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Regionale Organisationen in Asien
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Die regionale politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit im asiatisch-pazifischen Raum ist weniger ausgeprägt als in Europa. Vielen Staaten ist es wichtig, wirtschaftspolitisch unabhängig zu agieren und außenpolitisch ein eigenes Profil zu erhalten. Zugleich bilden sich auch hier vielfältige Strukturen regionaler Zusammenarbeit.
Die südostasiatische Regionalorganisation Association of Southeast Asian Nations (ASEAN), 1967 gegründet und mit mittlerweile 10 Mitgliedstaaten, hat hier besonderen Stellenwert.
Mit dem East Asia Summit (EAS) unter Teilnahme der ASEAN-Mitgliedstaaten sowie mittlerweile den USA, Indien, China, Russland, Australien, Japan, Südkorea und Neuseeland wurde 2005 eine weitere Dialogplattform etabliert.
Die Asia-Pacific Economic Cooperation (APEC) ermöglicht seit 1989 einen transasiatischen Wirtschaftsdialog der Länder des Pazifikraums. Darüber hinaus gibt es die Regionalorganisationen Südasiens, die South Asian Association for Regional Cooperation (SAARC) und die Bay of Bengal Initiative for Multi-Sectoral Technical and Economic Cooperation (BIMSTEC), des Pazifiks, das Pacific Islands Forum (PIF), und Zentralasiens, die Shanghai Cooperation Organisation (SCO), überregionale Foren wie die Indian-Ocean Rim Association (IORA) und das seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ausgesetzte Asia-Europe Meeting (ASEM) sowie verschiedene subregionale Formate wie den Zusammenschluss der Mekong-Anrainer in der Mekong River Commission (MRC).
Association of South East Asian Nations (ASEAN)
Der Verband südostasiatischer Staaten (ASEAN) wurde 1967 gegründet und ist bis heute auf zehn Mitgliedstaaten (Brunei Darussalam, Indonesien, Kambodscha, Laos, Malaysia, Myanmar, Philippinen, Singapur, Thailand, Vietnam) angewachsen.
ASEAN bildet kein System der kollektiven Sicherheit und ist rein intergouvernemental organisiert. Die Charta aus dem Jahr 2008 führte eine Dreisäulen-Struktur (sicherheitspolitisch, wirtschaftlich, soziokulturell) ein, wodurch die Zusammenarbeit in den Bereichen Politik und Sicherheit sowie Kultur und Gesellschaft gestärkt wurde. Zudem enthält sie das Bekenntnis der ASEAN Staaten zu Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und guter Regierungsführung und sieht die Bildung eines Menschenrechtsorgans vor. Die Zusammenarbeit basiert auf den Prinzipien der Nichteinmischung und des Konsenses.
Zentral aus Sicht vieler ASEAN-Staaten sind der Ausbau der Handlungsfähigkeit („ASEAN-Centrality“) sowie eine verstärkte wirtschaftliche Integration und Konnektivität.
Im November 2015 gründeten die Mitgliedstaaten die Wirtschaftsgemeinschaft „ASEAN Economic Community“ (AEC). 2021 haben die ASEAN Staaten außerdem im Rahmen der „Regional Comprehensive Economic Partnership“ (RCEP) gemeinsam mit Australien, China, Japan, Korea und Neuseeland eine umfassende regionale Wirtschaftspartnerschaft abgeschlossen und damit die größte Freihandelszone der Welt begründet.
An den Sitz des ASEAN-Sekretariats in Jakarta haben sämtliche ASEAN-Staaten ständige Vertreter entsandt. Außerdem können auch Drittstaaten Botschafter bei ASEAN akkreditieren, für Deutschland nimmt diese Funktion die deutsche Botschafterin in Indonesien wahr.
Der ASEAN-Raum wächst wirtschaftlich weltweit mit am schnellsten und wird 2030 viertgrößter Wirtschaftsraum der Welt sein. Die Region ist zudem zentrales Ziel für die Diversifizierung von Investitionen, Handel und Lieferketten zahlreicher Partner. Die Ländergruppe ist politisch, wirtschaftlich und kulturell heterogen. Die Länder eint aber der Wille, einseitige politische und wirtschaftliche Abhängigkeiten abzubauen und sich geostrategisch nicht vereinnahmen zu lassen.
Offizielle Website: www.asean.org
ASEAN + 3
ASEAN+3 bezeichnet den regionalen Dialograhmen zwischen den zehn ASEAN-Staaten sowie den drei ostasiatischen Ländern China, Japan und Südkorea. Das ASEAN+3-Forum wurde Ende der 1990er Jahre als Antwort auf die asiatische Finanzkrise ins Leben gerufen und agiert hauptsächlich im Bereich der Wirtschafts-, Handels- und Finanzpolitik aber auch in Umwelt- und Gesundheitsfragen. Die multilaterale Zusammenarbeit von ASEAN+3 hat zudem in einer Reihe von Abkommen Ausdruck gefunden. Unter anderem gibt es Freihandelsabkommen ASEANs mit China, Japan und Südkorea.
Überblick auf der ASEAN-Website: ASEAN + 3
ASEAN Regional Forum (ARF)
Das ASEAN-Regionalforum (ARF) wurde 1994 auf Beschluss der Außenminister von ASEAN gegründet. ARF befasst sich mit Sicherheitsfragen und ist das einzige institutionalisierte sicherheitspolitische Diskussionsforum im asiatisch-pazifischen Raum. Neben den zehn ASEAN-Mitgliedstaaten beteiligen sich zurzeit 16 Länder: Australien, Bangladesch, China, Indien, Japan, Kanada, Mongolei, Neuseeland, Nordkorea, Pakistan, Papua-Neuguinea, Russische Föderation, Südkorea, Sri Lanka, Timor-Leste, die USA sowie die EU. Für die EU ist das ARF das wichtigste Forum in der Asien-Pazifik-Region, um für seine sicherheitspolitischen Konzepte zu werben und Vertrauensbildung und präventive Diplomatie auszubauen.
Offizielle Website: ASEAN Regional Forum
East Asia Summit (EAS)
Im Rahmen des East Asia Summit treffen sich die Staats- und Regierungschefs der zehn ASEAN-Staaten sowie Australiens, Chinas, Indiens, Japans, Neuseelands, Russlands, Südkoreas und der USA, um politische Fragen zu diskutieren. Seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine gestaltet sich die Zusammenarbeit schwierig. Der EAS ist komplementär zu der primär auf wirtschafts- und finanzpolitische Themen ausgerichteten Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft APEC (Asia-Pacific Economic Cooperation).
Überblick auf der ASEAN-Website: East Asia Summit

Asia-Europe Meeting (ASEM)
Das „Asien-Europa Treffen“ ist ein interregionales Gesprächsforum, das 1996 für den multilateralen Austausch zwischen Europa und Asien in den Bereichen Politik, Wirtschaft und Kultur gegründet wurde. ASEM ist von ursprünglich 26 auf heute 53 Mitglieder angewachsen: Auf der europäischen Seite sind dies alle 27 EU-Mitgliedsstaaten. ASEM-Gipfel und ASEM-Außenminister*innenkonferenzen fanden jeweils im Wechsel alle zwei Jahre statt, letztmalig im Dezember 2021, pandemiebedingt online. Aufgrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine finden seit 2022 keine ASEM-Treffen mehr statt. Die zivilgesellschaftliche ASEM-Zusammenarbeit erfolgt weiterhin in der Asia-Europe Foundation (ASEF), welche den Austausch zwischen den Regionen insbesondere in den Bereichen Bildung, Kultur und Medien fördert.
Offizielle Website: Asia-Europe-Meeting
Indian Ocean Rim Association (IORA)
Die Indian Ocean Rim Association (IORA) ist die einzige internationale Organisation, die mit 23 Mitgliedsstaaten in Asien, Ozeanien und Afrika, den gesamten Indischen Ozean umspannt. Sitz der IORA ist in Ebène auf Mauritius. Sri Lanka hält seit Oktober 2023 den Vorsitz inne.
Die IORA konzentriert sich auf Kooperation in den Bereichen Wirtschaft und Entwicklung sowie maritime Themen. Es gibt sechs prioritäre Tätigkeitsfelder: Maritime Sicherheit, Handel und Investment, Fischerei und Aquakultur, Katastrophen- und Risikomanagement, Wissenschaft und Technologie, sowie Tourismus und kultureller Austausch. Außerdem gibt es mit der wirtschaftlichen Stärkung der Stellung von Frauen und Blue Economy noch zwei übergreifende Themenkomplexe.
Deutschland ist seit 2015 ein Dialogpartner der IORA und steht daher in einem besonders engen Austausch mit der Organisation. Deutschland unterstützte die IORA beim Aufbau von administrativen und fachlichen Kapazitäten im IORA-Sekretariat sowie im Bereich maritime Sicherheit und der regelbasierten maritimen Ordnung im Indopazifikraum.

South Asian Association for Regional Cooperation (SAARC)
Die Südasiatische Vereinigung für regionale Zusammenarbeit (SAARC) wurde 1985 von Bangladesch, Bhutan, Indien, den Malediven, Nepal, Pakistan und Sri Lanka gegründet. Seit 2007 nimmt Afghanistan als achtes Mitglied teil. Die EU war, zusammen mit China, Japan, Südkorea und den USA, am SAARC-Gipfel 2007 in New Delhi erstmals als Beobachter vertreten. SAARC selbst ist seit Dezember 2004 als Beobachter bei den Vereinten Nationen vertreten.
SAARC setzt seinen Schwerpunkt auf Wirtschafts- und Handelsfragen. Ein Meilenstein der regionalen Zusammenarbeit auf wirtschaftlicher Ebene war das 2006 in Kraft getretene Abkommen zur Schaffung einer Freihandelszone, der South Asian Free Trade Area (SAFTA), das von allen Mitgliedsstaaten ratifiziert wurde.
Seit einigen Jahren ist SAARC infolge der Spannungen zwischen Pakistan und Indien weitgehend inaktiv. Das Sekretariat befindet sich in Kathmandu, Nepal. Der letzte Gipfel fand 2014 statt, das letzte informelle Treffen des SAARC-Ministerrats 2018.
Bay of Bengal Initiative for Multi-Sectoral Technical and Economic Cooperation (BIMSTEC)
Die Bay of Bengal Initiative for Multi-Sectoral Technical and Economic Cooperation (BIMSTEC) wurde 2014 gegründet und umfasst sieben Mitgliedsstaaten am Golf von Bengalen, bzw. in dessen geographischer Umgebung (Bangladesch, Bhutan, Indien, Myanmar, Nepal, Sri Lanka und Thailand). Das Sekretariat von BIMSTEC befindet sich in Dhaka.
BIMSTEC setzt sich in erster Linie für die Stärkung der regionalen Kooperation im Wirtschafts- und Technologiebereich ein und fördert zudem Projekte im Bereich Konnektivität und Infrastruktur. Der Vorsitz BIMSTECs rotiert zwischen den Mitgliedsstaaten, seit 2022 hat ihn Thailand inne.
Im Juli 2024 fand das zweite sogenannte „BIMSTEC Foreign Ministers' Retreat“ in Delhi statt, das sich mit den Themen Konnektivität, den Aufbau von Institutionen, die Zusammenarbeit in den Bereichen Handel und Wirtschaft, Gesundheit und digitale öffentliche Raumfahrtinfrastruktur beschäftigte.
Pacific Islands Forum (PIF)
Das Pacific Island Forum (PIF) wurde 1971 als „South Pacific Forum“ in Wellington (Neuseeland) gegründet und 2000 in Pacific Island Forum umbenannt. Das Sekretariat des Forums hat seinen Sitz auf Suva/Fidschi. Dem PIF als politische Regionalorganisation im Pazifik gehören derzeit noch 18 Mitglieder an (Australien, Neuseeland, Cookinseln, Fidschi, Kiribati, Marschallinseln, Mikronesien, Nauru, Niue, Palau, Papua-Neuguinea, Salomonen, West-Samoa, Tonga, Tuvalu, Vanuatu, Französisch-Polynesien und Neukaledonien), Timor-Leste und Tokelau haben Beobachterstatus. Die mikronesischen Staaten Palau, Marshallinseln, Mikronesien, Nauru und Kiribati haben nach Unstimmigkeiten über das Wahlverfahren zum Generalsekretär 2021 ihren Austritt beantragt, der 2022 in Kraft getreten ist. Das PIF hat 21 sogenannte Post-Forum Dialogpartner (USA, Kanada, Indonesien, Malaysia, Philippinen, Thailand, Singapur, Indien, China, Japan, Südkorea, Kuba, Chile, EU, Frankreich, Italien, Großbritannien, Spanien, Norwegen und die Türkei), zu denen seit 2016 auch Deutschland gehört. Die PIF-Staaten sind aufgrund steigenden Meeresspiegels, der Änderung der Erd- und Meerestemperaturen, neuer Niederschlagsmuster und extremer Wetterereignisse die mit am stärksten vom Klimawandel bedrohte Region der Erde.
Offizielle Website: Pacific Islands Forum

Shanghai Cooperation Organisation (SCO)
Die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) ist 2001 aus den 1996 gegründeten „Shanghai 5“ hervorgegangen. Zu den ursprünglichen fünf Mitgliedern China, Kasachstan, Kirgisistan, Russische Föderation und Tadschikistan kamen 2001 Usbekistan, 2017 Indien und Pakistan sowie 2023 der Iran und 2024 Belarus hinzu. Die Mongolei und Afghanistan haben Beobachterstatus, Armenien, Aserbaidschan, Kambodscha, Nepal, Sri Lanka, die Türkei, Ägypten, Katar, Saudi-Arabien, Kuwait, Bahrain, die Vereinigten Arabischen Emirate, Myanmar und die Malediven sind „Dialogpartner“. Turkmenistan ist unter Berufung auf „immerwährende Neutralität“ kein SCO-Mitglied, nimmt aber als Sondergast an den Gipfeln teil. Der Sitz des SCO-Sekretariates befindet sich in Peking. Seit 2005 besitzt die SCO Beobachterstatus bei den Vereinten Nationen. Es bestehen zudem Kooperationsvereinbarungen mit der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) und der „Association of Southeast Asian Nations“ (ASEAN).
Der Schwerpunkt der SCO ist die sicherheitspolitische Zusammenarbeit in den Grenzregionen der Mitgliedstaaten. Ergänzt wird dies mittlerweile um die Befassung mit ausgewählten Wirtschafts- und Handelsfragen (u.a. Infrastruktur, Energiesicherheit). Darüber hinaus führten Mitglieder der SCO in den letzten Jahren mehrfach gemeinsame Militärmanöver durch.
Offizielle Website: Shanghai Cooperation Organisation

Asia-Pacific Economic Cooperation (APEC)
Die asiatisch-pazifische wirtschaftliche Zusammenarbeit (APEC) wurde 1989 auf Initiative Australiens ins Leben gerufen. APEC verfolgt das Ziel, im pazifischen Raum eine Freihandelszone einzurichten und so durch den Abbau von Tarifen und anderen Handelsbarrieren das Wirtschaftswachstum beiderseits des Pazifiks zu stärken („Bogor Goals“, verabschiedet auf dem Gipfel in Bogor/Indonesien 1994). Auf dem 15. Gipfeltreffen 2007 in Sydney wurde das Thema Klimaschutz in die APEC-Agenda aufgenommen. Auf dem Gipfel 2021 unter Vorsitz von Neuseeland gelang es, einen Aktionsplan für die nächsten 20 Jahre anzunehmen, den „Aotearoa Plan of Action“. Damit wurde die 2020 in Malaysia angenommene „Putrajaya Vision“ operationalisiert. Der Aktionsplan setzt Schwerpunkte in den Bereichen Handel, Abbau von Protektionismus, Digitalisierung, Klimawandel und inklusives Wachstum. 2022 fand das Gipfeltreffen in Bangkok erstmals nach der Covid-19-Pandemie wieder physisch statt. Vom Gipfel 2023 in San Francisco ging ein deutliches Bekenntnis zur Schaffung eines freien, offenen, fairen, nicht-diskriminierenden und inklusiven gemeinsamen Wirtschaftsraums aus.
Die Gipfeltreffen auf Ebene der Staats- und Regierungschefinnen und -chefs finden jährlich statt und schließen die Teilnahme wirtschaftlicher Führungskräfte mit ein. Gegenwärtig zählt APEC 21 „Member Economies“: Australien, Brunei Darussalam, Chile, China, Indonesien, Japan, Hongkong, Kanada, Malaysia, Mexiko, Neuseeland, Papua-Neuguinea, Peru, Philippinen, Russische Föderation, Singapur, Südkorea, Taiwan, Thailand, USA und Vietnam. APEC umfasst nahezu 37 Prozent der Weltbevölkerung. Zusammen erwirtschaften diese rund 60 Prozent des globalen BIP und tätigen rund 50 Prozent des Welthandels.