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Unabhängige Historikerkommission

Reisekostenabrechnung des sogenannten Judenreferats, Reisezweck: Liquidation von Juden

Reisekostenabrechnung des sogenannten „Judenreferats“, Reisezweck: „Liquidation von Juden“, © picture alliance/dpa

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Die im Juli 2005 durch den Außenminister eingesetzte Unabhängige Historikerkommission (UHK) erforschte die Rolle des Auswärtigen Dienstes in der Zeit des Nationalsozialismus und den Umgang mit dieser Vergangenheit nach der Wiedergründung des Auswärtigen Amtes 1951.

Am 28. Oktober 2010 hat die Kommission ihre Studie „Das Amt und die Vergangenheit“ Bundesaußenminister Westerwelle im Rahmen einer Veranstaltung im Auswärtigen Amt überreicht.

Westerwelle: „wichtiges historisches Dokument“

Außenminister Westerwelle nannte den Bericht „ein sehr wichtiges historisches Dokument“, das „schockierende Erkenntnisse“ liefere. Es zeige „wie tief zum Teil Spitzendiplomaten in das Unrechtsregime (...) involviert gewesen sind“. Die Studie arbeite auch sorgfältig heraus, wie differenziert die Debatte um personelle Kontinuität oder radikalen Neubeginn im Auswärtigen Amt nach der Nazidiktatur geführt werden müsse.

Andererseits habe es auch Mitarbeiter wie Gerhart Feine gegeben, „die man nicht kannte, die sich mit unglaublichem Mut auch für den Schutz von (...) jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern damals eingesetzt“ hätten. Er versprach, dass die Studie „ein wichtiger Beitrag zur Selbstvergewisserung des Amts im 140. Jahr seines Bestehens“ werde. Auch in der Diplomatenausbildung werde sie künftig zu einer „festen Größe“ werden.

Arbeit der Kommission

Die Kommission arbeitete in eigener fachlicher Verantwortung und unterlag keinerlei Weisungen des Auswärtigen Amtes. Ihr gehören international anerkannte deutsche Wissenschaftler und darüber hinaus zwei namhafte ausländische Historiker an. Im Einzelnen sind dies:

Prof. Dr. Eckart Conze, Universität Marburg (Koordinator)
Prof. Dr. Norbert Frei, Universität Jena
Prof. Dr. Peter Hayes, Northwestern University/Illinois
Prof. Dr. Klaus Hildebrand, Universität Bonn
Prof. Dr. Moshe Zimmerman, Hebrew University of Jerusalem.

Nach der Identifikation und Dokumentation umfangreichen Quellenmaterials bearbeitete die Historikerkommission einschließlich ihrer wissenschaftlichen Mitarbeiter Aktenbestände aus 30 in- und ausländischen Archiven, darunter auch Sachakten und verschiedene Personalakten aus dem Politischen Archiv des Auswärtigen Amtes. Zur Erfassung und Bearbeitung der so zusammengetragenen Informationen wurde eine eigene Datenbank entwickelt.

Über die Auswertung und Analyse des Archivmaterials und der Literatur hinaus führte die UHK in Bonn und Berlin im März 2009 zwei große Zeitzeugenbefragungen von Angehörigen des Auswärtigen Dienstes der Bundesrepublik Deutschland – vor allem aus deren Gründungs- und Frühzeit – durch. Die eigentlichen Forschungsarbeiten wurden im Sommer 2009 beendet.

Rede Bundesminister Guido Westerwelles anlässlich der Übergabe der Studie der Unabhängigen Historikerkommission Auswärtiges Amt

Die kontroverse Debatte um die Kommissionsstudie

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