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199 Länderinformationen und „weltweit wir“
Jens ist Anwärter im mittleren Auswärtigen Dienst und berichtet über die ersten Monate der Ausbildung und wie schnell sich alles verändert. Vor allem wenn eine Zukunft in unbekannten Ländern bereits zum Greifen nah ist.
Wie ist es eigentlich eine Ausbildung beim Auswärtigen Amt zu absolvieren? Eine der wichtigsten Voraussetzung ist die Freude daran, einen Großteil seines Lebens im Ausland zu verbringen. Über den Ablauf in der Ausbildung als Regierungssekretäranwärter berichtet Jens aus dem Lehrgangsjahr 2013.
Unglaublich wie die Zeit vergeht! Plötzlich ist ein halbes Jahr vergangen, oder anders gesagt, ein Viertel der gesamten Ausbildungszeit als Regierungssekretäranwärter. Im April 2013 begann mein Lehrgang mit insgesamt 36 aus allen Bereichen des Lebens bunt durcheinander gewürfelten Personen. Erst war ein wenig „beschnuppern“ angesagt, doch schon nach kurzer Zeit fand ich mich im straffen Unterrichtsalltag wieder. Für die meisten von uns, direkt aus dem Berufsleben kommend, eine deutliche Umstellung. Vor allem Rechtsfächer wie Verwaltungsrecht, Staatsangehörigkeits-, Zivilrecht- und Passrecht gehören zum Unterricht an der Akademie Auswärtiger Dienst.
Jeden Tag eine Hochzeit
Fragen wie: „Liegt eine rechtsgültige Ehe vor?“, „Wie lautet der gemeinsame Ehename?“, „Haben Sie zwischenzeitlich die deutsche Staatsangehörigkeit (unwissentlich) verloren?“ wurden meine täglichen Begleiter im Unterricht. Doch wofür benötige ich diese ganzen Rechtsfragen und Begriffe? Natürlich für die spätere Arbeit an einer Auslandsvertretung, beispielsweise im Kundenkontakt der Visastelle in einer Botschaft oder einem Konsulat. Bevor es aber soweit ist folgt nach fünf Monaten theoretischem Unterricht in Berlin Tegel der erste praktische Teil in der Zentrale des Auswärtigen Amts im Herzen Berlins. Hier kann ich zum ersten Mal den „live-Betrieb“ mitbekommen in zuerst fremd klingenden Referaten wie 702, 115, 040, 511 oder 013. Dahinter verbergen sich Arbeitseinheiten wie das Protokoll, der Innere Dienst, das Krisenreaktionszentrum und die Presseabteilung. Schon nach kurzer Zeit verstehe ich die vorab nur merkwürdig klingende Begriffe und Abkürzungen und werde ein Teil des großen Hauses von knapp 2000 Mitarbeitern.
Ohne Medien geht es nicht mehr
Für mich startet das Inlandspraktikum im Pressereferat, genauer gesagt bei der Internet-Redaktion. Das Auswärtige Amt geht mit der Zeit und hat eine eigene Website, zudem noch Online-Auftritte bei , oder auch Youtube. Und das sind „nur“ die Seiten aus dem Inland, fast alle Auslandsvertretungen haben zusätzlich noch eigene Webpräsenzen. Wahrscheinlich hat jeder Urlauber schon einmal mit der Seite des Auswärtigen Amts im Zusammenhang mit einem Urlaub zu tun gehabt. Hier kann man sich zum Beispiel die Reise- und Sicherheitshinweise zum gewünschten Urlaubsland sowie eventuelle Visa- und Passpflichten, Zollvorschriften und Impf- bzw. sonstige Gesundheitsempfehlungen ansehen. Es ist eine positiv prägende Erfahrung im schnellen und lebendigen Pressesektor mit den täglichen Pressemeldungen, Pressespiegeln oder dem Aktualisieren dutzender Länderinformationen aktiv zu sein. Die Presse begleitet auch den Außenminister auf seinen Reisen oder erstellt die Artikel zur Außenpolitik. Natürlich gehört auch das Schneiden von Bildern und Videos dazu. Auch die Abschrift vom Wortlaut des Auswärtigen Amt-Sprechers aus der Bundespressekonferenz oder von den Presseerklärungen des Außenministers werden hier bearbeitet. Gerade erst im Team angekommen und mit allen Systemen und Abläufen einigermaßen vertraut heißt es leider wieder weiterziehen. Denn plötzlich sind die 2 Monate auch schon vorbei! Ich gehe mit einem freudigen und einem traurigen Gefühl, kaum bin ich da, muss ich auch schon wieder weg.
Oslo oder Maskat?
Rastlosigkeit gehört aber beim Auswärtigen Amt dazu, denn auch im späteren Berufsleben werde ich alle paar Jahre das Land wechseln. Nicht nur die Arbeitsinhalte ändern sich dadurch, auch ein Großteil des Lebens wird verändert. Denn es macht schon einen Unterschied wo gearbeitet und gelebt wird: Sydney, Santo Domingo oder Oslo haben natürlich ganz andere Rahmenbedingungen als Maskat oder Abuja. Individuell sind natürlich die persönlichen Einstellungen: Welche Kulturen reizvoll oder eher wenig erträglich sind bzw. wie viel Herausforderungen und Einschränkungen in Kauf genommen werden muss jeder für sich entscheiden! Ganz nach dem Motto des Auswärtigen Amts: „weltweit wir“.
Für uns RSA13 sind die folgenden anderthalb Jahre nun fest verplant. Zunächst geht es ins Auslandpraktikum und ab September 2014 folgt der 7 monatige Abschlusslehrgang mit noch mehr Lernstoff und den Abschlußprüfungen. Doch jetzt zählt nur noch der nächste gewaltige Schritt: 9 Monate Auslandspraktikum an einer echten Botschaft. Ach so, hier komme ich zum angekündigten freudigen Gefühl: Vorfreude! Für mich geht es nach Taschkent.
Viele Grüße aus der Online-Redaktion!