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Grußwort von Außenminister Steinmeier anlässlich des Wirtschaftsroundtables „Megacities und Mobilität“ in Lima

14.02.2015 - Rede

-- Es gilt das gesprochene Wort --

Sehr geehrter Herr Vize-Minister,
sehr geehrter Herr von Wedemeyer,
sehr geehrte Damen und Herren,

lieber Herr von Wedemeyer, vielen Dank für die Einladung zu diesem Workshop. Es ist ungewöhnlich, eine solche Veranstaltung an einem Samstag ist auch in Deutschland eher die Ausnahme, als die Regel. Leider waren wir angesichts der aktuell sehr ernsten Lage in der Ukraine gezwungen, zwei Tage später nach Lima zu reisen, als ursprünglich geplant.

Ich danke der Handelskammer für die kurzfristige Verschiebung und vor allem danke ich Ihnen allen, dass Sie nun heute, an Ihrem freien Tag, bei unserem Workshop sind. Muchas gracias!

Ich hatte vorhin Gelegenheit zu einem kurzen Austausch mit Vize-Minister Vidal Nunez und ich möchte den peruanischen Unternehmensvertretern im Raum das Gleiche sagen, was ich ihm eben gesagt habe: Wachsende Mobilität und Urbanisierung – die Themen, über die wir heute sprechen werden – sind zunächst einmal das Ergebnis einer erfolgreichen und erfreulichen Entwicklung. Die peruanische Wirtschaft wächst im regionalen Vergleich überdurchschnittlich. Während der Mittelwert in Lateinamerika für 2014 bei circa 1,1 Prozent liegt, wird Peru 3,0 Prozent erreichen. Ich weiß, diese Rate fällt hinter die Entwicklung der Vorjahre und einige Prognosen zurück. Aber: viele Länder in Europa und sogar wir Deutsche können derzeit von einem Wirtschaftswachstum von rund 3 Prozent nur träumen. Peru hat in den letzten Jahren viel geleistet! Zu diesem Erfolg will ich Ihnen allen herzlich gratulieren!

Dieses erfreuliche Wirtschaftswachstum geht jedoch einher mit einer starken Beanspruchung der Infrastruktur und einem stetigen Zuzug in Städte. Wir beobachten diese Entwicklung in ganz Lateinamerika, das nahezu die gleiche Urbanisierungsrate aufweist, wie Nordamerika oder Europa. Eines der größten Ballungszentren der Region ist neben Megacities wie Sao Paulo (19,6 Mio.) oder Mexiko-Stadt (19,5 Mio.) auch Lima mit seinen 9,5 Mio. Einwohnern. Die Entwicklung zukunftsfähiger Urbanisierungs- und Mobilitätskonzepte ist aber nicht nur eine Aufgabe für die Hauptstädte oder die Business-Metropolen. Nein, moderne Stadtentwicklung ist für alle politischen und wirtschaftlichen Kräfte des Landes eine zentrale Herausforderung, auch in den am stärksten wachsenden klein- und mittelgroßen Städten, in denen rund 40% der Stadtbevölkerung wohnt.

Diese Herausforderung ist so gewaltig, dass Politik alleine sie nur schwer bewältigen kann. Ohne ein enges Miteinander von Wirtschaft und Politik wird es nicht gehen. Ich denke, das Beispiel Lima verdeutlicht das sehr gut:

In Lima sind derzeit 9,5 Mio. Einwohner auf überlasteten Straßen unterwegs. Das geplante Metronetz ist das teuerste Verkehrsprojekt des Landes. Gleichzeitig investiert die peruanische Regierung verstärkt in den Bau von Straßen. Der Ansturm auf die wunderbaren Sehenswürdigkeiten von Machu Picchu oder Cusco ist in den letzten Jahren so stark gestiegen, dass Peru einen zweiten internationalen Flughafen bekommt. Und auch Ihre Häfen wollen Sie weiter ausbauen. Der Staat ist sehr aktiv und investiert – aber Sie, die Unternehmen müssen diese Projekte ressourceneffizient umsetzen und noch dazu mit den Herausforderungen des Klimawandels in Einklang bringen.

Das kann und wird nicht ohne moderne Technologien gelingen. Sie sind einer der Schlüssel für die Zukunftsfähigkeit der peruanischen Wirtschaft. Der wirtschaftliche Erfolg Perus hängt mit davon ab, wie schnell Ihr Land in der Lage ist, tragfähige und bezahlbare Mobilitätslösungen umzusetzen.

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Die deutsche Industrie kann und möchte einen Beitrag zur Bewältigung dieser Herkulesaufgabe leisten. Einige der führenden Unternehmen in diesem Bereich sind Teil der Wirtschaftsdelegation, die mich auf meine Reise nach Peru begleitet hat.

Deutsche Unternehmen sind für ihre Verlässlichkeit und langfristiges Engagement bekannt. Anders als manch andere, lassen sie sich selten in einem Land nieder, um schnelles Geld zu machen. Nein, uns geht es darum, langfristig Werte aufzubauen. Das zeigt sich auch am Engagement deutscher Unternehmen im Bereich der Ausbildung. Das System der Dualen Ausbildung qualifiziert Menschen umfassend und schafft somit dauerhafte Werte, die über einzelne Unternehmen hinausreichen. Gerade auch hier in Peru schätzt man diese Haltung ebenso wie die herausragende Qualität deutscher Produkte und Dienstleitungen.

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Mobil sein heißt nicht nur Distanzen zu überwinden oder Güter zu transportieren. Nein, Mobilität bedeutet vor allem auch Bildung, Kultur und Arbeit sicher, schnell, und preiswert erreichen zu können. Mobilität steht gerade in Städten und urbanen Ballungsräumen für Teilhabe am öffentlichen Leben und am wirtschaftlichen Aufschwung. Die städtische Umgebung ist für viele Menschen mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft und sozialen Aufstieg verbunden. Städte sind Orte des sozialen Wandels. Eine bürgerorientierte Infrastruktur und verbesserte Mobilitätsangebote sind nicht nur wichtig für die Wirtschaft. Sie tragen auch dazu bei, das Miteinander verschiedener gesellschaftlicher Gruppen zu erleichtern und den sozialen Zusammenhalt zu fördern.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen heute Vormittag eine intensive Diskussion und interessante Begegnungen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

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