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Laudatio von Außenminister Heiko Maas auf Dr. Daniela De Ridder anlässlich der Verleihung des Ordens „Ritter der Ehrenlegion“ durch Frankreich

29.09.2021 - Rede

Liebe Daniela,

Dir wird heute der Orden „Ritter der Ehrenlegion“ verliehen – die höchste Auszeichnung Frankreichs.

Das ist eine riesige Ehre – im Übrigen eine, die nur sehr wenigen Deutschen bisher zuteilwurde. Unter anderem auch Marlene Dietrich.

Und es ist Ausdruck der deutsch-französischen Freundschaft, die alles andere als eine Selbstverständlichkeit ist.

Aus den Erbfeinden von einst wurden in vergangenen sieben Jahrzehnten Erbfreunde.

Und das ist auch dem Mut und dem Engagement vieler überzeugter Politikerinnen und Politiker zu verdanken.

Politikerinnen wie Dir, liebe Daniela.

Die deutsch-französische Freundschaft ist auch der Motor der europäischen Integration – und auch das haben wir an vielen Stellen in den letzten Jahren immer wieder gesehen. Und dein Lebensweg ist untrennbar mit dieser verbunden. Als Tochter einer Deutschen und eines Belgiers geboren 1962 in Kiel, aufgewachsen in Belgien, zweisprachig, multikulturell. Die europäische DNA, sie ist auch ganz die deine.

Als deine Familie 1967 nach Belgien zog und Du noch in deinen Kinderschuhen die Straßen von Brüssel für Dich erobertest, steckte auch die Europäische Gemeinschaft in ihren Kinderschuhen. Und Brüssel machte sich auf, die Herzkammer der Europäischen Einigung zu werden. Welch eine interessante Zeit muss das gewesen sein!

„Nur wer Grenzen überschreitet, schafft neue Verbindungen.“ Mit diesem Sprichwort könnte man deinen ganzen Lebenslauf überschreiben.

Das ist Europa. Das bist Du. Eine Europäerin durch und durch.

Und, vielleicht gehört das auch zu Europäern dazu, eine Grenzüberschreiterin - im besten Sinne des Wortes. Grenzüberschreitung weitet den Blick. Und schon seit deiner Jugend – darüber hast du gerade gesprochen - zieht es Dich nach Frankreich.

Liberté, fraternité und eben auch égalité – unsere Nachbarn sind Vordenker in Sachen Gleichstellung. Gleiche Rechte für alle, das leitet auch Dich bereits während deines Studiums, in deiner Forschung und immer wieder auch als Gleichstellungsbeauftragte.

Und auch als Abgeordnete habe ich Dich kennengelernt als engagierte Kämpferin für Gleichstellung und Partizipation – gerade auch in der Außenpolitik.

Als stellvertretende Vorsitzende der deutsch-französischen Parlamentariergruppe und im Verwaltungsrat des Deutsch-Französischen Jugendwerkes bist Du dem „franco-allemand“ treu geblieben und engagierst Dich besonders für den Austausch und die Kooperation zwischen jungen Menschen und natürlich auch der Wissenschaft.

Getragen von der Überzeugung, dass von Deutschland und Frankreich immer wieder Impulse für Europa ausgehen müssen, hast du überall dort, wo du gearbeitet hast, Spuren hinterlassen.

Mit der Unterzeichnung des Aachener Vertrages vor gut zweieinhalb Jahren haben wir dieser Überzeugung auch Rechnung getragen. Das ist ein ganz besonderer Moment gewesen im deutsch-französischen Verhältnis. Das, was ich in Europa erlebt habe, insbesondere nach dem Aachener Vertrag, war das viele andere europäische Staaten misstrauisch geworden sind. Weil wir uns mit diesem Vertrag zu einer intensiven Zusammenarbeit bekannt haben. Und viele hatten Angst, dass das exklusiv ist und nicht inklusiv. Und natürlich ist der Aachener Vertrag inklusiv und eine Einladung an andere, diesen Weg mitzugehen.

Wir arbeiten auf der Basis des Aachener Vertrages seither noch enger zusammen – nicht nur in der „großen Politik“ etwa in den Vereinten Nationen oder der Europäischen Union, sondern auch, wenn es darum geht in den Grenzregionen bürokratische Hürden abzubauen. Ganz praktisch, dort wo es in der Lebenswelt der Menschen ankommt: beim Verkehr und in der Energieversorgung zum Beispiel.

Außerdem unterstützen wir das Deutsch-Französische Jugendwerk mit zusätzlichen Mitteln, damit sich junge Menschen auch jenseits bestehender deutsch-französischer Netzwerke in unseren beiden Ländern kennenlernen. Das halte ich für ganz besonders wichtig und ich glaube auch gerade nach der langen Pandemiezeit wird es ganz wichtig sein, junge Menschen, die Lust haben wieder zu reisen und sich zu begegnen, auch mit dem Deutsch-Französischen Jugendwerk diese Möglichkeit zu bieten.

In der Corona-Krise waren Deutschland und Frankreich nichts anderes als die Wegbereiter eines Wiederaufbauprogramms, das nicht nur Krisenreaktion, sondern auch ein europapolitischer Quantensprung war. Ohne die deutsch-französische Einigung, ohne diese Initiative, wären die Konflikte, die es zwischen Nord und Süd und Ost und West in dieser Frage gegeben hat, nicht aufzulösen gewesen. Das ist ein Punkt, wo die deutsch-französische Freundschaft und die deutsch-französische Zusammenarbeit der ganzen Europäischen Union zugutegekommen ist.

Das, was Sie in Paris strategische Autonomie nennen, und das, was wir in unserer Ratspräsidentschaft als europäische Souveränität besprochen haben, ein Thema ist, das ganz sicherlich in der französischen Ratspräsidentschaft eine große Rolle spielen wird. Und ich habe Jean Yves Le Drian in der letzten Woche in New York an jeder passenden Gelegenheit noch einmal deutlich gemacht: Frankreich kann sich darauf verlassen, dass wir, egal wie diese Regierungsbildung ausgeht, bei diesem Thema an Ihrer Seite stehen. Dass wir uns absolut in diese Richtung bewegen müssen und dass wir Sie in der Ratspräsidentschaft, nicht nur bei diesem Thema, unterstützen werden wo wir nur können.

Meine Damen und Herren,
schließlich können Frankreich und Deutschland gemeinsam auch über Europa hinaus Einiges bewegen. Und ich bin sehr froh darüber, dass es Jean-Yves Le Drian und mir gelungen ist, in der Allianz für den Multilateralismus, in einer Zeit, in der es nicht gut gestellt gewesen ist um den Multilateralismus, eine Initiative aufzusetzen, bei der sich mittlerweile über 70 Staaten eingereiht haben. Mit denen wir in den letzten beiden Jahren eine Vielzahl von Veranstaltungen gemacht haben und das zeigt auch, dass wir in Europa, aber auch darüber hinaus, diese Freundschaft wirklich pflegen.

Meine Damen und Herren,
liebe Daniela,
ich habe gelesen, dass dein Lieblingssong “Girl on fire” von Alicia Keys ist. Und ich muss sagen: ich bin nicht überrascht. Denn drin heißt es: “She got both feet on the ground, and she’s burning it down.”

Als bodenständig und durchsetzungsstark habe ich Dich kennenlernt in deiner Arbeit. Eigenschaften, die dazu beigetragen haben, dass wir heute hier stehen – denn anscheinend hat es sich auch in Frankreich rumgesprochen. Aber eben auch als jemanden, der Grenzen überwindet und so Neues erschließt und das hat einfach etwas damit zu tun, dass du feste Überzeugungen hast und dass du für diese brennst. Und solche Menschen braucht man in der Politik und auch in der Gesellschaft. Und solche Menschen brauchen wir auch, um die deutsch-französische Freundschaft immer wieder weiterzuentwickeln.

Und so wünsche ich Dir und uns allen, liebe Daniela: bleib on fire!

Herzlichen Glückwunsch zu dieser hohen Auszeichnung! Und ich will dir auch ganz persönlich sagen, ich finde, dass du sie so sehr verdient hast.

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