden Bürokratielasten, der Preiskampf setzt gerade kleine und mittlere Höfe unter Druck – und dann war da noch die Düngemittelverordnung.
Und: Auch globale Krisen, der Krieg in der Ukraine, der Klimawandel und Unterbrechungen bei den Lieferketten machen den Betrieben zu schaffen – egal ob Öko-Bauer oder Großproduzent.
Das ist das Umfeld, in denen Sie sich alle bewegen, in dem Sie unternehmerische Verantwortung tragen.
Unternehmen, die für tausende Menschen Arbeitsplätze schaffen, die ein wichtiger Teil unserer Volkswirtschaft sind und vor allem: Die dafür sorgen, dass Essen auf unsere Teller kommt.
Als deutsche Bundesregierung ist es unsere Aufgabe, dieses Umfeld so gut es geht nach unseren Interessen zu gestalten – national und international.
Deswegen freue ich mich, Sie alle zum 11. Außenwirtschaftstag der Agrar- und Ernährungswirtschaft hier im Auswärtigen Amt willkommen heißen zu dürfen.
Ich habe mein Amt als Außenminister mit einem Grundsatz angetreten: Wir müssen unsere Außenpolitik an den wesentlichen Prioritäten ausrichten.
Und das ist aus meiner Sicht: Sicherheit, Freiheit und Wohlstand.
Das ist das Leitmotiv unserer Außenpolitik aus einem Guss – mit allen Ressorts der Bundesregierung, unter Einbindung des Bundestags; mit praktischer Expertise aus der Wirtschaft genauso wie aus der Zivilgesellschaft.
Deswegen, lieber Herr Minister, lieber Alois, war es mir wichtig heute hier zu sein.
Ich möchte gerne zwei Bereiche ansprechen, in denen wir in der nächsten Zeit besonders stark an einem Strang ziehen müssen, um gerade auch die deutsche Landwirtschaft in stürmischen Zeiten zu stärken.
Erstens: Die Handelspolitik.
Die Zollpolitik der US-Regierung hält auch die Ernährungs- und Agrarwirtschaft in Atem.
Ihre Branche exportiert jährlich Waren im Wert von über 2,5 Milliarden Euro in die USA.
Damit ist Amerika einer unserer wichtigsten Zielmärkte außerhalb der EU.
Auf der anderen Seite schlugen 2024 Importe von Gütern der Land- und Ernährungswirtschaft aus den USA nach Deutschland mit knapp 3 Milliarden Euro zu Buche.
Deshalb ist für mich klar:
Es ist für Ihre Branche, es ist für unser Land von überragendem Interesse, dass der Zollstreit mit den USA nicht eskaliert. Sondern, dass wir ihn auf dem Verhandlungsweg beilegen.
Dafür setze ich mich ein.
Als ich letzte Woche in Washington war, da habe ich das natürlich gegenüber meinem Amtskollegen Marco Rubio angesprochen.
In Europa machen wir uns keine Illusionen. Das sind und bleiben schwierige Verhandlungen.
Aber ich habe dafür geworben, dass wir Brücken bauen statt Zollmauern einzuziehen.
Gleichzeitig merken wir als Europäer, wie groß das Interesse an Zusammenarbeit mit uns in anderen Regionen der Welt geworden ist – gerade, weil wir so ein verlässlicher Partner sind.
Diese Chance wollen wir nutzen und unsere Partnerschaften weiter ausbauen.
Deswegen setzt sich die Bundesregierung dafür ein, die Abkommen mit den Mercosur-Ländern sowie mit Mexiko zu finalisieren, die Vereinbarungen mit Indonesien und Australien voranzubringen und die Verhandlungen mit Indien und Thailand noch in diesem Jahr abzuschließen.
Ich weiß, dass solche Verhandlungen immer auch Fragen aufrufen – bei der deutschen Bevölkerung, aber auch in der Wirtschaft.
Ist dann die Qualität meines Essens noch gesichert, wenn die Steaks aus Brasilien und Argentinien kommen?
Was bedeutet die Konkurrenz aus dem Ausland für unsere kleinen und mittelständischen Betriebe?
Alles berechtigte Fragen. Diese Sorgen nehmen wir ernst.
Aber klar ist auch, gerade für Deutschland muss klar sein: Wir sind ein exportorientiertes Land. Kein Land profitiert so sehr von offenen Märkten wie Deutschland. Deshalb bleibe ich ein Anwalt einer freien Handelspolitik, die Deutschland zu den Weltmärkten öffnet.
Jedes einzelne Abkommen bietet uns die Chance, das Regelwerk des Welthandels zu formen und unseren Unternehmen neue Märkte zu erschließen.
So haben zum Beispiel die Abkommen mit Kanada, Japan oder auch Vietnam zu einem Anstieg deutscher Agrar- und Lebensmittelexporte geführt – ohne Abstriche bei Standards oder Regeln hinzunehmen, die unsere Produzenten unterlaufen würden.
Auch das EU-Mercosur Abkommen sichert dies ab.
Deswegen sollten wir auch weiter gemeinsam daran arbeiten, dass dieses Verständnis auch in der innenpolitischen Debatte gestärkt wird und gemeinsam weitere Freihandelsabkommen voranbringen.
Mein zweiter Punkt ist: In unsicheren Zeiten müssen wir umso mehr in die eigene Stärke investieren.
Wir erleben, dass internationale Akteure ihre außenpolitischen Interessen immer stärker mit Handels- oder Industriepolitik verknüpfen. Das spüren auch deutsche Unternehmen, die im Ausland tätig sind.
Auf diesem Spielfeld – der Geoökonomie – wird man nur ernst genommen, wenn man als Mannschaft gut aufgestellt ist.
Das bedeutet für uns als EU, dass wir den europäischen Binnenmarkt stärken müssen, dass wir Bürokratie abbauen und die Banken- und Kapitalmarktunion voranbringen.
Die Bundesregierung und die EU haben ihre Außenwirtschaftspolitik und ihre Instrumente in den letzten Jahren stetig fortentwickelt. Das wollen wir fortsetzen.
Auch deshalb haben wir uns im Koalitionsvertrag auf die Ausarbeitung einer Nationalen Wirtschaftssicherheitsstrategie verständigt, damit wir die Dimensionen von Sicherheit und Wirtschaft noch konsequenter zusammendenken.
Sehr geehrte Damen und Herren,
es freut mich, dass wir heute so viele verschiedene Perspektiven im Auswärtigen Amt zusammenbringen.
Ich möchte bei dieser Gelegenheit ausdrücklich auch die Landwirtschaftsreferentinnen und -referenten begrüßen, die an den deutschen Botschaften auf Posten sind und heute hier teilnehmen.
Diese Mitarbeitenden stehen Ihnen und Ihren Unternehmen für Ihre Fragen und Anliegen zur Verfügung – so wie das gesamte Auswärtige Amt mit seinen mehr als 200 Botschaften und Konsulaten.
Egal ob es um die Erschließung von Auslandsmärkten geht, um Kontakte im Gastland oder Fragen zu Geschäftsreisen und Auslandsmessen.
Bei all dem wollen wir Sie als Unternehmen so gut es geht unterstützen.
Sie können darauf vertrauen, dass wir als Bundesregierung Politik aus einem Guss machen werden – im Interesse unserer Wirtschaft, im Interesse der Landwirtschaft und der Ernährungswirtschaft, aber vor allem im Interesse unsers Landes.