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Konferenz „Wasser und gutnachbarschaftliche Beziehungen in Zentralasien“

07.09.2015 - Pressemitteilung

Außenminister Frank-Walter Steinmeier sagte zu der heute (7.9.) im Auswärtigen Amt beginnenden Konferenz:

Der Satz 'Wasser ist Leben' gehört seit Jahrtausenden zur Lebensweisheit der Menschheit. Dennoch gehen wir mit Wasser weltweit häufig nicht richtig um. Wasserkrisen gehören zu den größten Risiken überhaupt. Wasserknappheit schadet nicht nur dem Einzelnen. Sie hemmt auch die wirtschaftliche Entwicklung ganzer Regionen. Das kann zu sozialen und politischen Spannungen führen, Frieden und Stabilität gefährden.

Die Versorgung mit Wasser ist ein Zukunftsthema für das 21. Jahrhundert und eine Aufgabe für vorausschauende Außenpolitik. Deshalb engagiert sich Deutschland im Bereich Wasserdiplomatie und fördert gemeinsam mit den fünf Staaten Zentralasiens dort regionale Kooperation in Wasserfragen. Gemeinsam wollen wir jetzt die dritte Phase des ‚Berliner Prozesses‘ einläuten.

Wir Europäer sind nach dem zweiten Weltkrieg den Weg gegangen, durch regionale Zusammenarbeit bei der Nutzung knapper und strategisch wichtiger Ressourcen Frieden, Stabilität und wirtschaftliches Wachstum zu fördern. Diese Erfahrung teilen wir gerne. Regionale Kooperation in Wasserfragen kann auch in Zentralasien den Grundstein legen für eine vertrauensvollere Zusammenarbeit für Stabilität und Wachstum.

Hintergrundinformationen

Der „Berliner Prozess“ – Wasseraußenpolitik als vorausschauende Außenpolitik

2008 hat das Auswärtige Amt die Wasserinitiative Zentralasien („Berliner Prozess“) ins Leben gerufen, um regionale Kooperation in Wasserfragen und damit nachhaltiges Wassermanagement zu stärken. In Phase I (2008-2011) lag der Fokus auf politischer Beratung und Stärkung von Institutionen für das Management grenzüberschreitender Flüsse. Phase II (2012-2014) unterstützte prioritär die Entwicklung von Lösungsansätzen, um den wachsenden Auswirkungen des Klimawandels auf die Wasserressourcen in Zentralasien zu begegnen.

Die Konferenz „Wasser und gutnachbarschaftliche Beziehungen in Zentralasien“ am 7. und 8. September 2015 markiert den Beginn der Phase III (2015-2017), in der regionale Institutionen und Prozesse, vor allem der Internationale Fonds zur Rettung des Aralsees (IFAS), eine Organisation für regionales Wassermanagement, nachhaltig gestärkt werden sollen. Ziel ist es, eine selbstständig geführte Wasserkooperation zwischen den zentralasiatischen Staaten zu institutionalisieren.

Ungleiche Wasserverteilung in Zentralasien

Wasser ist für die Staaten Zentralasiens ein kostbares Gut. Obwohl Wasser insgesamt in der Region (noch) nicht knapp ist, führt die ungleiche Verteilung zur Konkurrenz in der Nutzung. Das Wasser der Flüsse, vor allem der beiden großen Ströme Amu Darja und Syr Darja, ist Grundlage für Trinkwasserversorgung, für Bewässerungslandwirtschaft und für die Energiegewinnung aus Wasserkraft.

Während die rohstoffarmen Oberlieger Kirgisistan und Tadschikistan vor allem im Winter Energie erzeugen müssen, wird das Wasser in den Unterliegerländern Usbekistan, Kasachstan und Turkmenistan primär im Sommer zur Bewässerung der Felder benötigt.

In den 1950er Jahren wurde die Bewässerungsfläche etwa für Baumwollanbau in großem Maßstab erweitert – die zentralasiatischen Republiken belieferten die gesamte Sowjetunion mit Baumwolle. Da Baumwolle zu den wasserintensivsten Feldfrüchten überhaupt gehört, stieg in der Folge der Wasserverbrauch stark an – Hauptgrund für die Austrocknung des Aralsees mit katastrophalen Auswirkungen für die gesamte Region.

Mit der Unabhängigkeit Kasachstans, Kirgisistans, Tadschikistans, Turkmenistans und Usbekistans Anfang der 1990er Jahre wurden viele Flüsse zu internationalen Gewässern und die jungen Staaten standen vor der Aufgabe, Kooperationsmechanismen zur ausgeglichenen und gerechten Wasserverteilung und -nutzung zu entwickeln. Während anfangs die Abstimmungspraxis aus sowjetischer Zeit weitgehend unverändert fortgeführt wurde, rückte gegen Ende der 1990er Jahre vor dem Hintergrund der Nutzungskonkurrenz Landwirtschaft versus Energieerzeugung eine nationale Perspektive auf Wasserressourcen in den Vordergrund.

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