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Rede von Außenministerin Baerbock bei der Eröffnung der BioNTech-Produktionsstätte in Ruanda
Lightspeed – also Lichtgeschwindigkeit.
Das war der Name des zehnmonatigen Projekts von Professor Sahin und Professorin Türeci zur Entwicklung eines mRNA-basierten COVID-19-Impfstoffs.
So etwas gab es noch nie. Aber es hat funktioniert.
Das war eine bemerkenswerte Leistung.
So wie der Ort, an dem wir uns heute befinden, bemerkenswert ist.
Impfstoffproduktion in modularen Containern. Aufbau einer Produktionsstätte in weniger als zwei Jahren.
Die Pandemie hat die Kraft globaler Innovation deutlich gemacht.
Doch sie hat uns auch etwas Anderes gelehrt – nämlich wie nachteilig sich unfaire Verhältnisse auswirken können.
Forscherinnen und Forscher aus Südafrika und Botsuana waren die ersten, die eine wichtige Variante des Virus analysiert haben.
Doch obwohl die Forschungsbemühungen während der Pandemie global vorangetrieben wurden, ist es nicht gelungen, allen Menschen überall auf der Welt auf zügige und gerechte Weise Impfstoff zur Verfügung zu stellen.
Die Fehler der Vergangenheit können wir nicht ungeschehen machen.
Aber gemeinsam können wir daraus lernen – und eine bessere Zukunft aufbauen.
Deshalb ist heute ein so wichtiger Tag. Auch für uns.
Wie Professor Sahin bereits sagte: Dies ist nicht nur einfach eine Produktionsstätte. Insbesondere in diesen brutalen globalen Zeiten.
Die BioNTainer-Produktionsanlage, die wir heute eröffnen, wird Kern eines pharmazeutischen Sektors und Ökosystems in Ruanda sein. Eines Sektors, der künftig den medizinischen Markt in Afrika zu bezahlbaren Preisen beliefern wird. Der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Ruanda und anderen afrikanischen Ländern Arbeitsplätze bieten wird.
Und der uns allen mehr Sicherheit gibt.
Für uns als Team Europe ist das genau die Art von Partnerschaft, die wir im Rahmen der Global-Gateway-Initiative anstreben.
Partnerschaften, die Resilienz schaffen statt Abhängigkeit.
Partnerschaften, in denen wir voneinander und miteinander lernen.
Durch Global Gateway haben sich die EU und ihre Mitgliedstaaten, angeregt durch ein Projekt der Afrikanischen Union verpflichtet, mehr als 1,2 Milliarden Euro – mehr als die Hälfte aus meinem Land Deutschland – zu investieren, um die Impfstoffproduktion in Ruanda, Senegal, Ghana, Südafrika und Nigeria anzukurbeln.
Und wir halten uns an diese Verpflichtung.
Bundeskanzler Olaf Scholz lässt seine herzlichen Glückwünsche ausrichten.
Ich bin stolz, dass Deutschland dazu beigetragen hat, ein tragfähiges wirtschaftliches Umfeld für die Investition von BioNTech hier in Ruanda zu schaffen.
Dank einer Partnerschaft zwischen der für Impfstoffe zuständigen deutschen Behörde und ihrem ruandischen Pendant wird die RFDA bald in der Lage sein, in Afrika hergestellte Impfstoffe auf den Markt zu bringen.
Und durch Mitwirkung bei der Schaffung eines neuen Masterstudiengangs in Pharmazie an der Universität Kigali, wo erst im vergangenen Monat die Studierenden ihre Ausbildung begonnen haben – mit dem Ziel, künftige Pandemien zu bekämpfen und gemeinsam zu studieren.
Das Projekt Lightspeed hat gezeigt, was möglich ist, wenn wir begreifen, wie dringlich unsere Aufgabe ist.
Und heute haben wir in der Anwendung dieser Erkenntnis auf unsere globalen Partnerschaften einen Meilenstein erreicht.
Zu einer Zeit, in der viel über eine wachsende Spaltung in der globalen Politik geredet wird, haben wir Ihnen heute hier vor Augen geführt, dass es sich nicht einfach nur um eine Produktionsanlage handelt. Vielmehr demonstrieren wir in Zeiten wachsender Spaltung, was die afrikanisch-europäische Zusammenarbeit bewirken kann.
Wir demonstrieren damit, dass wir gemeinsam ein stärkeres globales Gesundheitssystem aufbauen.
Und dass wir gemeinsam etwas erreichen werden, was uns bei der Bewältigung globaler Krisen hilft.
Vielleicht nicht immer mit Lichtgeschwindigkeit. Doch so schnell es irgend geht!