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Deutschland und Frankreich würdigen Einsatz für Menschenrechte
Am 10. Dezember, dem internationalen Tag der Menschenrechte, zeichnen Außenministerin Annalena Baerbock und die französische Außenministerin Catherine Colonna fünfzehn Personen mit dem deutsch-französischen Menschenrechtspreis aus.
Die Auszeichnung erkennt den Einsatz all jener an, die Tag für Tag unermüdlich für Menschenrechte und Rechtstaatlichkeit kämpfen. Die Preise werden dezentral durch die französischen und deutschen Auslandsvertretungen überreicht.
Die diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger sind:

In Iran gehen seit dem 16. September mutige Männer und Frauen auf die Straße, um für ihre Rechte und Freiheiten zu kämpfen. Der Auslöser war der Tod einer 22-jährigen Frau, Jina Mahsa Amini, die von der Sittenpolizei in Gewahrsam genommen wurde, weil sie ihr Kopftuch mutmaßlich nicht entsprechend der Vorschriften trug. Seither bringen tausende Iraner*innen ihren Protest durch Demonstrationen, Rufe oder Streiks zum Ausdruck– und gehen damit enorme Risiken ein. Mehr als 450 Iraner*innen haben durch die Gewalt der iranischen Sicherheitskräfte bereits ihr Leben verloren. Über 18 000 Menschen sind festgenommen worden. Ein Demonstrant wurde hingerichtet, vielen weiteren droht die Todesstrafe. All diese Gefahren schrecken die mutigen Iraner*innen, die in den vergangenen Wochen friedlich ihre Stimme erhoben haben, nicht ab, für ein Leben in mehr Freiheit und Würde weiterzukämpfen.
© abaca
Fatou „Toufah“ Jallow ist eine Frauenrechtsaktivistin und Autorin. Im Jahr 2019 machte sie die Vergewaltigung durch den damaligen gambischen Staatspräsidenten Yayha Jammeh publik. 2014 ging sie als Siegerin aus seinem nationalen Schönheitswettbewerb hervor.
Fatou Jallow inspirierte mit ihrem Mut die #metoo-Bewegung in Gambia. Ihre öffentliche Aussage brach mit dem jahrelangen Schweigen zahlreicher Frauen. Sie löste eine Welle von weiteren Zeugenaussagen von Frauen aus, die Opfer sexueller Übergriffe von prominenten gambischen Männern wurden. Ihre Erfahrungen wurden unter dem Hashtag „#IAmToufah“ verbreitet.
Fatou Jallow organisierte den ersten Marsch von Frauen gegen Vergewaltigung in Gambia und gründete die Toufah-Stiftung, die Überlebenden von sexuellem Missbrauch psychosoziale Unterstützung bietet und dafür kämpft, dass Täter zur Rechenschaft gezogen werden. Mit ihrem Buch „Toufah: The Woman Who Inspired an African #MeToo Movement“ arbeitet sie weiter daran, die Kultur des Schweigens in Gambia und weltweit zu brechen, Täter zur Rechenschaft zu ziehen und die Situation für Frauen zu verbessern.
© privat
Djamila Ribeiro, geboren 1980 in Santos im Bundesstaat São Paulo, ist eine Ikone des Aktivismus schwarzer Frauen in Brasilien und national wie international als Bestseller-Autorin von Büchern über schwarzen Feminismus und Antirassismus bekannt, wie etwa „Wo wir sprechen: Schwarze Diskussionsräume“ (2017) oder „Pequeno Manual Antirracista“ (2019). Auch als Kolumnistin für die brasilianische Tageszeitung Folha de São Paulo oder für das deutsche Magazin Der Spiegel sowie als Gast in TV-Interviews erreichen ihre Texte regelmäßig zahlreiche Menschen. Ferner ist Ribeiro Koordinatorin der Bücherreihe „Coleção Feminismos Plurais“ und ermöglicht über diese auch anderen schwarzen Autor*innen die Veröffentlichung ihrer Werke. Es ist Ribeiros großer Verdienst, Wissen und Bewusstsein über sexistische, rassistische und intersektionelle Diskriminierungsformen in Brasilien und international erheblich gefördert zu haben und weiterhin anzuprangern.

Maxim Znak ist belarussischer Wirtschafts- und Menschenrechtsanwalt. Er befindet sich seit dem 9. September 2020 in Haft. Znak setzt sich für die politische Liberalisierung in Belarus und den Aufbau eines Rechtsstaats ein. Er war einer der leitenden Juristen der Kampagne des Präsidentschaftsbewerbers Wiktor Babariko im Jahr 2020, klärte Bürger über ihre Rechte als Wähler*innen auf und legte Beschwerde gegen Verstöße gegen das Wahlverfahren ein. Als gewähltes Präsidiumsmitglied des oppositionellen Koordinierungsrats wurde Znak in einem geschlossenen und politisch motivierten Gerichtsverfahren zu 10 Jahren Haft verurteilt. 2022 wurde er auf die belarussische Terroristenliste gesetzt. Znaks schwierige Haftbedingungen haben seiner Entschlossenheit, die sich in seinen Gedichten, Briefen und verschiedenen literarischen Arbeiten zeigt, keinen Abbruch getan. Die Bundesregierung und die Regierung der Französischen Republik bekräftigen ihre Forderung nach der sofortigen Freilassung von Maxim Znak.

Alex Au ist ein Verfechter der Rechte von Wanderarbeitern und der LSBTIQ+-Gemeinde in Singapur. Sein Engagement in der Zivilgesellschaft begann in den 1990er Jahren, als er sich für die Gleichstellung von Homosexuellen in Singapur engagierte.
In jüngerer Zeit wurde Au durch seine Arbeit als Vertreter von Transient Workers Count Too (TWC2) bekannt. Im Juni 2022 gab es in Singapur 943.000 Niedriglohn-Wanderarbeiter. Viele von ihnen, ob im Baugewerbe oder in Privathaushalten, leiden unter nicht eingehaltenen Gesundheits- und Sicherheitsvorschriften, unter Diskriminierungen und Schuldenfallen.
„Wie die LSBTIQ+-Gemeinschaft sind auch die Niedriglohn-Wanderarbeiter mit ähnlichen Problemen der Diskriminierung und Ausgrenzung konfrontiert“, erklärt er. Im Mittelpunkt der Arbeit von TWC2 stehen Aufklärungsarbeit und Hilfe für Arbeitnehmer, die mit konkreten Schwierigkeiten konfrontiert sind.
Aus langjähriges Wirken und Bestreben ist darauf ausgerichtet, ein inklusiveres Singapur zu schaffen. Das will er dadurch erreichen, dass Gesellschaft und Politik auf individuelle Lebensgeschichten von Menschen aufmerksam gemacht werden, die zwar in Singapur leben, über deren Leben aber kaum etwas bekannt ist.
© privat
Patricia Gualinga Montalvo stammt aus einer bekannten Umweltaktivistenfamilie. Ihr Vater und weitere Familienmitglieder verteidigen den ecuadorianischen Amazonasregenwald.
Seit mehr als 30 Jahren leistet sie Widerstand gegen die Erdölförderung im Gebiet der Sarayaku im ecuadorianischen Teil des Amazonasbeckens. Sie war 2012 eine der Hauptklägerinnen in dem historischen Gerichtsverfahren vor dem Interamerikanischen Menschenrechtsgerichtshof, in dem der ecuadorianische Staat schuldig gesprochen wurde, die Anhörungsrechte der Sarayaku missachtet und die Erdölförderung auf ihrem Territorium ohne deren Zustimmung konzessioniert zu haben. Frau Gualinga Montalvo war selbst Hauptzeugin in dem 10 Jahre währenden Verfahren und ihr engagiertes Plädoyer war mit ausschlaggebend für das positive Urteil. Auf sie geht ferner die Gründung der Frauen Amazoniens (Mujeres Amazonicas) im Jahr 2013 zurück, einem Kollektiv von mehr als 100, meist indigenen Frauen.
2018 haben die Sarayaku zudem die Initiative Lebender Regenwald (Kwasak Sacha) gestartet, die auf nachhaltige Entwicklung ihres Territoriums abzielt.
© privat
Lina Attalah ist eine preisgekrönte ägyptische Journalistin und Aktivistin. 2013 gründete sie gemeinsam mit Gleichgesinnten das zweisprachige Nachrichtenoutlet Mada Masr mit Sitz in Kairo, das für seine kritischen Analysen bekannt ist. Sie fungiert seit Gründung als Chefredakteurin. Durch seine Recherchen fördert Mada Masr Transparenz, Rechtsstaatlichkeit und Rechenschaft. Lina Attalah leistet einen bedeutenden Beitrag zum Schutz der Medienfreiheit und der freien Meinungsäußerung. 2021 erhielt sie den Hermann-Kesten-Förderpreis des deutschen PEN-Zentrums.

Samier Makeen ist ein sudanesischer Anwalt und Menschenrechtsverteidiger. Er ist Aktivist für Frauen- und Kinderrechte, Religionsfreiheit sowie für Überlebende von Folter und gegen willkürliche Inhaftierung. Er spricht sich gegen willkürliche Tötungen und Massenexekutionen aus. 2015 gründeten Makeen und seine Kollegen das Sudanese Defenders Center for Legal Aid, eine gemeinnützige Organisation, die erste nationale Einrichtung, die sich auf die Todesstrafe spezialisiert hat. Er trug maßgeblich zur Verfassung des Hinrichtungsberichts zu Sudan von 2020-2021 bei, der dem VN Menschenrechtsrat vorgelegt wurde. Seit 2015 arbeitet er mit dem Justizministerium zusammen, um Menschen, denen die Todesstrafe droht, Rechtsbeistand zu leisten. Makeen leistet über die sudanesische NGO “Emergency Laywers” Rechtsbeistand für Revolutionäre und wurde im März 2021 zum stellvertretenden Vorsitzenden der sudanesischen Menschenrechtskommission gewählt, den er bis September 2022 innehatte.

Seit 1983 prägt Lourença Tavares oder „Tia Lou“ („Tante Lou“ wie sie von ihren Schützlingen und Mitstreiter*innen genannt wird) durch ihre sozialpädagogische Arbeit mit Familien und Gemeinden die kapverdische Gesellschaft. 1998 gründete sie die Vereinigung für benachteiligte Kinder (Associação de Crianças Desfavorecidas, ACRIDES), die sich für die Förderung und den Schutz der Rechte sozial benachteiligter Kinder einsetzt. Der Schwerpunkt der Tätigkeit von ACRIDES liegt auf der landesweiten Prävention und Bekämpfung von sexuellem Missbrauch und der Ausbeutung von Minderjährigen – gerade auch innerhalb von Familien. Durch unermüdliche Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit durchbrach sie gesellschaftliche Tabus und konnte erstmals einen formellen Schutzrahmen für Minderjährige und die Strafbarkeit von Missbrauch innerhalb von Familien durchsetzen.
Als Präsidentin von ACRIDES genießt sie nationale und internationale Anerkennung. Sie ist Mitglied mehrerer internationaler Organisationen, wie dem Westafrikanischen Netzwerk für den Schutz von Kindern, dem Internationalen Sozialdienst, der Weltfamilienorganisation und fungiert als Vertreterin der Afrikanischen Union der Entwicklungs-NROs in Cabo Verde.
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Hadeel Abdel Aziz ist Menschenrechtsaktivistin sowie Gründungsmitglied und Exekutivdirektorin der jordanischen Nichtregierungsorganisation Justice Center for Legal Aid. Die Organisation setzt sich seit 2008 für faire Gerichtsverfahren und Rechtshilfeangebote in Jordanien ein. Konkret konzipiert sie niedrigschwellige Angebote, wie zum Beispiel eine Rechtshilfe-Hotline. Ihre Organisation stellt „rund-um-die-Uhr“ Anwälte in Polizeiwachen, um Menschen auf ihrem Rechtsweg zu unterstützen. Als Aktivistin setzt sich Aziz für Gesetzesreformen in Jordanien ein, unter anderem gegen genderbasierte Gewalt und für eine fortschrittliche Jugendgerichtsbarkeit.

Emina Bošnjak ist Geschäftsführerin des Sarajevo Open Centre. Sie setzt sich für die Förderung der Menschenrechte in Bosnien und Herzegowina ein, insbesondere für die Gleichstellung und Rechte von LSBTIQ+-Personen und Frauen. In ihrer Position leitet Bošnjak ein Team von 13 Mitgliedern, die die strategische Ausrichtung der Organisation lenken, indem sie ihre langfristige finanzielle Nachhaltigkeit durch erfolgreiches Fundraising sichern und ein hohes Maß an Wirkung, unter Einhaltung der höchsten Standards in Bezug auf Transparenz und Personalmanagement, sicherstellen.
Neben ihrem Engagement im Sarajevo Open Centre engagiert sie sich in zahlreichen lokalen und regionalen Gruppen, Initiativen, Organisationen und Netzwerken. Sie war Mitglied des Koordinationskomitees des bosnisch-herzegowinischen Frauennetzwerks und maßgeblich an der Organisation des Pride March in Bosnien und Herzegowina beteiligt. Sie ist derzeit Co-Vorsitzende von ILGA Europe, einer unabhängigen LSBTIQ+-Dachorganisation, die mehr als 600 Organisationen aus 54 Ländern in Europa und Zentralasien vereint.
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Sama Aweidah setzt sich seit Jahrzehnten für die Achtung von Frauenrechten in der palästinensischen Gesellschaft ein. Die Menschenrechtsverteidigerin mit Abschlüssen der Universität Birzeit in den Palästinensischen Gebieten sowie der City University of London war bereits 1978 gemeinsam mit einer Gruppe gleichgesinnter Aktivistinnen an der Gründung der ersten feministischen Graswurzelorganisation der Palästinensischen Gebiete, Palestinian Union of Women’s Action Committees, beteiligt. Später hob sie gemeinsam mit anderen Frauen auch das Women’s Studies Centre mit Sitz in Ost-Jerusalem aus der Taufe. Die vierfache Mutter gilt als Pionierin des Konzepts des Gender Audit in den Palästinensischen Gebieten, zu dessen Einführung in den Institutionen der Palästinensischen Autonomiebehörde sie maßgeblich beitrug. Derzeit ist sie eine der bedeutendsten Stimmen der palästinensischen Gesellschaft und wirbt unter anderem für die Einführung von gesetzgeberischen Maßnahmen zum Schutz von Frauen vor geschlechterbasierter Gewalt.

Meganne Boho ist eine der wichtigsten Frauenrechtsaktivistinnen in Côte d‘Ivoire. Sie war eine der treibenden Kräfte hinter der ivorischen #MeToo-Bewegung. Dank dieser kam es zum ersten Mal zu einer größeren öffentlichen Auseinandersetzung mit dem Thema sexuelle Gewalt in ihrem Land. Boho hat es sich seit zehn Jahren, zuletzt als Vorsitzende der ivorischen Frauenrechtsliga, zur Aufgabe gemacht, Gewalt gegen Frauen und Genderstereotype zu bekämpfen: Mit Lobbying für Reformen der Rechtsordnung, Betreuungsangeboten für Frauen und digitalem Aktivismus. Ein Engagement von großer Bedeutung in einem Land, in dem auf dem Weg zur Gleichberechtigung noch viel zu tun bleibt.

Mazen Darwish gründete 2004 das Syrian Center for Media and Freedom of Expression (SCM), das seit 2011 UN ECOSOC-Konsultativstatus genießt. Mit Beginn der gewaltsamen Unterdrückung der syrischen Protestbewegung gegen das Assad-Regime im Jahr 2011 gründete Darwish zusammen mit der Anwältin Razan Zeitouneh das Violations Documentation Center (VDC), um die Menschenrechtverletzungen systematisch zu erfassen.
Der Kampf gegen Straflosigkeit bildet heute einen Schwerpunkt der Tätigkeit von Mazen Darwish. Darüber hinaus setzt er sich dafür ein, „lessons learned“ aus Syrien international nutzbar zu machen. Im April 2022 reiste er auf einer Fact-Finding Mission nach Kiew (Ukraine) als Teil einer von Agnès Callamard, Generalsekretärin von amnesty international, geleiteten Delegation, um die Dokumentierung mutmaßlicher Kriegsverbrechen zu unterstützen.
Mazen Darwish wurde wegen seines Einsatzes für Menschenrechte in Syrien mehrfach inhaftiert. Aktuell lebt er in Paris.
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Francisco de Roux Rengifo ist Jesuitenpater und war von 2018-2022 Präsident der kolumbianischen Wahrheitskommission. Er hat die Arbeit der Kommission unter schwierigen politischen Umständen koordiniert und darauf hingewirkt, dass diese in ihrem Abschlussbericht den bewaffneten Konflikt in elf Bänden und auf mehreren Tausend Seiten aufgearbeitet und die Opfergeschichten in den Mittelpunkt ihrer Betrachtungen gestellt hat. Dadurch hat er einen unverzichtbaren Beitrag zu Versöhnung und Nicht-Wiederholbarkeit geleistet und wird deshalb auch als „Gewissen der Nation“ bezeichnet.
De Roux hat bereits zuvor als Vermittler in Situationen gewirkt, in denen sich ehemalige Feinde aus bewaffneten Konflikten an einen Tisch gesetzt haben. Er ist weithin anerkannt für seine Arbeit in den Bereichen Friedensförderung, Versöhnung und der Berücksichtigung der Überlebenden des kolumbianischen bewaffneten Konflikts.
Er war von 1987 bis 1993 der Direktor des Friedensprogramms der Gesellschaft Jesu und Direktor des Zentrums für Forschung und Bildung. Im Jahr 2008 wurde er zum Provinzial der Gesellschaft Jesu in Kolumbien ernannt. Francisco de Roux gründete die Einrichtung für Entwicklung und Frieden von Magdalena Medio und das erste Friedenslabor in Kolumbien, in welchem die Kirche, der Privatsektor, die lokalen Regierungen und sozialen Organisationen modellhaft zusammengearbeitet haben.
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