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Rede von Staatssekretär Stephan Steinlein zum 25jährigen Bestehen der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit in Warschau
Übersetzung aus dem Polnischen:
Sehr geehrte Damen und Herren,
es ist mir eine besondere Freude und Ehre, heute hier anlässlich des 25. Jahrestages des Bestehens der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit sprechen zu können.
Und das aus mindestens drei Gründen:
1. Meine erste Aufgabe als frisch gebackener Diplomat im Auswärtigen Amt war die SdpZ. Von Mai 1993 bis Sommer 1994 habe ich die Stiftung für ein Jahr als Referent betreut. Und habe daneben Polnisch gelernt - das leider in der Zwischenzeit wieder schlechter geworden ist.
2. Ich komme aus der DDR. Für uns Oppositionelle aus der DDR war Polen in den 80er Jahren das große Vorbild. Ich habe im Jahr 1986 gesagt: Wir brauchen einen Ort, wo wir die Zukunft eines geeinten Europas vorausdenken. Für mich war dieser Ort Krzyzowa, in Niederschlesien. Ein Ort, an dem sich eine wichtige Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus getroffen hat. Ein Ort in Polen. Und das war gut so. Polen war 1986 ein viel freieres Land als die DDR. Und deshalb für uns ein Land der Zukunft und der Hoffnung.
Die Jugendbegegnungsstätte Kreisau wurde zum ersten Projekt der SdpZ. Viele Jugendliche haben an bisher an internationalen Jugendbegegnungen in Kreisau teilgenommen. Und sind - hoffentlich - als bessere Europäer nach Hause zurückgekehrt.
3. Deutsche und Polen brauchen einander. Gerade in dieser Zeit, in der der Gedanke der europäischen Einigung in ernster Gefahr ist. Die Gründungsväter der SdpZ haben damals gesagt: Wir brauchen ein langfristiges, ein nachhaltiges Instrument für die Vertiefung der deutsch-polnischen Beziehungen. Ein Instrument, das uns über die kurzfristigen Wellen der Tagespolitik hinwegträgt - in die strategische Dimension unserer Beziehungen. Und das ist die SdpZ bis heute geblieben.
Weiter in deutscher Sprache:
Die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit hätte ohne die friedlichen Revolutionen 1989/1990 nicht das Licht der Welt erblickt. Sie entstand dank eines nicht zurückgezahlten JUMBO-Milliardenkredits. Damit war sie auch ein Geburtstagsgeschenk der Bundesrepublik Deutschland an das noch junge demokratische Polen, das nicht mit den Altschulden des untergegangenen kommunistischen Regimes belastet werden sollte.
Eine solche Entstehungsgeschichte kann es nur vor dem Hintergrund besonderer historischer Verantwortung geben, die Deutschland gegenüber seinem Nachbarn Polen hat. Aus ihr erwächst aber auch zugleich eine dauerhaft hohe Verantwortung für Versöhnung und Partnerschaft.
Aus unseren Beziehungen zu Polen ist die Stiftung nicht wegzudenken. Sie ist die „Hüterin des Schatzes“ unserer guten Beziehungen zueinander. Sie ist Bindeglied und Klammer: Alle wichtigen Akteure und Unterfangen im deutsch-polnischen Kontext sind in der ein oder anderen Weise mit der Stiftung verbunden. 25 Jahre gute Nachbarschaft wären ohne die SdpZ schlicht nicht vorstellbar. Beziehungsweise: Sie wären völlig anders verlaufen. Damit ist die Stiftung auch ein positiver „Game Changer“ unserer Beziehungen.
Nur selten werden Abkürzungen zu einem Markenzeichen. Bei der „SdpZ“ ist dies der Fall ! „SdpZ“ steht für Kontinuität und langen Atem. Sie ist für uns, die Regierungen in Warschau und Berlin, das Instrument zur Umsetzung einer sehr langfristig angelegten Strategie der Partnerschaft und Versöhnung. Mittlerweile ist die Stiftung weltweit ein Vorbild für Versöhnungsprozesse: Viele Delegationen, zum Beispiel aus Korea, Japan und Namibia, haben sich bei uns bereits ausführlich nach ihrer Konstruktion und Wirkungsweise erkundigt.
Wir waren uns als Regierungen bei der Gründung der Stiftung vor 25 Jahren unserer eigenen Kurzlebigkeit, manchmal auch Kurzatmigkeit bewusst. „Regierungen kommen und gehen, die Zivilgesellschaft bleibt“. Deshalb gilt heute so wie damals: Es lohnt sich, in die Zivilgesellschaft langfristig zu investieren. Mittlerweile gibt es schon drei Generationen der deutsch-polnischen Zusammenarbeit, die mit Mitteln der SdpZ gefördert wurden und werden.
Daher ist heute auch der richtige Moment, um einmal innezuhalten und dankbar zu sein. Danke allen polnischen Regierungen seit 1991. Danke, dass Sie gemeinsam mit uns diese wunderbare Stiftung auf ihrem bisherigen Weg unterstützt haben!
Mein Dank gilt allen bisherigen und heutigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stiftung! Danke an die Vorstände, Geschäftsführer, Ratsmitglieder, Sachbearbeiter und Projektkräfte! Viele von Ihnen sind heute hier.
Einige können nicht mehr hier sein. Wir denken insbesondere an Albrecht Lempp, der vor genau vier Jahren hier in Warschau im Einsatz für die Stiftung viel zu früh verstarb. Neun Jahre lang hat er als ihr Geschäftsführer behutsam und bedächtig gewirkt. Sein vermittelndes Auftreten als Brückenbauer zwischen Deutschen und Polen bleibt uns ein Vermächtnis.
Lassen Sie mich in diesem Geist aber auch einen Blick nach vorn richten. Ich wünsche der Stiftung für die nächsten 25 Jahre genauso viel Erfolg wie bisher. Ich wünsche allen Aktiven, dass es Ihnen gelingt, die Stiftung zukunftsfest zu machen. Dazu gehört auch, sie personell und finanziell abzusichern.
Und ich kann Ihnen im Namen des Auswärtigen Amts und im Namen des deutschen Außenministers Frank-Walter Steinmeier versichern: Wir werden Ihren Weg weiterhin mit Unterstützung und Zuneigung begleiten. Unsere Erwartungen sind keine geringen. Gerade in einer Zeit, in der der Himmel über Europa voller dunkler Wolken ist.
Wir wollen auch für die Zukunft eine dynamische Stiftung, die die volle Bandbreite und Dynamik der deutsch-polnischen Beziehungen gemäß ihrem Satzungszweck wiederspiegelt und abbildet !
Wir wollen eine Stiftung, die noch für viele weitere Generationen von Deutschen und Polen ein Leuchtturm ist. Eine Stiftung, die – über alle politischen Lager hinweg – zum Zusammenhalt der Gesellschaften beider Länder beiträgt und Orientierung gibt. Orientierung in Richtung eines freien und demokratischen Europa.
Je besser dies gelingt, desto stabiler und nachhaltig bleiben Versöhnung und Partnerschaft zwischen den Menschen in Deutschland und Polen. Und desto besser werden wir es schaffen, die dunklen Wolken gemeinsam zu vertreiben.
Vielen Dank. Dziękuję bardzo!