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Ausland – Heirat und noch viel mehr: Ich packe meinen Koffer und nehme mit…
… dieses Spiel kennt jeder. Eigentlich ein Kinderspiel! Aber wenn aus einem Koffer Kisten werden, dann wird es tatsächlich schwierig. So ging es mir im November 2012, einen Monat vor meiner Abreise in mein neues Leben an den Dienstort Zagreb.
… dieses Spiel kennt jeder. Eigentlich ein Kinderspiel! Aber wenn aus einem Koffer Kisten werden, dann wird es tatsächlich schwierig. So ging es mir im November 2012, einen Monat vor meiner Abreise in mein neues Leben an den Dienstort Zagreb.
Ich habe mich bewusst für Zagreb entschieden, muss aber zugeben, dass ich vor dieser Entscheidung immer gesagt habe, ich will raus aus Europa und die große weite Welt sehen. Warum ich mich dann doch für Europa entschieden habe? Ein Grund war, dass mir der Balkan eigentlich völlig fremd war. Gut, ich bin in einem Alter, in dem ich die Ereignisse des Balkankrieges bewusst in den Nachrichten miterlebt habe. In meinem Kopf schwebte also nicht nur die Vorstellung der bunten Werbeslogan „Kroatien, dein Urlaubsland“, sondern auch der Gedanke von zerstörten und verödeten Landstrichen. Heute weiß, ich dass ich mich geirrt habe.
Ein weiterer Grund war auch, dass ich in Zagreb die Möglichkeit bekam, ausbildungsrelevante Angelegenheiten, insbesondere das Visumverfahren und protokollarische Aufgaben vor und nach EU-Beitritt Kroatiens, mitzuerleben. Ich hatte Glück, dass es mit meinem Wunschposten klappte. Aber bevor es im Dezember 2012 los ging, war noch eine Menge zu erledigen. Anträge mussten gestellt werden, Kisten und Koffer gepackt werden, Flüge gebucht werden und, und, und. Vor der Auslandsverwendung entschloss ich mich auch dazu, meinen langjährigen Partner zu heiraten. Das ist natürlich unser Wunsch gewesen, aber die macht die Auslandsversetzung unkomplizierter (Anmeldung im Gastland, Übernahme der Versetzungs- und Reisekosten für den Partner und auch die Besoldung erhöht sich durch den Ehegattenzuschlag). Auch unser geliebter Hund kam mit an den neuen Dienstort. Wir alle müssen uns auf den neuen Lebensrhythmus im Auswärtigen Dienst einstellen: Versetzung alle 3 – 4 Jahre mit sicherlich oft schwierigen Lebensbedingungen.
Als ich im Flieger Richtung Zagreb saß, wurde mir erst bewusst, welchen Schritt ich soeben gemacht habe. Natürlich hat man vorher immer gesagt, alles kein Problem und das schafft man mit Links, was hält mich noch in Deutschland, woanders ist es viel schöner. Aber woanders ist nicht nur Urlaub, Erholung und Sonne, sondern woanders bedeutet auch Alltag und Routinearbeiten, Stress und auch Probleme. Ich muss zugeben, mein erster Eindruck von Zagreb war etwas getrübt. Ein kleiner Flughafen, auch genutzt als Militärflughafen, eine Fahrt durch graue und trostlose Stadteile, die mir als Neustadt vorgestellt wurden und das trübe Winterwetter taten ihr Übriges. Aber ich stellte schnell fest, dass Zagreb nicht nur aus einer Neustadt besteht, sondern auch aus einer wundervollen Altstadt, einem Gemisch aus Graz und Florenz.
Das Besondere an den ersten Tagen meines Dienstantritts in der Botschaft war, dass unser Bundespräsident Herr Joachim Gauck, gefolgt von einer großen Delegation, der Stadt Zagreb einen offiziellen Besuch abstatten sollte. Die Botschaft war schon Wochen zuvor damit beschäftigt, diesen Besuch zu organisieren. Leider habe ich von den Vorbereitungen kaum etwas mitbekommen, aber ich sollte erfahren, dass mit der Abreise eines Staatsgastes, die Arbeit noch lange nicht erledigt ist. auch . Am Tag der Abreise des Bundespräsident wurde Zagreb von einem Schneesturm heimgesucht. Die Schneemassen machten dem Terminplan einen dicken Strich durch die Rechnung und der Wetterbericht wurde minütlich gecheckt. Während alle angespannt und hektisch waren, bleib der Bundespräsident entspannt. So ließ er es sich auch nicht nehmen, jeden Mitarbeiter der Botschaft persönlich zu begrüßen und sich für die geleistete Arbeit zu bedanken. Und zum krönenden Abschluss gab es noch ein Gruppenfoto.
Seit diesen ersten Tagen sind bereits 6 Monate vergangen. Während dieser Zeit war ich bereits in der Registratur, der Zahlstelle und auch in der Visastelle eingesetzt. Während in der Registratur Organisationstalent gefragt ist, benötigt man für die Zahlstelle ein Zahlenverständnis und Stressresistenz. In der Visastelle hingegen ist es wieder wichtig, sich auf dem neuesten Stand des Ausländerrechts zu halten, seine Unterlagen ständig zu aktualisieren und sich schon im Vorfeld über Gesetzesänderungen zu informieren. Denn Routine stellt sich hier nicht ein, da jeder Antrag aufgrund der Vorgeschichte und Qualifikation des Antragstellers unterschiedlich ist. Aber ich konnte mich in allen Bereichen auf ein geballtes Wissen und jahrelange Erfahrung der Kolleginnen und Kollegen verlassen. Chapeau!
Ich habe den Schritt zum Auswärtigen Amt und auch nach Zagreb nicht bereut. Ich habe hier eine einmalige Chance bekommen, das Leben aus einer anderen Perspektive kennenzulernen. Nur wer wagt, gewinnt! Und ich habe in diesem ersten Jahr meiner Ausbildung sehr viel gewonnen und bin dafür dankbar. Ich bin gespannt wo es mich noch hinführt. Ich bin neugierig geworden auf die Welt, möchte noch so vieles sehen und erleben. Mein Wunschposten für die Zeit nach der Ausbildung wären Gaborone oder Nairobi. Mal schauen, was das Leben für mich noch bereithält!