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Rede von Staatsministerin Müntefering zur Buchvorstellung von „Welt der Frauen“

15.11.2021 - Rede

Willkommen im Weltsaal! Hier finden bei uns im Auswärtigen Amt normalerweise die großen Konferenzen statt: von Klima bis zu Friedenspolitik. Heute wird er zum „Welt der Frauen“-Saal.

Und das wird auch mal Zeit.

Denn die Welt, in der wir leben, ist leider immer noch “a men’s world”. Das gilt in der Diplomatie genauso wie in der Politik, in der Wirtschaft wie im Sport.

In den letzten dreieinhalb Jahren habe ich als Staatsministerin viele beeindruckende Menschen kennenlernen dürfen. Frauen wie Hamsatu Allamin etwa, die nicht zusehen wollte, wie sich die Gewaltspirale in Nigeria immer weiter drehte und die so zur Friedensaktivistin wurde.

Frauen, die ihr Leben und ihre Sicherheit dafür einsetzen, die Welt ein Stück besser zu machen. Jeden Tag aufs Neue.

Ihr Einsatz ist unsere Verpflichtung.

Aus Begegnungen und geteilten Überzeugungen ist ein starkes Netzwerk entstanden - und dann das Buch „Welt der Frauen“.

Dafür bin ich dankbar. Ich sehe aber auch:

Wenn ich morgens hier im Auswärtigen Amt in mein Büro gehe, komme ich jeden Tag an der Ahnengalerie vorbei.

Die Diversität auf den Bildern beschränkt sich dort weitgehend auf die Frage, ob die Herren eine Fliege oder eine Krawatte tragen.

In der über 150jährigen Geschichte des Auswärtigen Amtes gab es erst zwei Staatssekretärinnen. Und auch bei den Staatsministerinnen sieht es nicht viel besser aus.

Nach der ersten unter uns, Hildegard Hamm-Brücher, haben wir dieses Jahr einen Raum benannt. Und a propos Unterstützung:

Zwei meiner Vorgängerinnen im Amt sind heute hier. Liebe Frau Böhmer, liebe Conny - wie sehr ich mich freue. Sie beide kennen die Situation der Frauen in der Diplomatie auch aus der Innenansicht.

Liebe Frauen!

Wenn man das alles bedenkt, haben wir in den letzten Jahren eine kleine Revolution erlebt. Inzwischen ist Geschlechtergerechtigkeit zu einer der zentralen Querschnittsaufgaben deutscher Außenpolitik geworden.

Projekte von Afrika bis Lateinamerika, und die Implementierung der Resolution 1325 als Priorität im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen - das hat Heiko Maas möglich gemacht.

Und wir haben viel getan, damit wir auch selbst unserem Anspruch an eine gendersensible Außenpolitik gerechter werden. Es freut mich, dass heute viele Kolleginnen des Vereins Frauen@Diplo hier sind, die auch die heutige Veranstaltung mit unterstützt haben!

Als sich die Kolleginnen für die Belange der Diplomatinnen zusammengeschlossen haben, hatten einige Herren durchaus - ich sage mal - Fragen.

Wir sind den Weg hin zu einer feministischen Außenpolitik gegangen, gleichwohl es von mancher Seite starken Gegenwind gab. Und ich hoffe, die kommende Bundesregierung wird dies fortsetzen.

Denn, um eine der Fragen zu beantworten: Ja. Es ist gerade angesichts massiver Herausforderungen und Umbrüche in der Welt eine der richtigen Prioritäten, darauf zu setzen, dass Menschenrechte geschützt und die Kräfte der Zivilgesellschaft unterstützt werden.

Gleichberechtigung ist eine Frage der Menschenrechte. Aber es ist eben auch eine Frage von Stabilität und Sicherheit. Und nicht zuletzt von Teilhabe und Demokratie.

Von all dem brauchen wir mehr in der Welt, nicht weniger. Ich bin überzeugt: Eine feministische Außenpolitik ist eine bessere Außenpolitik.

Liebe Elke,

unsere Womens Night war der Beginn, heute soll es nicht das Ende sein - im Gegenteil. Das vorläufige Ergebnis zeigt: Ein Buch mit 20 beeindruckenden Autorinnen, die über sich, ihre Arbeit und ihre Ideen für eine bessere und gerechtere Welt schreiben – und zwar auf eine sehr persönliche und berührende Weise.

Sie erzählen davon, wie ein junges Mädchen aus der Nähe von Frankfurt die Bäckerei des Vaters übernehmen sollte, und stattdessen zu einer der bedeutendsten Fußballtrainerinnen der Welt wird.

Wie eine Kriegsreporterin in Ländern wie dem Südsudan oder der Demokratischen Republik Kongo unermessliches Leid sieht und zugleich entdeckt, was eine Gesellschaft zusammenhält.

Oder, liebe Georgine, wie ein Mensch nach Jahrzehnten gegen alle Widerstände die Kraft findet als die zu leben, die sie ist. Wie schön, dass Du bei uns bist!

Liebe Frauen,

eine Geschichte muss ich in diesem Zusammenhang noch erzählen, ein Making Of, quasi, von einer Autorin, die ich gerne für das Buchprojekt gewonnen hätte, die aber leider absagen musste. Samantha schrieb mir prompt eine Mail zurück: Liebe Michelle, ich wäre gerne dabei. Es ist bei mir aber gerade schlecht. Ich bin in den kommenden Wochen im Weltall.„

Ich habe das gelten lassen. Und mir gedacht: Frauen haben heute eben auch die gläserne Decke unserer Atmosphäre durchbrochen.

Das ist natürlich eine wahnsinnig beeindruckende Vorstellung, darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir in ganz vielen Bereichen eben doch noch meilenweit von Geschlechtergerechtigkeit entfernt sind. Dazu wird unsere frisch gewählte Bundestagspräsidentin etwas sagen - liebe Rita Süßmuth, ich kann jetzt schon verraten, Ihre Amtsnachfolgerin wird Sie nicht enttäuschen.

Liebe Bärbel Bas,

mir ist es eine besondere Freude, dich heute als Bundestagspräsidentin bei uns im Auswärtigen Amt begrüßen zu können. Als Kind des Ruhrgebiets bist Du ja furchtlos und direkt - und ich kenne dich vor allem auch als wunderbar natürlich. Genau das wird dem Parlament gut tun.

Das ist heute eine deiner ersten Reden im neuen Amt, wir alle sind gespannt. Und Du weißt, wie sehr ich mich freue, dass Du hier bist.

Ich sage nun: Danke an Sie alle. Es ist klar, dass ein solches Projekt nicht ohne die Unterstützung von vielen Menschen möglich gewesen wäre. Ganz besonders das tolle Team des Elisabeth Sandmann Verlags, Karin Graf, allen Autorinnen und natürlich Du, liebe Elke, haben es möglich gemacht.

Und nicht zuletzt: Auch meinem Team hier im Auswärtigen Amt, dass mich bei all meinen verrückten Ideen immer unterstützt will ich heute ganz besonders zurufen: Euch um mich zu haben, ist mir die letzten Jahre eine Ehre gewesen.

Mögen alle guten Geschichten mehr werden und weitererzählt, mögen wir uns unterstützen und hochheben. Wo immer wir sind, wo immer es geht.

Frauen, die mitbestimmen, sich einbringen, ihr Wort machen, sich engagieren - das ist auch für Männer gut – für uns alle!

Ich freue mich auf einen schönen Abend.

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