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Erste Schritte (Kerstin, RSA 14)

25.06.2014 - Artikel


Kerstin erzählt von den ersten Schritten im Auswärtigen Amt als frischgebackene Regierungssekretäranwärterin.

Kerstin erzählt von den ersten Schritten im Auswärtigen Amt als frischgebackene Regierungssekretäranwärterin.

1. Tag

Ankunft auf dem Gelände der Akademie. Als ehemalige Berlinerin weiß ich natürlich, wo das ist. Bislang hatte ich aber nur während des Auswahlverfahrens die Chance, einen kurzen Blick hinein zu werfen – und da war ich offen gestanden viel viiieeel zu aufgeregt, um meine Umgebung wirklich wahrzunehmen.

Blick über den Tegeler See
Blick über den Tegeler See© AA

Aber heute dafür: Himmel, ist das SCHÖÖÖN! Die Halbinsel Reihenwerder, ehemaliges Privatgelände des Großindustriellen Borsig, beherbergt heute neben der Akademie des Auswärtigen Dienstes auch die Villa Borsig – das Gästehaus des Bundesaußenministers. Inmitten von viel Natur, auf einer Halbinsel des Tegeler Sees, schlage ich nun also meine Zelte auf. UN!FASS!BAR!

Abends findet das inzwischen traditionelle Angrillen für die neuen Regierungssekretäranwärter (kurz RSA, sprich „Rasa“) statt. Hier kann man sich schon mal kennenlernen – wobei das in unserem Fall eher ein „mal in echt kennenlernen“ ist. Wir sind die Generation Web 2.0 und so hatten sich von den 35 Anwärtern so einige schon vorher online gefunden. Aber es ist toll, jetzt alle mal von Angesicht zu Angesicht zu sehen – und zu merken: JAWOLL! Was wir online schon ahnten, bestätigt sich in der Realität: Das ist ein super netter Haufen!

2. Tag

Am nächsten Tag bei der Vorstellungsrunde zeigt sich wieder, was für unterschiedliche Menschen sich hier einfinden: Wir sind zwischen 20 und 45 Jahre alt, waren vorher zum Beispiel Berufssoldat, Kauffrau, selbständig oder Standesbeamte. Dazu verschiedene Hautfarben, Herkünfte, Lebensgeschichten und Religionen… Das bringt natürlich eine unglaubliche Dynamik in die Gruppe – kaum ein Gebiet, über das irgendwer nicht etwas weiß. Von dieser Mischung werden wir alle noch unglaublich profitieren!

RSA 2014 während der Vereidigung
RSA 2014 während der Vereidigung© AA

Und dann ist es soweit: Nach einer Stellprobe am frühen Nachmittag ist der Moment der feierlichen Vereidigung gekommen. Die RSAs 2012 –unsere Vor-Vorgänger - werden nach bestandener Laufbahnprüfung in das Beamtenverhältnis auf Probe berufen und in die große weite Welt entlassen- Dann sind wir „Neulinge“ dran: wir werden vereidigt und zu Beamten auf Widerruf ernannt.

Wie viele Monate haben wir auf diesen Augenblick gewartet! Wie viel Hoffen, Bangen und Träumen ging ihm voraus – auch zittern und warten, immer wieder warten.

Und wie glücklich bin ich ganz persönlich, hier und heute dabei zu sein. 37 Jahre bin ich jetzt alt und diese Chance, doch noch meinen Traumjob aufzunehmen, bedeutet mir viel. In diesen Tagen kneife ich mich immer mal wieder und rechne fast schon damit, jeden Augenblick aufzuwachen und wieder in meinem alten Leben zu sein…

Aber dann stehe ich vorne und spreche die Worte nach: „Ich schwöre, das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland und alle in der Bundesrepublik geltenden Gesetze zu wahren und meine Amtspflichten gewissenhaft zu erfüllen, so wahr mir Gott helfe.“

Durch einen Tränenschleier (echt jetzt!) gehe ich, etwas wacklig in den Knien, zurück an meinen Platz, in den Händen die Ernennungsurkunde, im Herzen Stolz und Dankbarkeit.

Beim anschließenden Ehrenempfang in der Villa Borsig gibt’s Häppchen und Sekt, und so langsam schlägt die Rührung um in übermütige Freude. Trunken vor Glück (und ein bisschen vom Sekt! :D) setzen wir die Party in Haus Asien fort. Es wird spät. Was für ein Tag!

3./4. Tag

Mein Zimmer in der Akademie
Mein Zimmer in der Akademie© AA

Die Tage vergehen mit Nestbauen –Mein Zimmer in der Akademie wird in den nächsten Monaten mein Zuhause sein, und da möchte ich mich wohlfühlen. Meine lila Lichterkette, der künstliche Sternenhimmel und der Regenbogenprojektor sorgen bei meinen Kommilitonen für ungläubiges Kopfschütteln und nachsichtiges Gelächter. Ich finde: aus dem kahlen Raum ist schnell ein gemütliches Zimmer geworden.

Und dann sitze ich auf einer Bank am Ufer, schaue über den Tegeler See. Die Sonne bricht sich in hellem Geflimmer auf dem bewegten Wasser, Segelboote ziehen ihre Kreise. Ringsum quakt, zwitschert, trillert und rumort es – das Naturschutzgebiet Reiherwerder lebt. Enten watscheln über die Wiese, riesige Karpfen schwimmen vorbei, Graugänse gucken nicht mal hoch, wenn man sie passiert. Anemonen, Hahnentritt und Narzissen blühen an jeder Ecke. Der schönste Campus Berlins? Pffft – der schönste Campus der WELT!

Ich weiß, dass die nächsten Monate kein Zuckerschlecken werden. Der Stoff, der auf uns zukommt, ist kompliziert und trocken. Wir werden lernen, wir werden fluchen, wir werden Momente der Verzweiflung erleben. Wahrscheinlich werden wir uns auch mal streiten.

Aber wir werden auch miteinander lachen, miteinander weinen, voneinander profitieren, füreinander da sein und uns wieder vertragen. Ich bin überzeugt davon, dass hier ein Team entsteht, das noch lange Kontakt haben wird.

Und egal, was die Zukunft bringt: Jetzt, hier und in diesem Augenblick bin ich einfach nur glücklich!

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