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„Wir riefen Arbeitskräfte, doch es kamen Menschen an“: 60 Jahre Anwerbeabkommen mit der Türkei

Rapper Eko Fresh stellt den Song 1994 vor

Rapper Eko Fresh stellt den Song „1994“ vor, © dpa

29.10.2021 - Artikel

Am 30. Oktober 1961 wurde das sogenannte Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Türkei geschlossen. Es regelte die Entsendung von Arbeitskräften aus der Türkei nach Deutschland. Jetzt wird es 60 Jahre alt.

Gastarbeiter aus der Türkei lernen in einem Kurs der Volkshochschule in Berlin Deutsch. (Undatierte Aufnahme)
„Gastarbeiter“ aus der Türkei lernen in einem Kurs der Volkshochschule in Berlin Deutsch. (Undatierte Aufnahme)© dpa

Nach langen Verhandlungen wurde auf nur zwei Seiten am 30. Oktober 1961 in Bonn die Grundlage für ein wichtiges Kapitel der deutschen Nachkriegsgeschichte gelegt. Das Anwerbeabkommen ermöglichte eine staatlich regulierte Arbeitsmigration aus der Türkei nach Deutschland. Die ursprünglich vorgesehene, zweijährige Beschränkung der Aufenthaltsdauer der türkischen Arbeitskräfte wurde 1964 außer Kraft gesetzt. Damit wurde das Abkommen endgültig zum Grundstein einer gemeinsamen deutsch-türkischen Migrationsgeschichte.

Vereinbarung prägt Deutschland bis heute

Was einmal aus dieser anfänglich pragmatischen Vereinbarung werden würde war 1961 nicht absehbar. Sie prägt Deutschland, Europa und die Türkei bis heute. Insgesamt kamen seit der Unterzeichnung des Abkommens etwa 876.000 Menschen als sogenannte Gastarbeiter aus der Türkei nach Deutschland. Die Erfolgsgeschichte des deutschen Wirtschaftswunders ist auch ihr Verdienst. Viele von ihnen sind geblieben, haben ihre Familien nachgeholt, ihre Kinder und Enkelkinder sind in Deutschland zu Hause. Es gibt überall berührende Geschichten von Freiheit, Aufstieg und Wohlstand. Aber gleichzeitig sahen und sehen sich viele nach wie vor Vorurteilen und Rassismus gegenüber.

Heute ist das moderne Deutschland nicht ohne die türkeistämmigen Menschen denkbar. Sie arbeiten in unterschiedlichsten Berufen, vom Polizeidienst, der Bundeswehr, im Lehrerberuf in den Schulen bis zum Gesundheitswesen. Sie leisten wissenschaftliche Pionierarbeit, moderieren Fernsehsendungen, engagieren sich politisch und ehrenamtlich. Sie prägen Deutschland wirtschaftlich und kulturell. Ihre Sicht auf Deutschland und Europa hat wesentlichen Einfluss auf das Bild Deutschlands in der Türkei. Und die deutschen Bilder und Vorstellungen von der Türkei sind ebenfalls stark von ihnen geprägt.

Staatsministerin Müntefering bei Fotoausstellung
Fotoausstellung „Wir sind von hier“ im Ruhrmuseum© Auswärtiges Amt

Zahlreiche Projekte anlässlich des Jubiläums

Das Jubiläum nimmt das Auswärtige Amt zum Anlass für zahlreiche Projekte. Nur ein Beispiel ist „Deutschlandlieder - Almanya Türküleri“. Seit den 60-er Jahren gibt es unzählig viele Lieder und Musikstücke der türkeistämmigen Migrantinnen und Migranten. Zwölf Stars von damals und heute und eine 11-köpfige Band singen Lieder von Sehnsucht und vom Ankommen, von Fernweh und von Liebe, von Leben und vom Kämpfen – und vom Feiern. Das Projekt bringt das musikalische Schaffen von Künstlerinnen und Künstlern aus unterschiedlichsten musikalischen Genres und Generationen der letzten 60 Jahre live auf die Bühne und dokumentiert es filmisch.

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