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Grußwort von Außenminister Heiko Maas anlässlich der Gedenkstunde zum 80. Jahrestag der Massenerschießungen in Rumbula, Lettland

30.11.2021 - Rede

„Die Menschen weinen bitterlich, verabschieden sich voneinander. [...] Die Waffen dröhnen unablässig, die Schutzleute hören nicht auf, zur Eile anzutreiben. [...] So geht das über viele Stunden.“

Mit diesen Worten beschrieb Frida Michelson, eine der wenigen Überlebenden, was sie vor 80 Jahren hier in Rumbula erlebte.

Ihre Worte heute an dieser Stelle vorzutragen – an einem Ort, der für tausende Menschen zur Grabstätte geworden ist – erfüllt mich als deutscher Außenminister mit Trauer, Entsetzen und Scham.

Wir sind heute hier zusammengekommen, um uns vor den Toten zu verneigen – und um zu erinnern und zu gedenken.

  • Wir gedenken der hier in Rumbula ermordeten Menschen und aller Opfer des Holocausts im damals deutsch besetzten Lettland. Nach 1945 war fast die gesamte jüdische Gemeinschaft Lettlands ausgelöscht.
  • Wir gedenken der Zehntausenden von Jüdinnen und Juden, die aus anderen europäischen Ländern nach Lettland deportiert und hier von Deutschen ermordet wurden. Mehr als 1.000 wurden hier in Rumbula erschossen, viele weitere ganz in der Nähe, im Wald von Bikernieki.
  • Und wir gedenken der mutigen Lettinnen und Letten, die ihr Leben riskierten, um Jüdinnen und Juden zu retten. Menschen wie Herr Vestermanis, die sich den deutschen Besatzern widersetzten.

Meine Damen und Herren,

solches Gedenken – wir schulden es den Opfern der Shoah. Wir dürfen ihre Leben und ihr Leid niemals vergessen.

Aber wir schulden dieses Gedenken vor allem auch uns selbst. Denn wenn wir uns zu unserer Vergangenheit bekennen – in Worten und in Taten – legen wir damit den Grundstein für eine bessere und gemeinsame Zukunft.

Ein beeindruckendes Beispiel dafür ist das Riga-Komitee, ein Bündnis deutscher, lettischer, tschechischer und österreichischer Städte. Das Komitee hält die Erinnerung an die Opfer des Holocaust in Lettland wach. Seit seiner Gründung vor über 20 Jahren ist es heute auf mehr als 60 Partnerstädte angewachsen.

Und das zeigt: Die gemeinsame Auseinandersetzung mit Geschichte kann uns zusammenführen.

Nach dunklen Zeiten und einer schrecklichen Vergangenheit haben wir Europäerinnen und Europäer ein geeintes und friedliches Europa aufgebaut.

Gemeinsam können wir weiter Lehren aus dieser Vergangenheit ziehen – und sie nutzen, um für uns alle eine bessere Zukunft zu bauen.

Vielen Dank.

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