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Rede von Außenminister Guido Westerwelle zur Eröffnung des 64. Lateinamerika-Tages in Hamburg
--es gilt das gesprochene Wort--
Sehr geehrte Frau Kollegin Maria Angela Holguín,
sehr geehrter Herr Kollege Alfredo Moreno Charme,
sehr geehrter Herr Minister Dr. Ildefonso Guajardo Villarreal,
sehr geehrter Herr Melsheimer,
sehr geehrter Herr Liesenfeld,
Exzellenzen,
sehr geehrte Damen und Herren,
Ich freue mich, auch in diesem Jahr an der Eröffnung des Lateinamerika-Tags teilnehmen zu können. Ich begrüße das Engagement des Lateinamerika Vereins. Ich danke der Handelskammer Hamburg für die aktive Unterstützung.
Hamburg ist seit Generationen ein wichtiges Tor zur Welt Lateinamerikas und der Karibik. Es ist daher mehr als folgerichtig, dass Hamburg Sitz ist der Stiftung für die Förderung der Beziehungen zwischen der EU und den Staaten Lateinamerikas und der Karibik.
Lateinamerika und Europa sind natürliche Partner in einer globalisierten Welt. Die Basis unserer Partnerschaft ist ein Fundament gemeinsamer Werte. Uns verbinden die gleichen Vorstellungen von der Freiheit und der Würde des Einzelnen, von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit.
Trotz geografischer Distanz sind sich Lateinamerika und Europa nah.
Das ist nicht politische Theorie. Bei den Vereinten Nationen in New York haben Brasilien und Deutschland gerade eine gemeinsame Initiative gestartet, um den Schutz der Privatsphäre global zu verankern.
Lateinamerika hat eine beeindruckende wirtschaftliche Erfolgsgeschichte geschrieben. Nach Chile und Mexiko ist Kolumbien auf dem Weg, Mitgliedsland der OECD zu werden. Wir in Europa freuen uns über den Aufstieg Lateinamerikas.
Gerade für die deutsche Wirtschaft bietet der lateinamerikanische Erfolg viele neue Chancen. Gleichzeitig hat die deutsche Wirtschaft viel zu bieten.
Es sind nicht nur die Produkte und Dienstleistungen der deutschen Unternehmen, die hohe Anerkennung erfahren. Oft werde ich auf unser System der dualen Berufsausbildung angesprochen. Das deutsche System der dualen Berufsausbildung entwickelt sich zu einem echten Exportschlager „Made in Germany“.
Die Handelskammer Hamburg gehört beim Erfahrungsaustausch zur beruflichen Bildung zu den Vorreitern.
Ich danke dem Präses der Handelskammer für dieses wichtige Engagement.
Wir freuen uns über das Interesse unserer lateinamerikanischen Partner an einem Ausbau der wissenschaftlichen und technologischen Zusammenarbeit.
Gerade für die technologisch kompetenten, kleinen und mittleren Unternehmen aus Deutschland kommt ein Engagement im Ausland dann in Betracht, wenn die Rahmenbedingungen verlässlich sind. Die Rahmenbedingungen müssen stimmen im Großen wie im Kleinen.
Protektionistischen Tendenzen müssen wir uns gemeinsam entgegenstellen. Auf lange Sicht bringt nur Freihandel Wirtschaftswachstum, sichere Arbeitsplätze und soziale Sicherheit.
Wir begrüßen das Engagement der Pazifik-Allianz für den Abbau von Handelshemmnissen und für freien Handel. Auch die Bundesregierung hat sich in den letzten Jahren für den Freihandel stark gemacht.
Erfolgreich haben wir uns für den Abschluss der Freihandelsabkommen der EU mit Zentralamerika, mit Peru und Kolumbien eingesetzt.
Wir werben weiter in Brüssel und in den südlichen Ländern Lateinamerikas für ein ambitioniertes Assoziierungsabkommen der EU mit dem MERCOSUR. Wir sind zuversichtlich, dass wir bis Ende des Jahres hier einige wichtige Schritte vorankommen können.
Das umfassende transatlantische Freihandelsabkommen ist das zurzeit wohl bedeutendste Projekt zur Förderung des freien Handels in der Welt. Die Auswirkungen auf Drittstatten haben wir dabei natürlich im Blick.
Ich selbst habe erst im Sommer dieses Jahres in Kanada und Mexiko persönlich über die Chancen eines solchen Abkommens mit meinen Amtskollegen dort gesprochen. Das transatlantische Wirtschaftsabkommen ist gegen niemanden gerichtet.
Der starke Impuls, der von einem erfolgreichen Abkommen auf die Weltwirtschaft ausstrahlen wird, wird die Sorgen der Kritiker entkräften.
Gerade die Volkswirtschaften in Lateinamerika und der Karibik haben gute Voraussetzungen von einer neuen transatlantischen Wachstumsdynamik selbst zu profitieren.
Ich halte nichts davon, die Gespräche über ein solches transatlantisches Freihandelsabkommen abzubrechen. Wir sollten den Datenschutz, den Schutz von Informationen und der Privatsphäre vielmehr jetzt zu einem zentralen Gegenstand der Verhandlungen machen.
In der heutigen Welt des Wandels gibt es keinen Staat, der allein den globalen Herausforderungen gewachsen ist. Nur gemeinsam können wir die Globalisierung verantwortlich mitgestalten. Darum müssen wir uns mit Gleichgesinnten zusammen tun.
Deshalb habe ich gleich zu Beginn meiner Amtszeit das Ziel formuliert, dem wachsenden wirtschaftlichen und politischen Gewicht Lateinamerikas Rechnung zu tragen und die deutsch-lateinamerikanischen Beziehungen auf eine neue Stufe zu heben.
Das große Interesse am Lateinamerika-Tag sehe ich als schönen Beleg für den Erfolg unserer gemeinsamen Bemühungen. Lassen Sie uns weiter daran arbeiten.
Vielen Dank.