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Rede von Außenminister Wadephul zur Verabschiedung der ausgehenden Staatssekretärinnen und des Staatssekretärs
Liebe Kolleginnen und Kollegen hier aus dem Hause,
aus dem Auswärtigen Dienst, aus dem Deutschen Bundestag.
Aber vor allen Dingen, liebe Frau Baumann, lieber Herr Bagger, liebe Frau Morgan, lieber Herr von Geyr!
Eine Wahl bedeutet immer auch einen Übergang. Von einer Regierung zur nächsten, von einer Ministerin zu einem Minister, und auch von einem Staatssekretärs-Team zu einem anderen.
Zeiten des Übergangs sind oft hektisch und fordernd. Das kennen viele von ihnen vom „eVT“, dem „einheitlichen Versetzungstermin“ und auch ich habe das in den letzten Wochen intensiv erlebt. Aber mir war es wichtig, dass wir miteinander dann doch für zwei Dinge Zeit hatten und haben. Das eine war die Andacht, die wir heute gemeinsam mit Oberkirchenrat Iro und Prälat Jüsten haben feiern können. Herzlichen Dank den beiden für die geistlichen Worte. Und das zweite ist, dass wir uns Zeit nehmen auch für die Verabschiedung dreier Menschen, die sehr viel für dieses Haus und für unser Land geleistet haben.
Ich möchte mit einem Dank beginnen. Der Wechsel in den Ämtern der Staatssekretärinnen und Staatssekretäre gehört bei einem Regierungswechsel in unserem Land, in unserer Demokratie ganz natürlich dazu. Und trotzdem ist das, was wir erlebt haben, auch was ich habe erleben dürfen, nicht selbstverständlich. Denn ich habe ein bestelltes Feld vorgefunden. Ich habe einen Marathon an Antrittsreisen absolvieren dürfen. Alles war minutiös vorbereitet. Das Haus stand vom ersten Moment mit all seiner Schlagkraft und Professionalität bereit. Auch deswegen konnte ich nach einer Woche im Amt hier in diesem Saal die größte Konferenz eröffnen, die das Auswärtige Amt je durchgeführt hat.
Dass all dies gelungen ist, das verdanken wir allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dieses Hauses, aber zuvorderst auch Ihnen, liebe Frau Baumann, liebe Frau Morgan, lieber Herr Bagger! Das war Ihr Werk und Ihre Leistung.
Liebe Frau Staatssekretärin Baumann,
wie verabschiedet man nun eigentlich jemanden, deren Karriere im Auswärtigen Amt, und so viel darf ich heute schon sagen, niemand so schnell nachmachen wird? Vor über 40 Jahren sind Sie als Konsulatssekretärsanwärterin in den Auswärtigen Dienst eingetreten. Kambodscha, Kuala Lumpur, Kosovo und, vielleicht manchmal der härteste Krisenposten, das Kanzleramt, waren Wegmarken zu Ihrem Amt als Staatssekretärin. Dreieinhalb Jahre, so lange wie kaum jemand in den letzten 25 Jahren. Sicher war es auch ihre Erfahrung in den verschiedenen Laufbahnen, die ihre Amtszeit so besonders gemacht hat und die es ihnen erlaubt hat, an der Spitze dieses Hauses Reformen, bemerkenswerte Reformen anzustoßen. Reformen, die nicht nur das Leben der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in diesem Haus verbessern und damit die Attraktivität als Arbeitgeber des Auswärtigen Dienstes unseres Landes, sondern die auch die Schlagkraft des Auswärtigen Dienstes erhöht haben.
Ich habe dem Personalratsvorsitzenden vor drei Wochen aufmerksam zugehört: Die nicht rotierende Expertenlaufbahn, die Sabbaticals, und natürlich die Visadigitalisierung, das sind auch Ihre Werke, Frau Baumann. Und wie Sie das alles gemacht haben, darüber hat mir Annalena Baerbock eine Anekdote erzählt. Als Sie nämlich mit Olaf Scholz Anfang 2023 das Bundesamt für Auswärtige Angelegenheiten in Brandenburg besuchte, da wurde ziemlich spontan beschlossen: die Visa-Digitalisierung, die machen wir dann eben bis zum 1. Januar 2025. Manch einer hat da geschluckt und relativ komisch aus der Wäsche geschaut, denn alle wussten, das ist eine ambitionierte Timeline. Denn es ging hier schließlich nicht um das Katasteramt von Unterföhring. Es ging um 167 Visastellen auf allen Kontinenten und 28 Visa-Kategorien. Also war die Frage: wie bekommen wir das hin? Wie halten wir den Zeitplan ein?
Und Sie, Frau Baumann, das haben wir alle bestätigt, waren diejenige, die gesagt hat: klar, das machen wir.
Pragmatisch, zupackend. Das ist das, was man über Sie hört hier im Haus. Diese absolute Bereitschaft, Dinge möglich zu machen. Deswegen wurden und werden sie so sehr geschätzt. Nach innen, aber eben auch nach außen: Bei ihrem unermüdlichen Einsatz für die humanitäre Hilfe in Nahost etwa, aber vor allem auch bei ihrem persönlichen Einsatz für die Energiehilfe in der Ukraine, als klares Zeichen gegen die russischen Angriffe auf die Wärmekraftwerke des Landes während der vergangenen Zwei Winter. Mit Tatkraft, aber eben auch mit herausragendem politischen Gespür und strategischer Weitsicht. Ihr geschickter Umgang mit allen wichtigen Partnern, auch in den Haushaltsverhandlungen. Und das sage ich als langjähriger Parlamentarier: das ist die Königsdisziplin. Nicht nur für Parlamentarier, sondern auch für Beamtinnen und Beamte, die die Interessen ihres Hauses durchsetzen wollen.
Liebe Frau Baumann, ich danke Ihnen, dass Sie auch zukünftig als Botschafterin eine wichtige und herausragende Rolle für uns und unser Land übernehmen. Herzlichen Dank für Ihren Dienst als Staatssekretärin im Haus.
Lieber Herr Staatssekretär Bagger,
Reden für Kinkel und Fischer. Reisen für Westerwelle. Reformen für Steinmeier. Krisenmanagement für Baerbock. Was immer es in den letzten 30 Jahren in der deutschen Außenpolitik zu erledigen gab, einer war nie weit weg - Thomas Bagger. Ein loyaler Berater. Aber, das hat ja Annalena Baerbock an dieser Stelle vor drei Wochen auch so hervorgehoben, mitnichten jemand, der seinem Dienstherrn oder seiner Dienstfrau nach dem Mund redete. Nicht zuletzt als außenpolitischer Berater des Bundespräsidenten haben Sie sich weit über dieses Haus hinaus einen Ruf als kluger, strategischer Denker erarbeitet. Dieses Urteil kann ich aus den wenigen, aber doch sehr gehaltvollen Gesprächen, die wir miteinander geführt haben, lieber Herr Bagger, nur bestätigen.
Kluges Denken ist das eine, aber die Fähigkeit, das dann auch mit kühlem Kopf ins Handeln zu übersetzen, das ist, meine ich, genauso entscheidend. Und auch hier hat mir meine Vorgängerin Einblicke gegeben: die Amerikaner wählen einen Präsidenten, der die deutsche Außenpolitik herausfordern wird. Die Ministerin ist auf Reisen im Krisengebiet in der Ukraine. Aus Sicherheitsgründen ist ihr Handy ausgeschaltet. Und in Berlin bröckelt die Koalition schon heftig. Aber bei einem brennt noch Licht. Und das ist bei Thomas Bagger, der im AA in Berlin am späten Abend alle zusammentrommelt, um in wenigen klaren Sätzen die Situation zu analysieren, Guidance zu geben und die Aufgaben zu verteilen. Ruhig und klar, in jeder Lage. Sei es bei unserer Unterstützung der Ukraine gegen die russische Aggression, bei den Vermittlungsbemühungen im Nahen Osten oder einem Syrien-Plan nach dem Sturz Assads. Sie haben maßgeblich die strategische Ausrichtung unserer Außenpolitik mitgestaltet. Sie haben das Auswärtige Amt, die deutsche Außenpolitik auch in den letzten Monaten des Übergangs als eine Konstante in der Welt mitgestaltet. Dass wir an den Tischen saßen, an denen wir sitzen mussten und sollten, daran hatten sie entscheidenden Anteil. Und dafür danke ich Ihnen. Für Ihr Wirken als Staatssekretär in diesem Haus, für Ihre Bereitschaft, weiter an herausragender Stelle als Botschafter für unser Land zu arbeiten. Ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit und danke Ihnen für Ihren Dienst in diesem Hause als Staatssekretär sehr herzlich.
Liebe Frau Morgan,
Ihre Karriere dauert noch keine drei Jahrzehnte in diesem Haus, aber dreieinhalb Jahre. Wirkungsvolle Jahre. Und seit ich hier vor drei Wochen, das ist ja nun noch mal sehr viel weniger, angefangen habe, habe ich so viele Menschen getroffen, die mir gesagt haben: Ja, sie hat das Haus prägen können. Sie haben nach einer langen Karriere in Think Tanks und NGOs die Seiten gewechselt, wie man so schön sagt. Weil sie die Chance gesehen haben, ihr Lebensthema, den internationalen Klimaschutz, aus dem Inneren der Regierung voranbringen zu können. Drei Jahre hat dieses Haus profitiert von Ihrem frischen Blick von außen, Ihrer Leidenschaft und Ihrer absoluten Expertise in der Klimapolitik, von ihrem enormen internationalen Netzwerk, aber auch von ihrer Bereitschaft, sich auf die bürokratischen Strukturen einer Behörde mit 13.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern immer wieder neu einzulassen.
In Ihren dreieinhalb Jahren haben Sie klimapolitische Erfolge gefeiert, die für Jahrzehnte bleiben werden. Die Durchsetzung des Loss and Damage Fonds, der gemeinsame Beschluss zum Ausstieg aus den fossilen Energien, aber auch die Verbreiterung der Klimageberbasis. All das sind Erfolge, die Sie maßgeblich möglich gemacht haben. Dafür danken wir Ihnen. Dafür danke ich Ihnen.
Und deswegen wiederhole ich, was ich schon in meiner Antrittsrede gesagt habe. Das hätte ich ehrlich gesagt vor einigen Jahren auch nicht gedacht. Aber ich bedaure es aufrichtig, dass die Zuständigkeit für die internationale Klimapolitik dieses Haus verlassen hat. Sie hatte hier einen guten Platz und mit ihnen einen hervorragenden Kopf. Aber natürlich wird Klima im Auswärtigen Amt nicht nur das mitmenschliche Klima, sondern im wahrsten Sinne des Wortes das Klima, das für unser Überleben wichtig ist, weiter eine wichtige Rolle spielen. Zu groß sind die Implikationen für unser Leben, für die Sicherheit und unseren Wohlstand. Sie, liebe Frau Morgan, haben dafür in den dreieinhalb Jahren, in denen Sie hier gewirkt haben, wichtige Grundlagen gelegt. Dafür ein ganz herzliches Dankeschön. Und Ihnen persönlich wünsche ich alles, alles Gute, und Gottes reichen Segen. Bleiben Sie gesund und behütet. Vielen Dank für Ihren Dienst für unser Land.
Liebe Frau Baumann, lieber Frau Morgan, lieber Herr Bagger,
Sie drei haben dieses Haus in einer Zeit von epochalen Umbrüchen auf Kurs gehalten. Mit strategischer Weitsicht, mit riesigem Elan. Und, das haben mir ganz viele Leute hier im Haus gesagt: mit riesengroßer Menschlichkeit. Mit Teamwork, Fehlerkultur, Empathie, Eigenverantwortung. Das haben Sie in diesem Haus vorgelebt.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
das ist auch wichtig für die Zukunft. Das müssen wir uns bewahren. Und das wollen Ihre Nachfolger fortsetzen. Mit mir treten Geza von Geyr und Bernhard Kotsch in dieses Amt, zwei Kollegen, die ich lange kenne und denen ich persönlich vertraue und die vor allem für eines stehen, was auch mir in meiner Amtszeit zentral wichtig sein wird. Und das ist eine Außenpolitik aus einem Guss. Die wir mit dem Kanzleramt, aber natürlich vor allen Dingen mit den benachbarten Ministerien, der Verteidigung, dem BMZ, den Innenbehörden, den Nachrichtendiensten und mit allen Arbeitseinheiten in diesem Haus gemeinsam gestalten müssen.
Teamwork eben. Das ist der Anspruch dieser Bundesregierung. Und den sollten wir vorleben. Und den müssen wir, lieber Geza von Geyr und lieber Bernhard Kotsch hier auch im Haus vorleben. Das ist der Anspruch, den wir gemeinsam mitbringen und den Ihr beide auch mit euren Biographien mitbringt. Ich bin dankbar, dass ihr mit eurem jeweiligen Blick und euren Biografien das Haus bereichern werdet. Geza von Geyr hatte den NATO-Gipfel im Juni fest im Blick. Bernhard Kotsch haben wir darum gebracht, wir haben das gerade bei der Andacht gehört, die Wahl des neuen Papstes in Rom zu erleben. Ich freue mich, dass Ihr beide nun hier seid.
Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit und wünsche Euch Glück, Erfolg, Erfüllung und ein gutes Miteinander im Kreis der Kolleginnen und Kollegen hier im Auswärtigen Amt, in Berlin und in der Welt.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, denn wir leben in einer Zeit, die geprägt ist von großen Unsicherheiten. Unsicherheiten, die uns alle, auch mich, von morgens bis abends im Amt begleiten und manchmal auch belasten.
Doch es gibt auch Anlass zur Zuversicht. Und das ist das Wissen, dass wir uns aufeinander verlassen können. Prälat Jüsten hat das in der Andacht auf mich gemünzt, aber ich nehme Sie alle dafür in Anspruch, dass wir verantwortlich sind für mehr Frieden und mehr Versöhnung in dieser Welt. Und ja, das waren große Sätze. Aber ich habe sie von Anfang an so verstanden, dass ich das ja niemals alleine machen kann und könnte, sondern mit Ihrer Unterstützung gemeinsam anpacken möchte.
Und dass wir uns aufeinander verlassen können, das gibt Zuversicht. Dass wir uns auf einander verlassen können, auf dem Staatssekretärs-Flur, auf anderen Fluren hier im Haus und in der gesamten Zentrale. Aber vor allem mit dem starken Team von 226 Auslandsvertretungen der Bundesrepublik Deutschland.
Lassen Sie uns das gemeinsam anpacken. Herzlichen Dank Ihnen Dreien für den Dienst hier an der Spitze des Hauses. Lassen Sie uns untergehakt die neuen Aufgaben angehen.