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Irland nach dem Brexit: Europäisch, jetzt erst recht!

Cliffs of Moher Klippen in Irland

Cliffs of Moher Klippen in Irland, © picture alliance

16.05.2020 - Artikel

Auch nach dem Brexit ist die EU in Irland so beliebt wie nirgendwo sonst. Das prägt auch die bilateralen Beziehungen mit Deutschland, bis hin zur Zusammenarbeit im Umgang mit Covid-19.

Große EU-Solidarität mit Irland beim Brexit

Bei Irland denken viele sofort an Harfe und Keltenkreuz, den Schutzheiligen St. Patrick und das Nationalsymbol Shamrock. Aber die Irinnen und Iren sind auch bekannt für ihren vorwärtsorientierten Pragmatismus. Ursula Quill, Mitarbeiterin im irischen Parlament, kann sogar dem Brexit noch etwas Positives abgewinnen: Es habe sie beeindruckt und gerührt, wie groß die EU-Solidarität für Irland in den Brexit-Verhandlungen gewesen sei – gerade auch von Deutschland. Die EU habe fest an der Seite Irlands gestanden, um die offene Grenze zu Nordirland zu erhalten, die für den Frieden auf der Insel so entscheidend ist.

Paul McKeon und Ursula Quill vor dem irischen Parlamentsgebäude (Leinster House).
Paul McKeon und Ursula Quill vor dem irischen Parlamentsgebäude (Leinster House).© Florian Rehli, Auswärtiges Amt

Deutschland wirke auf ein kleineres Land wie Irland schnell wie eine übermächtige Wirtschaftsmacht, meint Quill. Im Sommer 2019 reiste sie auf Einladung des Auswärtigen Amts als Teil einer Gruppe junger Nachwuchskräfte – der „Emerging Voices“ des renommierten irischen Think Tanks IIEA – nach Berlin, Potsdam und Leipzig, um mehr über Deutschland zu erfahren und über die deutsch-irischen Beziehungen zu diskutieren. Bei den Gesprächen habe sie gespürt, dass sich Irland mit Deutschland auf Augenhöhe über die Zukunft austauschen könne. Auf beiden Seiten gebe es ein enormes Interesse aneinander – und an einer starken Europäischen Union. Das habe sie erneut erleben können, als sie im Oktober letzten Jahres im irischen Parlament auf eine Delegation junger Bundestagsmitarbeiter getroffen sei.

Zusammenarbeit gegen den Coronavirus

In der weltweiten Krise arbeiten Deutschland und Irland eng zusammen: Rund 150 Iren konnten bislang an Bord von deutschen Rückholflügen aus 29 verschiedenen Ländern nach Irland zurückkehren. Zudem wurde eine Vielzahl von irischen Covid-19-Tests in deutschen Laboren ausgewertet und in Irland ansässige deutsche Unternehmen in der Medizinbranche sind vor Ort an der Antwort auf Covid-19 beteiligt. Dies ist eines von vielen Zeichen europäischer Solidarität, die entscheidend ist für den Zusammenhalt und die Zukunft der Europäischen Union.

Irland ist so pro-europäisch wie kein anderes EU-Land

Die Zustimmung zur EU ist laut aktuellen Eurobarometerumfragen in Irland so hoch wie in keinem anderen Mitgliedsstaat: nicht weniger als 81% der Irinnen und Iren halten die EU-Mitgliedschaft für eine „gute Sache“. Dennoch mahnt Paul McKeon, der für die Irische Menschenrechts- und Gleichstellungskommission arbeitet und ebenfalls an der Deutschland-Reise der „Emerging Voices“ teilnahm, müsse die EU auch in Irland noch mehr Menschen erreichen und von den Vorteilen der EU-Mitgliedschaft überzeugen. Er wünscht sich, dass die EU-Mitgliedsstaaten über eine inklusive Sozialpolitik verstärkt benachteiligte Gruppen mit ihrer Politik ansprechen. Mit Blick auf die drängenden globalen und innereuropäischen Herausforderungen sieht er eine neue Ära in der EU anbrechen und ist überzeugt: „Jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt, unsere Beziehungen zu stärken“.

Deutsch-Irischer Aktionsplan: Mit dem Deutschmobil durch Irland

Besonders die jüngere Generation steht im Fokus des Gemeinsamen Aktionsplans, den Deutschland und Irland im November 2018 beschlossen haben. Eine Säule ist die Stärkung des Jugendaustauschs durch Programme wie die Deutschland-Reise der irischen „Emerging Voices“. Ein weiteres wichtiges Instrument zum Ausbau der bilateralen Beziehungen ist die Sprachförderung. Nach dem Brexit möchte die irische Regierung die Fremdsprachenkompetenz von Schülerinnen und Schülern stärken.

DAAD-Sprachassistentin Kopke, VW-Irland Geschäftsführerin Wentzel, Botschafterin Potzel, Goethe-Institut Sprachleiter Hauke und Geschäftsführer der AHK Lissek hinter dem Deutschmobil
DAAD-Sprachassistentin Kopke, VW-Irland Geschäftsführerin Wentzel, Botschafterin Potzel, Goethe-Institut Sprachleiter Hauke und Geschäftsführer der AHK Lissek hinter dem Deutschmobil© Auswärtiges Amt

Mit dem Deutschmobil, das im Herbst 2019 erneut auf Reisen ging, greift Deutschland dieses Interesse auf. Die Nachfrage ist kaum zu bedienen: das Deutschmobil ist jeweils Monate im Voraus ausgebucht. Schulen in ganz Irland freuen sich über halbtägige interaktive Workshops zu deutscher Sprache und Kultur – gegeben von einer deutschen Sprachlehrerin. Auch in den irischen Ministerien wächst das Interesse an Deutschkenntnissen. Gemeinsam mit dem irischen Außenministerium hat die Deutsche Botschaft Dublin deshalb ein „German Language Network“ in Dublin eingerichtet, in dem sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von irischen Ministerien und Behörden regelmäßig treffen können, um Deutsch zu sprechen und gemeinsam deutsche Kulturveranstaltungen zu besuchen. Ein prominenter Gast beim ersten Empfang in der Residenz der deutschen Botschaft: Der Staatssekretär im irischen Außenministerium, Niall Burgess, der als DAAD-Stipendiat in Würzburg studierte. Im Anschluss an den Empfang stand zur Vertiefung der Deutschkenntnisse noch auf dem Programm: Binge-Watching der Serie „Weissensee“.

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