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Grußwort von Staatsministerin Maria Böhmer anlässlich des Neujahrsempfangs der Alexander von Humboldt-Stiftung sowie der Einführung des neuen Präsidenten der Stiftung, Prof. Dr. Hans-Christian Pape

18.01.2018 - Rede

Sehr geehrter Herr Präsident Pape,
sehr geehrter Herr Schwarz,
sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete,
Frau Staatssekretärin Quennet-Thielen,
Exzellenzen,
meine Damen und Herren!

Das Jahr 2018 beginnt für die Alexander von Humboldt-Stiftung mit einem wichtigen personellen Wechsel an ihrer Spitze.

Lieber Herr Pape,

mit Ihrer neuen Aufgabe als Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung reihen Sie sich ein in eine Abfolge brillanter Wissenschaftler: Es begann 1953 mit einem der berühmtesten Physiker des 20. Jahrhunderts, Werner Heisenberg, bis hin zum international führenden Forscher der Molekularchemie, Helmut Schwarz! Ich bin mir sicher, dass Sie dies als Ansporn aufnehmen werden!

„Um klar zu sehen, reicht oft
ein Wechsel der Blickrichtung“,
so schrieb einmal
Antoine de Saint-Exupéry.

Von Heisenberg bis Schwarz gilt: Jeder Präsident nimmt aufgrund seines Forschungsschwerpunktes einen andere Perspektive ein.

Damit prägt und bereichert er die Alexander von Humboldt-Stiftung in ihrer Entwicklung, Exzellenz und Zukunftsfähigkeit!

Lieber Herr Pape,
als Hirnforscher widmen Sie sich Angsterkrankungen und dem Furchtgedächtnis. Ich sehe spannende Zeiten für die Alexander von Humboldt-Stiftung! Denn Ihre Expertise, Erfahrung und ihr Forschungsgebiet lassen gänzlich neue Impulse erwarten und verheißen überraschende Perspektiven!

Das, was Sie im Innersten antreibt, haben Sie bereits bei der Verabschiedung von Professor Schwarz als bisherigem Präsidenten im November in der Villa Vigoni zum Ausdruck gebracht: Sie wollen als Präsident der Stiftung das zurückzugeben, was Sie als junger Forscher erhalten haben. Sie wollen junge Forscher unterstützen und ermutigen. Sie wollen noch mehr Forschern Stipendien ermöglichen!

Ihre Kenntnis des deutschen Wissenschaftssystems und Ihre internationale Ausrichtung sowie Vernetzung sind ideale Ausgangspunkte, um die Alexander von Humboldt-Stiftung durch neue Ideen weiter zu entwickeln. Darauf freuen wir uns alle!

Lieber Herr Schwarz,
an dieser Stelle will ich Ihnen noch einmal sehr herzlich für die gute, enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren danken.

Unser erstes Gespräch habe ich noch lebhaft in Erinnerung. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte mich damals ausdrücklich ermuntert, mit Ihnen Kontakt aufzunehmen!

Gerne denke ich an die vielen Begegnungen mit Ihnen zurück. Besonders an das Zusammentreffen beim Humboldt-Kolloquium 2016 in Israel. Dort war spürbar, mit welcher Begeisterung Sie sich für die weltweite Vernetzung der exzellenten Köpfe einsetzen, die zur Alexander von Humboldt-Stiftung gehören.

Was Brücken bauen in der Realität bedeutet, wurde mir in Tel Aviv besonders klar, als ich Eva Chava Landau traf. Sie war die erste Humboldt-Forschungsstipendiatin aus Israel.

Sie ging 1958 – sieben Jahre vor der offiziellen Aufnahme diplomatischer Beziehungen – nach Deutschland. Es waren die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, die die Wege ebneten! Wir alle können nur erahnen, wieviel persönlichen Mut Eva Landau aufbringen musste, aber eben auch wie entscheidend es war, sich im Humboldt-Netzwerk aufgehoben zu fühlen!

Exzellenz zu fördern – das zeichnet die Alexander von Humboldt-Stiftung aus, das treibt sie um. Und so haben Sie mir, lieber Herr Schwarz, empfohlen, die Gelegenheit zu nutzen und das Weizman-Institut in Tel Aviv zu besuchen. Ich traf dort junge deutsche Wissenschaftler und die Nobelpreisträgerin Ada Yonath.

Neugierig fragte ich den Präsidenten Daniel Zajfman bei unserem anschließenden Gespräch, was das Geheimnis des wissenschaftlichen Erfolges des Weizman-Instituts sei.

Er nannte drei Kriterien: Erstens: Wissen, aber das sei selbstverständlich; zweitens: Passion, die Leidenschaft am Forschen. Drittens: Happiness! Damit hatte ich nicht gerechnet!

Sie, lieber Herr Schwarz, haben bei Ihrer Einführung als Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung gesagt: Forschung erfordert Geduld.

Und hier ergibt sich für mich die Verbindung: Leidenschaft ist für mich genau diese Geduld – gepaart mit der Ungeduld! Man darf nicht nachlassen, oft muss man immer wieder neue Wege beschreiten, um ans Ziel zu kommen!

Und genau das wird verstärkt durch Happiness.

Auch bei der Alexander von Humboldt-Stiftung zeigt sich: Sie hat nicht nur die Besten der Besten, sie ist auch eine weltweite, hervorragend vernetzte Wissenschaftsfamilie. Wer aufgenommen wird, bleibt ein Leben lang mit ihr verbunden. Die Begleitung durch die Stiftung, aber auch der Austausch mit Weggefährten, vermitteln dieses Gefühl des Aufgehobenseins und des Vertrauens.

Für all das steht die Alexander von Humboldt-Stiftung. Dafür stehen gerade auch Sie, lieber Herr Schwarz! Danke für alles, was Sie bewirkt haben!

Ihre Institution, die Alexander von Humboldt-Stiftung, verkörpert die Exzellenz des Wissenschafts- und Forschungsstandorts Deutschland so sehr wie kaum eine andere.

Eine Vielzahl von Stipendien und Preise würdigen die Leistungen ihrer Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen. Unter ihnen befinden sich mittlerweile 55 Nobelpreisträger.

Es verwundert kaum, dass Ihr Forschungsstipendienprogramm so gefragt ist wie nie zuvor. Allein 2017 erreichten die Stiftung 2.000 Anträge. Deshalb ist Ihr zentrales Anliegen: das Programm weiter zu stärken, um mehr Stipendiaten und Stipendiatinnen fördern zu können.

In den vergangenen zehn Jahren haben Sie viel erreicht. Darauf können Sie stolz sein! So haben Sie die Fördermöglichkeiten erfolgreich ausgebaut. 2008 wurde die Alexander von Humboldt-Professur eingeführt, 2011 der Anneliese Maier-Forschungspreis geschaffen. Noch mehr Nachwuchswissenschaftler und Nachwuchswissenschaftlerinnen können heute mit dem Sofja Kovalevskaja Preis gefördert werden.

Auch die Fördermittel des Bundes haben einen Aufwuchs erfahren, der sich sehen lassen kann: In den letzten zehn Jahren stiegen sie um insgesamt etwa 85 Prozent (2008: ca. 66 Mio €, 2018: ca. 123 Mio €). Ich appelliere an die Mitglieder des Deutschen Bundestages, in den Haushaltsberatungen hier am Ball zu bleiben! Es lohnt sich!

Beim Thema Wissenschaftsfreiheit ist die Alexander von Humboldt-Stiftung mit der Philipp Schwartz-Initiative neue Wege gegangen und nimmt eine Vorreiterrolle ein: Deutschland hat mit dieser Initiative ein weithin sichtbares Signal gesetzt, um gefährdeten Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen die Chance
zu geben, ihre Forschungsarbeit in Deutschland fortzuführen.

Die große internationale Anerkennung der Philipp Schwarz-Initiative zeigt, wie wichtig es war, gemeinsam mit Hochschulen, internationalen Organisationen und privaten Förderern ein solches Konzept zu entwickeln. Sie haben damit zugleich eine Plattform geschaffen für die Zusammenarbeit mit anderen Initiativen, um gefährdeten Wissenschaftler zu helfen.

Sehr geehrte Damen und Herren,
wo stehen wir 2018 und was wollen wir in der nächsten Phase erreichen?

Ich will hier nur drei Punkte nennen:

Erstens, die Gestaltung der Internationalisierung im Hochschul- und Forschungsbereich, das Eintreten für die Wissenschaftsfreiheit, der Umgang mit Krise und Flucht und das Zusammenwirken mit schwierigen Partnern, werden uns in der Außenwissenschaftspolitik intensiv beschäftigen.

Für uns im Auswärtigen Amt gilt: Die Herausforderungen und Chancen frühzeitig zu erkennen und gemeinsam mit Ihnen Lösungen zu entwickeln.

In diesem Sinn kann ich bekräftigen, dass das Auswärtige Amt die Alexander von Humboldt-Stiftung weiter nach besten Kräften unterstützen wird, auch wenn es darum geht, die Philipp Schwartz-Initiative zu verstetigen und den Stipendiaten über den Tag hinaus eine nachhaltige berufliche Perspektive zu geben. Finanzielle Mittel sind das eine, Kreativität beim Ausbau des Fördernetzwerks das andere.

Zweitens, wir müssen den Zusammenhalt in Europa stärken. Das wird die große gemeinsame Aufgabe der nächsten Jahre sein. In seiner Rede an der Sorbonne hat Präsident Macron daran erinnert, dass der Austausch von Ideen und Menschen Europa ausmacht, dass Kultur und Wissen keine Grenzen, keine starren Regeln kennen. Wir stehen hier in Europa in einer wissenschaftlichen Tradition, denn es sind Universitäten wie Bologna, Oxford, Paris, Prag und Wien, die zu den ältesten Orten des wissenschaftlichen Austauschs gehören.

Kultur und Wissenschaft dürfen sich angesichts der Fliehkräfte in Europa – und hier geht es nicht nur um den Brexit –, nicht zu Rückzugsorten entwickeln, sondern das Prinzip der Offenheit, der Kooperation und der Vernetzung muss immer wieder neu belebt werden.

Ich bin davon überzeugt, das, was Europa im Innersten zusammenhält, sind unsere Kultur und das Wissen, das wir teilen. Wenn es uns gelingt, noch mehr junge Menschen zu ermutigen, in Europa Erfahrungen zu sammeln, werden wir wieder näher zusammenrücken.

Der Erfolg des ERASMUS-Programms zeigt, wie begeistert sich junge Menschen einbringen. Und das zeigt ebenso die Förderung der jungen Nachwuchswissenschaftler in der Alexander von Humboldt-Stiftung.

Wäre es für die Stiftung nicht eine reizvolle Aufgabe, hier einen Schwerpunkt Europa zu setzen?

Drittens, es ist die Digitalisierung, die unsere Welt zunehmend prägt. Auch für die Mittlerorganisationen ist es von entscheidender Bedeutung, entsprechend gerüstet zu sein.

Denn der hohe Anspruch der Exzellenz erfordert zeitgemäße und moderne Strukturen.

Für die künftige Ausrichtung der Alexander von Humboldt-Stiftung ist es deshalb besonders wichtig, die 2017 begonnene Modernisierung konsequent fortzusetzen: ob bei Managementstrukturen oder der IT-Unterstützung.

Meine Damen und Herren,
lassen Sie uns auf das Jahr 2019 schauen – das Jahr, in dem wir den 250. Geburtstag von Alexander von Humboldt feiern. Humboldt war Vordenker der globalen Kooperation und des transdisziplinären Forschens. Seine Strahlkraft als Universalgelehrter geht weit über die Wissenschaft hinaus.

In Kuba habe ich im vergangenen Jahr erlebt, wie präsent Alexander von Humboldt ist und welche Spuren er hinterlassen hat. Dieses Jubiläum bietet die einmalige Chance, die Verbindungen zwischen Lateinamerika und Deutschland weiter zu stärken!

Dem dient auch eine Kampagne des Auswärtigen Amts in Lateinamerika.

Sie fügt sich ein in unseren umfassenden Ansatz der Science Diplomacy. Science Diplomacy wird in den kommenden Jahren ein zentraler Schwerpunkt der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik sein:

Science Diplomacy sichert die Rahmenbedingungen für internationale Kooperation, für Austausch und Vernetzung in Bildung, Wissenschaft und Forschung. Sie schafft Synergien zwischen Wissenschaft und Wirtschaft.

Und sie stärkt Deutschland insgesamt als Standort für Innovation und Exzellenz. Hier spielt die Alexander von Humboldt-Stiftung eine besonders wichtige Rolle.

Gemeinsam mit Ihnen wollen wir die Sichtbarkeit Deutschlands als innovativer, dynamischer und weltoffener Partner erhöhen.

Wir wollen die Kultur-, Bildungs- und Wissenschaftszusammenarbeit intensivieren und Vernetzung fördern und erfolgreich für den Wissenschafts- und Innovationsstandort Deutschland werben! Wir freuen uns dabei auf die Zusammenarbeit mit Ihnen!

Lieber Herr Pape,
als Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung erwartet Sie ein unglaublich vielfältiges und anregendes Betätigungsfeld. Für diese Aufgabe will ich Ihnen auch im Namen von Außenminister Gabriel und Bundeskanzlerin Merkel allen Erfolg wünschen!

Ich persönlich wünsche Ihnen eigentlich nur eines: Happiness – bei allen Ihren Vorhaben!

Vielen Dank.

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