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Historische Rückgabe von Bronzen an Nigeria

Außenministerin Annalena Baerbock, Staatsminister für Auswärtige Angelegenheiten von Nigeria Zubairu Dada, Kulturminister von Nigeria Lai Mohammed, Kulturstaatsministerin Claudia Roth

Außenministerin Annalena Baerbock, Staatsminister für Auswärtige Angelegenheiten von Nigeria Zubairu Dada, Kulturminister von Nigeria Lai Mohammed, Kulturstaatsministerin Claudia Roth, © Thomas Trutschel/photothek.de

01.07.2022 - Artikel

Mehr als 1.100 wertvolle Bronzen aus Westafrika sind in Folge von Plünderungen in der Kolonialzeit vor rund 125 Jahren in die Bestände von deutschen Museen gelangt. Deutschland und Nigeria machen heute gemeinsam den Weg frei für die Rückkehr der Artefakte.

Gemeinsam mit ihren Amtskollegen aus Nigeria werden Außenministerin Baerbock und Kulturstaatsministerin Roth eine Erklärung im Weltsaal des Auswärtigen Amts unterzeichnen. Nigerias Kulturminister Lai Mohammed und der Staatsminister für Auswärtige Angelegenheiten Zubairu Dada reisen eigens für die Unterzeichnung nach Berlin. Im Anschluss werden sie zwei Bronzen entgegennehmen.

Benin-Bronzen
Benin-Bronzen im Auswärtigen Amt anlässlich der Übergabe an Nigeria© Thomas Trutschel/photothek.de

Die Bronzen waren Ende des 19. Jahrhunderts im Gepäck des Konsuls und Geschäftsmannes Eduard Schmidt nach Berlin gelangt, wo sie im Jahr 1898 an das damalige Königliche Museum für Völkerkunde in Berlin verkauft wurden.

Aufarbeitung von kolonialem Unrecht

Deutschland hat sich lange schwer getan mit der Aufarbeitung von Kunstgeschichte aus kolonialen Kontexten. Mehr als eintausend Bronzen aus dem ehemaligen Königreich Benin im heutigen Nigeria lagern in den Depots und Sammlungen von insgesamt 20 Museen in Deutschland. Die Kunstwerke stammen aus dem Königspalast des Oba, der im Jahr 1897 durch britische Soldaten dem Erdboden gleichgemacht wurde. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen davon aus, im Zusammenhang mit den Plünderungen mehr als 5.000 Bronzen gestohlen und unrechtmäßig nach Europa verbracht wurden. Durch den Verkauf der geraubten Kunstwerke wurden die hohen Kosten der damaligen Expeditionen mitfinanziert.

Expertinnen und Expertinnen aus Deutschland und Nigeria haben sich intensiv mit Herkunft und Verbleib der Bronzen auseinandergesetzt und seit längerem Gespräche über Rückübereignung der Kunstwerke geführt. Durch die Unterzeichnung der Absichtserklärung bereiten beide Staaten heute (01.07.) eine rechtliche Grundlage, auf der die Eigentumsübergang der einzelnen Bronzen vollzogen werden kann. Zudem wird der Ausbau der nigerianisch-deutschen Museumszusammenarbeit vereinbart. Den Text der gemeinsamen Erklärung finden Sie hier (in englischer Sprache).

Faszinierende Artefakte

Diese beiden Bronzen werden heute zurückgegeben: Reliefplatte mit einem König (Oba) und vier Begleitern; Gedenkkopf eines Königs
Diese beiden Bronzen werden heute zurückgegeben: Reliefplatte mit einem König (Oba) und vier Begleitern; Gedenkkopf eines Königs© Staatliche Museen zu Berlin, Ethnologisches Museum; Claudia Obrocki, Martin Franken

Die Bronzearbeiten im Königreich Benin im heutigen Nigeria waren schon im 16. Jahrhundert meisterhaft: detaillierte Ornamente zieren die Reliefplatten, die Darstellungen von Königen, so genannten Oba, sind besonders sorgfältig und kunstvoll gearbeitet. Zwei beeindruckende Bronzen aus der Sammlung des Ethnologischen Museums in Berlin werden heute als Symbol für die jetzt beginnenden Eigentumsübertragungen an die Gäste aus Nigeria zurückgegeben: 35 Kilogramm schwere Plastik eines Königskopfes aus dem 18. Jahrhundert und eine Reliefplatte aus dem 16. Jahrhundert, die einen König mit vier Begleitern darstellt. Neben dem hohen künstlerischen Wert haben die Kunstwerke auch eine enorme ideelle Bedeutung für viele Menschen in Nigeria.

Ausbau der Museumskooperation

Nicht alle Bronzen im Bestand deutscher Museen werden unmittelbar nach Nigeria zurückkehren. Die nigerianische Seite hat sich bereiterklärt, einige Kunstwerke als Leihgaben zu überlassen, damit sie auch weiterhin in Deutschland gezeigt werden können – eine besondere Geste des Vertrauens und der Verbundenheit der beiden Staaten.

Mehr Informationen:

Die Stiftung Preussischer Kulturbesitz stellt auf ihrer Webseite detaillierte Informationen zu den Bronzen, die heute übergeben werden, bereit.

Eine Übersicht der Bronzen in den Depots und Sammlungen deutscher Museen hat die Kontaktstelle für Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten in Deutschland auf ihrer Webseite veröffentlicht.

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