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Fünf Beispiele, wie der Grand Bargain die humanitäre Hilfe verbessert

Lebensmittelausgabe von WFP in Kambodscha

Lebensmittelausgabe von WFP in Kambodscha, © picture alliance / Photoshot

15.06.2021 - Artikel

2016 begannen Regierungen, internationale Organisationen und NGOs, die humanitäre Hilfe zu reformieren. Mit dem “Grand Bargain 2.0” geht der Reformprozess auf einer heutigen Konferenz nun in die nächste Runde.

Wie kann die humanitäre Hilfe besser und effizienter gemacht werden – mit gleichbleibenden Mitteln? Zu diesem Zweck wurde 2016 auf dem humanitären Weltgipfel in Istanbul der Reformprozess “Grand Bargain” ins Leben gerufen, Regierungen, internationale Organisationen und NGOs arbeiten hier eng zusammen. Fünf Jahre später ziehen die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner auf einer Konferenz Bilanz und wollen den Reformprozess weiter stärken.

Was wurde mit dem Grand Bargain bisher erreicht?

1. Hilfe wird flexibler

Krisen können sich schnell verändern: Ein bewaffneter Konflikt verursacht eine Nahrungsmittelkrise, Überschwemmungen führen zu Epidemien. Früher fiel es dem humanitären System nicht immer leicht, schnell auf solche Veränderungen zu reagieren. Die Lösung des Grand Bargain: flexible Förderungen.

Wenn Hilfsorganisationen Gelder flexibel dort einsetzen können, wo der Bedarf dringendsten ist, sparen sie Zeit und Ressourcen. So hat Deutschland dem Welternährungsprogramm im Frühjahr 2021 30 Millionen Euro für humanitäre Hilfe in Ostafrika zur Verfügung gestellt, die nun unter anderem in Somalia zum Einsatz kommen, wo sich vor dem Hintergrund von Covid-19, Dürren und der Heuschreckenplage des vergangenen Jahres die Ernährungssituation zugespitzt hat.

Seit 2016 hat Deutschland seinen Anteil flexibler Mittel von 11 % auf 37 % erhöht. Das gemeinsame Ziel der Grand Bargain-Unterzeichner ist ein Anteil von 30 %.

2. Hilfe wird lokaler

Große, internationale Hilfsorganisationen sind unverzichtbar im humanitären Gefüge. Doch häufig sind Hilfsorganisationen aus den Krisengebieten selbst näher dran an der Situation und wissen, welche Hilfe vor Ort benötigt wird und wie man die Menschen erreichen kann.

Deshalb steigert Deutschland beständig den Anteil humanitärer Mittel, die direkt oder indirekt lokalen Organisationen zu Gute kommen. Mittlerweile fließt etwa ein Viertel der Mittel so direkt wie möglich an lokale Akteure.

Deutschland hat beispielsweise ein Projekt der Malteser in Syrien gefördert, das vollständig auf lokaler Ebene umgesetzt wurde. Lokale NGOs konnten in Nordwest-Syrien acht Gesundheitseinrichtungen aufbauen. Die Malteser begleiten die Umsetzung und vermitteln notwendiges Know-how.

3. Hilfe wird unbürokratischer

Oft mussten Hilfsorganisationen lange Berichte schreiben, mit unterschiedlichen Formaten, nach den jeweiligen Vorgaben der Geber. Das kostete Zeit und Geld – Ressourcen, die eigentlich dafür benötigt werden, Essensverteilung zu organisieren, Unterkünfte zu bauen oder Sanitäranlagen in Stand zu halten. Deshalb hat Deutschland innerhalb des Grand Bargain ein vereinfachtes und einheitliches Formular zur Berichterstattung entwickelt. Mittlerweile wird es von Deutschland für alle NGO-Partner verwendet. Auch viele andere Staaten sowie VN-Organisationen wie OCHA und UNHCR haben es übernommen.

4. Hilfe konzentriert sich auf die menschliche Würde

Hilfe ist dann wirksam, wenn sie die tatsächlichen Nöte der Menschen bedient. Vormals wurden in Krisen und Katastrophenfällen teilweise Hilfsmaterialien geliefert, die vor Ort nicht einsetzbar waren oder in der Region selbst verfügbar gewesen wären. Der Grand Bargain hat dazu beigetragen, dass Hilfsorganisationen heute mehr und mehr humanitäre Geldleistungen vergeben. Damit können Menschen in Not selbstbestimmt und würdevoll das kaufen, was sie wirklich brauchen – sofern der lokale Markt dies anbietet. Das kommt auch der lokalen Wirtschaft zu Gute. Derzeit stellt Deutschland weltweit etwa 20 % seiner humanitären Hilfe über Geldleistungen oder Gutscheine bereit.

5. Hilfe wird präziser

Bevor humanitäre Hilfe geleistet werden kann, müssen Hilfsorganisationen feststellen, wie viele Menschen betroffen sind und was sie benötigen. Je präziser sie diesen Bedarf erheben, desto effizienter kann die Hilfe sein. Innerhalb des Grand Bargain war Deutschland Teil der Arbeitsgruppe, die eine neue Methode zur Bedarfserhebung entwickelt hat, das so genannte “Joint Intersectoral Anlaysis Framework” (JIAF). Der Vorteil des JIAF ist, dass die Datenerhebung bereits von Anfang an zwischen den Sektoren – wie Ernährung, Unterkunft oder Gesundheit – koordiniert wird. Im vergangenen Jahr haben humanitäre Teams in 27 Ländern humanitäre Bedarfspläne mit Hilfe des JIAF entwickelt.

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