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Einsatzmöglichkeiten in Friedensmissionen

25.08.2021 - Artikel

Internationale Konfliktprävention und Konfliktmanagement sind zu einer weltpolitischen Hauptaufgabe geworden.

Video: Deutsches Personal in internationalen Friedensmissionen

Deutsches Personal in internationalen Friedensmissionen

Einsatzbereiche und Ansprechpartner*innen

Friedensmissionen sind ein Hauptinstrument der internationalen Gemeinschaft zur Konfliktprävention und zum Konfliktmanagement. Aufbauend auf den ersten Friedenseinsätzen der Vereinten Nationen (UN) Ende der 40er Jahre, den so genannten Blauhelm-Einsätzen, haben sie sich inzwischen zu komplexen multidimensionalen Unternehmungen entwickelt. Neben den UN führen heute auch regionale Einrichtungen wie NATO, EU, OSZE, AU (Afrikanische Union) und ECOWAS (Westafrika) internationale Friedenseinsätze durch.

Insgesamt arbeiten derzeit weltweit mehr als 9.975 zivile Fach- und Führungskräfte in über 60 Friedenseinsätzen. Erfahrenes, gut vorbereitetes, fachlich und sozial kompetentes Personal ist dabei ein Schlüsselfaktor für den Erfolg einer Mission. Die komplexen Einsatzmandate erbringen anspruchsvolle Tätigkeitsprofile einschließlich Beratungs- und Managementkompetenz. Hinzu kommt ein hohes Maß an Flexibilität, Mobilität, physischer Belastbarkeit und Stresstoleranz. Die Einsatzdauer liegt zwischen sechs Monaten und mehreren Jahren. Die Arbeitsverträge sind an die Dauer der Missionsmandate gebunden.

In Deutschland ist das Berliner Zentrum für Internationale Friedenseinsätze (ZIF) (www.zif-berlin.org) im Auftrag des Auswärtigen Amtes für Suche, Vermittlung, Vorbereitung, Betreuung und Qualifizierung von deutschen Fach- und Führungskräften für Friedenseinsätze zuständig.

Berufserfahrene Kräfte werden in folgenden Bereichen gebraucht:

1. Programmatische Aufgaben:

  • Aufbau demokratischer Institutionen

  • Politische Beratung und Analyse

  • Beobachtung und Berichterstattung

  • Wirtschaftliche und gesellschaftlicher Wiederaufbau

  • Humanitäre Angelegenheiten

2. Missionsmanagement:

  • Verwaltung und Personalwesen

  • Informationstechnologie

  • Logistik und Beschaffung

  • Transport

  • Medizinische Versorgung

  • Sicherheit

  • Ingenieurwesen

Neben Fach- und Führungskräften für internationale Friedenseinsätze vermittelt das ZIF auch Personen in internationale Wahlbeobachtungseinsätze. Der Großteil dieser Missionen wird von der OSZE und der EU organisiert und durchgeführt. Im Rahmen der Demokratisierungsförderung beteiligt sich die Bundesrepublik Deutschland durch die Sekundierung entsprechenden Personals an diesen Einsätzen. Die Nominierung und Sekundierung dieser ehrenamtlich tätigen Wahlbeobachter*innen koordiniert ebenfalls das ZIF (www.zif-berlin.org).

Bewerbungsvoraussetzungen

Zu den Kriterien und Bewerbungsvoraussetzungen für internationales Personal gehören grundsätzlich:

  • abgeschlossene Berufsausbildung und/oder Studium;
  • mehrjährige relevante Berufserfahrung im In- und/oder Ausland;
  • sehr gute mündliche und schriftliche Kenntnisse der deutschen und englischen Sprache;
  • nachweisliche Fähigkeit, Motivation und Bereitschaft, in einem international gemischten Team zu arbeiten, auch unter schwierigen äußeren Bedingungen;
  • soziale, kommunikative und interkulturelle Kompetenz;
  • ausgeprägte Selbständigkeit und Selbstorganisation;
  • körperliche sowie überdurchschnittliche psychische Belastbarkeit;
  • Mobilität, Reisefähigkeit, ggf. Tropentauglichkeit;
  • Verfügbarkeit für einen Friedenseinsatz von mindestens 12 Monaten;
  • gute Computerkenntnisse (MS Office);
  • EU-Führerscheinklasse B/BE bzw. C/C1E (vormals Führerscheinklasse 3)

Folgende Qualifikationen erhöhen Ihre Chancen:

  • Arbeitserfahrung in Konfliktregionen;
  • gute Kenntnisse weiterer einsatzrelevanter Sprachen (v.a. Russisch, Arabisch, Spanisch, Französisch);
  • relevante Methodenkompetenz in Bereichen wie beispielsweise Projektmanagement, Beratung und Coaching.

Bewerbungs- und Auswahlverfahren

Personalanfragen für Friedenseinsätze unterscheiden sich in Belangen der Bewerbung und der Vertragsform. Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Vertragsformen: „sekundiert“ (englisch “seconded”) und „kontraktiert“ (englisch “contracted”). Bei einer Sekundierung werden Kandidat*innen vom Mitgliedsstaat der Organisation vorgeschlagen und bei erfolgreicher Vermittlung auch finanziert. Bei kontraktierten Positionen bewerben sich Kandidat*innen direkt bei der jeweiligen Organisation und werden im Erfolgsfall von dieser unter Vertrag genommen. Das jeweilige Heimatland der Bewerber*innen ist nicht am Auswahlprozess beteiligt. Die Unterscheidung zwischen sekundierten und kontraktierten Positionen ist vor allem für Bewerbungen bei EU und OSZE wichtig.

1. Vereinte Nationen

Friedensmissionen der Vereinten Nationen

Eine Bewerbung für eine Stelle in einer Friedensmission ist in der Regel nur direkt bei den UN möglich („kontraktiert“). Zuständig für die Auswahl des Personals für UN-Friedenseinsätze ist das Department of Field Support (DFS) (peacekeeping.un.org).

Stellenangebote in UN-Friedensmissionen werden im Karriereportal der Vereinten Nationen unter careers.un.org veröffentlicht. Interessierte müssen sich online über das so genannte „Inspira“ e-Staffing System bewerben. Das Bewerbungssystem ermöglicht die Suche nach geeigneten Stellen und Funktionen sowie direkte Einpflegen eines individuellen „Personal History Profile“ (PHP).

Zu einer Bewerbung gehört neben dem PHP ein kurzes, aussagefähiges Anschreiben (Cover Letter) in englischer Sprache, in dem knapp und prägnant dargelegt werden muss, dass alle Anforderungen der Stellenausschreibung erfüllt werden und warum man die geeignete Person für die ausgeschriebene Position ist.

Die UN treffen ihre Auswahlentscheidung nicht nur unter Berücksichtigung der persönlichen Qualifikationen, sondern auch nach Gesichtspunkten der regionalen Verteilung. Bewerber*innen müssen damit rechnen, dass die UN für ihre Entscheidung über die Aufnahme in die neuen UN Expertenpools für Field Missions (nach Funktionsgruppen bzw. Arbeitsbereichen) mehrere Monate benötigen. Zweck dieser Pools ist die Vorhaltung von bereits geprüften Kandidat*innen für eine schnelle Rekrutierung und Entsendung. Die Prüfung besteht aus Profilanalyse, Telefoninterview sowie schriftlichem Fachtest. Die insgesamt 24 funktionsspezifischen Pools werden nur unregelmäßig mit so genannten „generic job openings“ (GJO) geöffnet. Die “mission specific vacancy announcements” (MSVA) hingegen werden ebenfalls über „Inspira“ nach Bedarf ausgeschrieben.

Unterstützung durch das ZIF

Das ZIF unterstützt in erster Linie Mitglieder des ZIF Expertenpools, die in der Regel einen der Vorbereitungskurse erfolgreich absolviert haben und die aufgrund ihrer Qualifikation für die jeweilige Stelle als besonders geeignet erscheinen. Die Unterstützung besteht in:

  • Informationen und individueller Beratung zum Bewerbungsverfahren
  • Tipps für mögliche Bewerbungsgespräche
  • Hintergrundinformationen zu UN Friedenseinsätzen
  • Kontaktvermittlung zu aktiven Missionsteilnehmern vor Ort sowie Rückkehrern in Deutschland

Personen, die von den UN ein Vertragsangebot erhalten und Mitglied des ZIF-Expertenpools sind, werden gebeten, dies dem ZIF schriftlich oder telefonisch mitzuteilen. Nur so sind auch eine Betreuung während des Einsatzes sowie der Vorteil weiterer Dienstleistungen und Angebote des ZIF gewährleistet.

United Nations Volunteers (UNV)

Gegenwärtig sind über 2.500 von insgesamt 8.500 internationalen UN-Zivilexpert*innen in Friedenseinsätzen UN Volunteers. Dabei gelten auch für die Besetzung von UNV Stellen im Prinzip die fachlichen und persönlichen Voraussetzungen wie bei einer Direktrekrutierung durch das DFS (www.unv.org).

Die Personalnachfrage von UNV schafft eine zusätzliche interessante Alternative für die Mitarbeit in einem Friedenseinsatz. UNV schreibt in aller Regel keine konkreten Stellen aus, sondern sucht nach Berufs- oder Funktionsgruppen oder länderspezifisch – und sichtet dementsprechend Ihre Bewerbung und kommt bei Interesse auf Bewerber*innen zu.

Im Bewerbungsschreiben sind Angaben zu den folgenden Aspekten besonders wichtig:

  • zu besonderen beruflichen Erfahrungen und Fähigkeiten

  • zur zeitliche Verfügbarkeit (entscheidend für eine Auswahl ist sehr oft eine schnelle Verfügbarkeit für mindestens 6 Monate Einsatzzeit)

  • zu Länderpräferenzen – falls vorhanden

Die Bewerbung erfolgt online.

2. Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE)

Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) engagiert sich seit 1992 aktiv im internationalen Krisenmanagement. Dabei setzt die OSZE auf zivile Friedenseinsätze. Das Aufgabenspektrum der OSZE deckt die Bereiche Demokratie- und Rechtsstaatsförderung, Menschenrechte und Minderheitenschutz, Konfliktprävention, Grenzmanagement und Terrorismusbekämpfung sowie Wirtschaft und Umwelt ab.

Die OSZE besetzt Stellen in ihren Feldmissionen auch auf der Basis von „Sekundierungen“ durch die Teilnehmerstaaten. Jeder Teilnehmerstaat hat die Möglichkeit, Kandidat*innen für ausgeschriebene Stellen zu nominieren.

Eine Sekundierung durch das Auswärtige Amt zur OSZE bedeutet, dass erfolgreiche Bewerber/innen mit dem Auswärtigen Amt einen sogenannten Sekundierungsvertrag schließen, jedoch für die OSZE arbeiten. Das Auswärtige Amt unterstützt eine sekundierte Tätigkeit bei der OSZE auf Basis des Sekundierungsgesetzes. Die OSZE zahlt zudem ein Tagegeld. Die übliche Laufzeit eines Vertrages mit der OSZE beträgt zunächst zwölf Monate. Je nach Bedarf der Mission, der individuellen Leistung, der Verfügbarkeit ausreichender Haushaltsmittel und der Zustimmung des Auswärtigen Amtes kann der Vertrag verlängert werden.

Für OSZE-Missionen erfolgt die Nominierung und Stellenbesetzung der sekundierten Positionen in fünf Schritten:

  • Sie bewerben sich über die Webseite der OSZE und füllen online den standardisierten OSZE-Bewerbungsbogen aus. Dieser ist jeweils an Stellenangebote auf der OSZE-Webseite angehängt.
  • Die Bewerbungsbögen gehen automatisch beim ZIF ein.
  • Nach Sichtung und Bewertung aller eingegangenen Bewerbungen schlägt das ZIF dem Auswärtigen Amt einen oder mehrere geeignete Kandidatinnen und/oder Kandidaten vor.
  • Aussichtsreiche Bewerbungen auf Stellen, an deren Besetzung das Auswärtige Amt Interesse hat und für die ausreichende Haushaltsmittel zur Verfügung stehen, werden an das OSZE-Sekretariat weitergeleitet.
  • Die tatsächliche Auswahl für die jeweilige Position trifft dann allein die OSZE. Über die Entscheidung werden Sie schnellstmöglich unterrichtet und bei positiver Bewertung in der Regel zu einem Telefoninterview und einem schriftlichen Test eingeladen.

Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an Frau Kristin Kasch (k.kasch[at]zif-berlin.org).

In der Regel unterstützt das Auswärtige Amt nur Bewerbungen von Personen, die Mitglied des ZIF Expertenpools sind und damit erfolgreich an einem Vorbereitungskurs und dem Aufnahmeverfahren teilgenommen haben. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, dass das ZIF auf Bitte des Auswärtigen Amts an Mitglieder des Pools herantritt und ihr Interesse an einer sekundierten Stelle abfragt.

In den Missionen werden auch kontraktierte Stellen (contracted posts) besetzt. Für diese muss man sich bei der OSZE direkt bewerben. Bitte auch bei diesen Bewerbungen das ZIF informieren (Frau Kristin Kasch, k.kasch[at]zif-berlin.org).

3. Europäische Union

Die Europäische Union (EU) deckt seit 2001 mit der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (GSVP) mit verschiedenen zivilen, polizeilichen und militärischen Instrumenten die gesamte Bandbreite der Aufgaben von Krisenprävention, Krisenbewältigung und Krisennachsorge ab. Im Rahmen dieser Anstrengungen kommen zivile Fachkräfte in Südosteuropa, Afrika, im Nahen Osten, Süd- und Zentralasien sowie im Kaukasus zum Einsatz. Ihr Aufgabenspektrum umfasst den Aufbau von Polizei, Justiz und Zivilverwaltung sowie die Überwachung von Friedensabkommen. Mehr Informationen über GSVP-Missionen unter www.consilium.europa.eu

Für neue EU-Missionen wird entweder direkt durch das Generalsekretariat des Europäischen Rates oder mittels Sekundierung durch die Mitgliedsstaaten rekrutiert. Das ZIF ist seitens des Auswärtigen Amtes beauftragt, sich um Bewerbungen von deutschem Personal für GSVP-Missionen zu bemühen. Für EU-Missionen erfolgt die Nominierung und Sekundierung in vier Schritten:

  • Sie füllen das Bewerbungsformular der entsprechenden Mission aus und senden Ihre Bewerbung an das ZIF.
  • Nach Sichtung und Bewertung aller eingegangenen Bewerbungen schlägt das ZIF dem Auswärtigen Amt einen oder mehrere geeignete Kandidat*innen vor.
  • Aussichtsreiche Bewerbungen auf Stellen, die das Auswärtige Amt besetzen möchte und für die ausreichende Haushaltsmittel zur Verfügung stehen, werden weitergeleitet.
  • Die Auswahl für die jeweilige Position trifft dann allein die EU. Über die Entscheidung werden Sie so schnell wie möglich unterrichtet und bei positiver Bewertung in der Regel zu einem Telefoninterview eingeladen.

Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an Frau Françoise Donner (f.donner[at]zif-berlin.org).

4. Internationale Wahlbeobachtung

Im Rahmen der Demokratisierungsförderung beteiligt sich die Bundesrepublik Deutschland durch die Sekundierung entsprechenden Personals an Missionen zur Beobachtung von Wahlen in ausgewählten Ländern. Der Großteil dieser Missionen wird von der OSZE (bzw. ihrem Office for Democratic Institutions and Human Rights ODIHR) und der Europäischen Union organisiert und durchgeführt. Diese Einrichtungen bitten ihre Mitgliedstaaten um die Nominierung von Kandidat*innen.

In Deutschland ist ebenfalls das ZIF für die Nominierung aller Wahlbeobachter*innen zuständig. Sie erfolgt in Absprache mit dem Auswärtigen Amt. Das ZIF hat keinen Einfluss darauf, welche Länder von den betreffenden Einrichtungen zur Wahlbeobachtung ausgewählt werden. In der Regel werden nur Personen nominiert, die Mitglied des ZIF-Expertenpools sind und damit erfolgreich an einem Vorbereitungskurs teilgenommen haben. Bewerber*innen für einen Einsatz in der Wahlbeobachtung - und einen dafür qualifizierenden ZIF-Trainingskurs - müssen folgende Voraussetzungen erfüllen:

  • Deutsche Staatsangehörigkeit
  • Hochschulabschluss oder relevante Ausbildung
  • relevante fachliche Qualifikation und Berufserfahrung
  • arbeitsfähiges, fließendes Englisch
  • gute Computerkenntnisse
  • EU-Führerscheinklasse B/BE bzw. C1/C1E (vorm. Führerscheinklasse 3)
  • physische und psychische Belastbarkeit
  • möglichst Erfahrung mit Konflikt- und Krisensituationen
  • Verfügbarkeit von 7 bis 14 Tagen bei relativ kurzer Vorlaufzeit (3 bis 4 Wochen)

Folgende Voraussetzungen erhöhen Ihre Chancen auf eine erfolgreiche Bewerbung:

  • aus reiselogistischen Gründen ein Wohnsitz in Deutschland oder im grenznahen Ausland;
  • Interesse, langfristig auch als Langzeitwahlbeobachter/in tätig zu werden;
  • sehr gute Kenntnisse einer weiteren einsatzrelevanten Sprache (Französisch, Spanisch, Portugiesisch oder Arabisch).

Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an Frau Dominika Einchstädt (hr(at)zif-berlin.org).

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