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Bildung und Forschung

13.06.2019 - Artikel

Auf dem Gebiet der Wissenschaft, Forschung und Innovation wächst die Bedeutung Lateinamerikas kontinuierlich. Die Region entwickelt sich zu einem immer wichtigeren Partner. Es bestehen zahlreiche Kooperationen deutscher und lateinamerikanischer Universitäten und Forschungseinrichtungen.

Berufliche Bildung - Duale Ausbildung

Ein Auszubildender bei einer deutschen Firma in Irapuato (Mexiko) vermisst ein Werkstück. Die Lehrlinge werden nach dem deutschen dualen Ausbildungssystem unterrichtet.
Ein Auszubildender bei einer deutschen Firma in Irapuato (Mexiko) vermisst ein Werkstück. Die Lehrlinge werden nach dem deutschen dualen Ausbildungssystem unterrichtet.© Thomas Köhler/photothek.net

In vielen lateinamerikanischen Ländern besteht großes Interesse am deutschen dualen System der beruflichen Ausbildung. Berufsbildung ist daher ein wichtiges Thema der bilateralen Beziehungen mit vielen Partnern in der Region. In den letzten Jahren zeigte sich u.a. ein zunehmendes Interesse der Länder der Pazifikallianz (Chile, Kolumbien, Mexiko, Peru), bei welcher sich Deutschland als Beobachterstaat verstärkt mit dem Thema der beruflichen Bildung einbringt.

Forschungszusammenarbeit

Die Bundesregierung ist in der wissenschaftlichen Kooperation mit Lateinamerika und der Karibik sehr aktiv, zum Beispiel über Abkommen mit Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko. Gemeinsame Erklärungen zur bilateralen wissenschaftlichen Zusammenarbeit existieren darüber hinaus aktuell mit Costa Rica, Kolumbien, Kuba und Peru.

Einrichtungen wie die Leibniz-Gemeinschaft, Fraunhofer-Gesellschaft, Max-Planck-Institute, Alexander von Humboldt Stiftung und andere pflegen intensive Kooperationen mit Lateinamerika und der Karibik, zum Beispiel bei den Themen Biodiversitätsforschung, Infektionsmedizin, Materialforschung und (Astro-)Physik.

Immer mehr deutsche Forscher finden interessante Partner in Lateinamerika. So wurde in Santiago de Chile 2010 das erste Fraunhofer-Institut auf dem lateinamerikanischen Kontinent gegründet, drei weitere Fraunhofer-Einrichtungen in Brasilien folgten, zuletzt das Fraunhofer Project Center for Innovations in Advanced Manufacturing im Jahr 2017 in São José dos Campos. In Argentinien führte verstärkte Kooperation im Bereich Forschung zur Einrichtung des CONICET-Max-Planck-Partnerinstituts (2011) und des Max-Planck-Laboratoriums in Rosario (2014) sowie zu einer Repräsentanz der Max-Planck-Gesellschaft in Buenos Aires (2014). In São Paulo, Brasilien, wurde mit der Einweihung des Deutschen Wissenschafts- und Innovationshauses ein Forum für Veranstaltungen und Service der deutschen Wissenschaftsorganisation geschaffen.

Universitäre Zusammenarbeit

Auch bei der Hochschulzusammenarbeit nimmt die Bedeutung Lateinamerikas zu. Es gibt über 2.300 Hochschulkooperationen und über 10.000 Personen, die pro Jahr gefördert werden. Es wird ihnen ermöglicht, in Lateinamerika oder Deutschland zu studieren, zu lehren, zu forschen und gemeinsame Projekte durchzuführen. Über 35.000 Alumni stärken den wissenschaftlichen Austausch und die Kooperation.

Viele Länder Lateinamerikas investieren seit einigen Jahren zunehmend in den Bildungssektor und dessen Internationalisierung. Dabei ist das Interesse an einem stärkeren akademischen Austausch mit Deutschland groß. Schwerpunktländer der bilateralen Kooperationen mit dem Deutschen Akademischen Austauschdienst DAAD sind Brasilien, Mexiko, Argentinien, Chile, Kolumbien und Peru.

Der DAAD ist mit seinen drei Außenstellen in Brasilien, Mexiko und Kolumbien (letzteres ab Oktober 2019 mit regionaler Zuständigkeit auch für Venezuela und Peru), fünf Informationszentren (in Argentinien, Brasilien, Chile, Costa Rica und Kolumbien) sowie seinem Netzwerk aus Lektoraten, Langzeitdozenturen und Lehrstühlen in der gesamten Region Lateinamerika stark vertreten.

Darüber hinaus wurden im Rahmen der Außenwissenschaftsinitiative drei von weltweit fünf Exzellenzzentren in Lateinamerika gegründet – das Meeresforschungsinstitut CEMarin und das Deutsch-Kolumbianische Friedensinstitut CAPAZ, beide in Kolumbien, und das Heidelberg Center in Santiago de Chile. Das Deutsch-Argentinische Hochschulzentrum fördert die akademische Zusammenarbeit und die Entwicklung bi-nationaler Studiengänge von argentinischen und deutschen Hochschulen.

Förderung der deutschen Sprache

Deutsch als Fremdsprache nimmt in der Region Lateinamerika eine stabile Position ein. Es gibt rund 765 Schulen mit Deutschunterricht. Insgesamt lernen in Lateinamerika etwa 350.000 Schüler Deutsch. Besonderes Interesse an Deutschunterricht besteht in Regionen mit vielen aus Deutschland eingewanderten Familien.

Die PASCH-Initiative

Die Initiative 'Schulen: Partner der Zukunft' (PASCH) wurde im Februar 2008 vom Auswärtigen Amt ins Leben gerufen. Ziel ist, ein weltumspannendes Netz von Partnerschulen aufzubauen. Mit dieser Initiative sollen bei jungen Menschen nachhaltiges Interesse und Begeisterung für das moderne Deutschland und die deutsche Sprache geweckt werden.

Insgesamt ist das Partnerschulnetz in Lateinamerika auf 193 Schulen angewachsen. Darunter sind 37 Deutsche Auslandsschulen, 82 Sprachdiplomschulen (DSD-Schulen) und 74 Schulen, an denen Deutschunterricht auf- oder ausgebaut wird (FIT-Schulen).

Die deutschen Auslandsschulen in Lateinamerika wurden meist von deutschen Auswanderern für ihre Kinder und die Kinder ihrer Nachbarn gegründet, teilweise schon vor 150 Jahren. Inzwischen haben sie sich zu großen Begegnungsschulen entwickelt, darunter die größte weltweit: Porto Seguro in São Paulo mit insgesamt ca. 10.000 Schülern – die meisten von ihnen Brasilianer. An sieben dieser Schulen können in Berufsbildungszentren meist kaufmännische Ausbildungen nach deutschem Muster absolviert werden.

Die Förderung der deutschen Sprache in Lateinamerika erfolgt auch sehr wesentlich durch die 15 in der Region tätigen Goethe-Institute mit ihrem Angebot an Sprachunterricht und Fortbildungsmaßnahmen für Deutschlehrer. Darüber hinaus sind in Lateinamerika 15 Goethe-Zentren, 33 DAAD-Lektorate, und 42 geförderte deutsch-ausländische Kulturgesellschaften zu verzeichnen.

Deutsch im Hochschulbereich

Die steigende Nachfrage nach studienbegleitenden Deutsch-Angeboten trifft einen weltweiten Trend stärker anwendungsbezogenen Fremdsprachenlernens. Zudem bietet der DAAD die Förderung von Germanistischen Institutspartnerschaften zwischen deutschen und lateinamerikanischen Hochschulen an. Derzeit werden vom DAAD in Lateinamerika folgende Germanistische Institutspartnerschaften unterstützt:

  • in Brasilien: Universidade Federal do Rio Grande do Sul (Porto Alegre) - Universität Erlangen-Nürnberg
  • in Kolumbien: Universidad de Antioquia, Medellin - Pädagogische Hochschule Freiburg
  • in Kuba: Universidad de la Habana, Havanna - Universität Gießen

Aufgrund der deutschstämmigen Bevölkerungsstruktur ist Deutsch im Schulsystem lediglich im südlichen Lateinamerika (Argentinien, Chile, Paraguay, Südbrasilien) zahlenmäßig relevant vertreten. Dort bestehen auch an vielen Universitäten germanistische Abteilungen, deren Studierende jedoch zum Teil nur über unzureichende Deutschkenntnisse verfügen. Der interfakultative Deutschunterricht, der vorwiegend durch DAAD-Lektoren gegeben wird, soll Abhilfe schaffen.

Außerschulischer Deutschunterricht

Außerschulischer Deutschunterricht für Erwachsene wird in einigen Ländern nur von den Goethe-Instituten, Goethe-Zentren und deutsch-ausländischen Kulturgesellschaften angeboten. In einigen urbanen Ballungsräumen (beispielsweise São Paolo, Mexiko Stadt und Buenos Aires) gibt es zudem eine gewisse Zahl von kommerziellen Anbietern von Deutschkursen.

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