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Zwischen BGB und x-manage – eine Reflektion über das Verhältnis von Grundstudium und Inlandspraktikum

31.05.2013 - Artikel

Mit Theorie und Praxis ist es so eine Sache: eigentlich bedingen sie sich gegenseitig, aber im Zweifelsfalle darf man sich nicht wundern, wenn beide wenig bis gar keine Berührungspunkte miteinander haben.

Mit Theorie und Praxis ist es so eine Sache: eigentlich bedingen sie sich gegenseitig, aber im Zweifelsfalle darf man sich nicht wundern, wenn beide wenig bis gar keine Berührungspunkte miteinander haben. Ähnlich verhält es sich mit den beiden ersten Abschnitten bei der Ausbildung zum Gehobenen Auswärtigen Dienst. Die ersten sechs Monate an der Akademie verfliegen in einem Gewirr aus Paragraphen und Normen, die die theoretische Grundlage für unseren späteren Berufsalltag bilden sollen. Eigentlich.

Denn wenn man im anschließenden Inlandspraktikum in der Zentrale seine ersten Erfahrungen sammeln darf, stellt man schnell fest: die Praxis neigt auch im Amt dazu, dem in der Theorie mühsam erarbeiteten Gefühl, zumindest einen groben Überblick zu haben, ein Bein zu stellen.

Verbindungsgang im Altbau
Verbindungsgang im Altbau © Honorarfrei unter Angabe des Copyrights: photothek / Auswärtiges Amt

Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass die größte Herausforderung eines Praktikanten im Altbau darin besteht, den Weg ins eigene Büro zu finden, ohne zuvor eine halbe Stunde durch die labyrinthartig verschachtelten Gänge irren zu müssen?

Ebenso faszinierend kann der Versuch sein, sich mit „x-manage“, einer Art interaktivem Gruppen-Terminkalender auseinanderzusetzen. Und wer gar das Glück hat, in einer politischen Abteilung zu landen, entwickelt sich schnell zum gewandten Wörterjäger. Denn beim Schreiben von Gesprächspunkten und Sachständen kommt es vor allem auf das richtige Sprachgefühl an – dabei kann jedes noch so kleine Wort, falsch platziert, verhängnisvoll werden.

All das kann man unmöglich in einem Studium lernen. Die Feinheiten, mit denen sich die einzelnen Referate befassen, sind auch einfach zu vielfältig, als dass man sie zuvor en détail erklärt bekommen könnte.

Doch genau hierin liegt einer der großen Vorteile des Gehobenen Dienstes. Denn so sehr man sich auch am ersten Tag erschlagen fühlt, ist das Inlandspraktikum nichtsdestotrotz ein unverzichtbarer, wertvoller Teil der Ausbildung.

Das Praktikum ist mehr als ein Versuch, das erlernte Wissen in der Realität anzuwenden. Auf jede Information, die man durch den klassischen Frontalunterricht aufnehmen kann, kommen hunderte von Kleinigkeiten, Ablaufverfahren und zwischenmenschliche Interaktionen, die man nicht lernen kann: man muss sie selbst aktiv erfahren. Tatsächlich bekommen viele Dinge, die in der Theorie eher wie schwammige Konzepte erschienen, erst im Praktikum Hand und Fuß und aus dem Büro – einem Ort, den viele frisch vom Abitur kommende KSAs zuvor nur vom Hörensagen kannten – wird nach und nach eine vertraute Umgebung.

Nicht zuletzt kann man sich auch nirgendwo besser darüber klarwerden, ob die Laufbahn im Gehobenen Dienst zu den persönlichen Erwartungen passt oder nicht.

So werden Theorie und Praxis, Grundstudium und Inlandspraktikum, weiterhin zwei Hälften eines großen Ganzen bleiben, die irgendwie nicht und irgendwie doch zusammen passen. Aber von Zeit zu Zeit kann man sogar das Erfolgsgefühl genießen, wenn man eine Vorschrift, von der man schon in Organisationskunde gehört hat, unverhofft in seiner Arbeit „wiederentdeckt“.

Laura, KSA '12

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