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Außenminister Westerwelle im Interview mit der BUNTE

12.08.2010 - Interview

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Wir waren gerade im sogenannten Krisenkeller des Auswärtigen Amtes. Was passiert da?

Außenpolitik ist eben nicht nur, wie manche denken, der rote Teppich, der Empfang, die diplomatische Ansprache, sondern hat auch eine handfeste Bedeutung für die Bürger. Dort wird zum Beispiel den auf Reisen gestrandeten Touristen geholfen. Oder es wird für konsularische Betreuung gesorgt, wenn eine Aschewolke den Flugverkehr niederstreckt. Jetzt konnten wir gerade erreichen, dass zwei entführte Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks befreit wurden.

Immer wieder wagen sich deutsche Touristen in riskante Gebiete und werden entführt. Haben Sie Verständnis für solche Abenteuerurlauber?

Ich habe Verständnis für Reiselust, auch für ein wenig Abenteuerlust, vor allem wenn man jung ist und die Welt mit dem Rucksack erleben möchte. Aber ich habe kein Verständnis für Leichtsinn, zumal ja die Gemeinschaft der Steuerzahler auch immer die Kosten für die Folgen zu tragen hat. Wir hätten da weniger zu tun, wenn der eine oder andere etwas umsichtiger handeln würde. Aber mit etwa 240 Auslandsvertretungen und rund 300 Honorarkonsuln haben Deutsche einen Schutz, den sich die allermeisten Bürger anderer Staaten auch wünschen würden.

Sie haben als Außenminister bisher schon 53 Staaten besucht. Wie schaffen Sie es, bei so vielen Begegnungen einen persönlichen Kontakt zu Ihren Amtskollegen aufzubauen?

Es gibt ja Menschen, die neigen zu verschränkten Armen im Gespräch – ich nicht. Da hilft mir der Rheinländer, der ich durch und durch bin. Ich bin gern mit Menschen zusammen, bin neugierig und empfinde das wirkliche Kennenlernen von Menschen als Bereicherung.

Was haben Sie seit Ihrem Amtsantritt über die Welt gelernt?

Mir hat zum Beispiel meine Reise nach Lateinamerika erneut gezeigt, wie unterschätzt diese Region ist. Das sind Länder, die mit unglaublich viel Disziplin, Fleiß und zukunftsbejahendem Optimismus nach den Sternen greifen. Da sind Potenziale – nicht nur wirtschaftliche –, an deren Nutzung wir mitwirken sollten.

Ist Außenminister Ihr Traumamt?

Einerseits ja, weil es Möglichkeiten gibt, Dinge zu bewegen. Andererseits unterschätzt man die Disziplin und auch die Härte der Arbeit, die mit dem Amt verbunden ist. Wegen der Zeitverschiebung habe ich gelegentlich sehr ungewöhnliche Arbeitszeiten.

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