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Koffer in Prag sucht Besitzer. Helfen Sie mit!

Kleiner Koffer, große Geschichte, © Deutsche Botschaft Prag
Vor 30 Jahren blieb im Trubel der ausreisenden Botschaftsflüchtlinge ein roter Koffer in Prag zurück. Die deutsche Botschaft Prag sucht nun den ursprünglichen Besitzer oder die Besitzerin.
Dieser Koffer erzählt eine ganz besondere Geschichte. Denn sein Verbleib steht für einen der wichtigsten Momente auf dem Weg zum Mauerfall. Rückblende, Prag im September vor 30 Jahren: Jeden Tag kletterten DDR-Bürger über den Zaun in den Garten der deutschen Botschaft. Sie hatten nur einen Wunsch: Ausreise nach Westdeutschland, den Sprung in die Freiheit.
Eine Kurierin und ihre Geschichte
Anna H.*, eine deutsche Frau, die in Prag lebt und anonym bleiben möchte, erinnert sich: Auch sie ging damals zum Zaun der Botschaft, um ihrer Tante im Garten einen Koffer zu überreichen. Warum? Die Tante wollte, wie so viele, weg aus der DDR und in die Freiheit nach Westdeutschland. Sie war über den Zaun in den Lobkowicz-Garten gelangt aber hatte vorher ihr Gepäck in einem Schließfach am Bahnhof eingeschlossen. Denn auf dem Weg zur Botschaft wollte sie keinen Verdacht erregen. Sie hatte, wie so viele Menschen, die Befürchtung, von den Behörden angesprochen zu werden.
Als unsere anonyme Protagonistin ihrer Tante den Koffer über den Zaun reichte, sahen das andere Botschaftsflüchtlinge. Mehrere von ihnen baten hilfsbereite Prager, auch ihr Gepäck als Kurier abzuholen und in die Botschaft zu bringen. Und so machten sie sich mehrmals auf, um Koffer irgendwo in Prag abzuholen und sie ihren Besitzern zu übergeben.
Der Tag, an dem die Hoffnung wahr wurde
Auch am 30. September stand Anna H. wieder vor dem Botschaftszaun, dieses Mal mit einem rot-karierten Koffer. Doch auf einmal herrschte großer Trubel, denn Gerüchten zur Folge sollte der deutsche Außenminister Genscher in der Botschaft sein. Nur wenig später sprach dieser tatsächlich auf dem Balkon der Botschaft den wohl berühmtesten Halbsatz der deutschen Geschichte: „Wir sind heute zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass ihre Ausreise…“, der Rest ging im Jubel unter.
Noch am gleichen Abend brachte man die Botschaftsflüchtlinge mit Bussen zum Bahnhof, dort wartende Züge brachten sie in die Bundesrepublik. In der Eile, in der viele Ausreisende ihr Gepäck zusammenrafften, blieb so manches in der Botschaft zurück oder wurde nie entgegengenommen. Der rote Koffer fand bis heute nie zu seinem ursprünglichen Besitzer oder Besitzerin zurück. Das soll sich ändern! Zum 30-jährigen Jahrestag des Mauerfalls sucht der deutsche Botschafter Christoph Israng nach dem Inhaber oder der Inhaberin. Denn am 28. September wollen sich wieder viele Botschaftsflüchtlinge zum „Fest der Freiheit“ in der Botschaft treffen. Dort hofft Israng, auch den Koffer übergeben zu können. Dann könnten alle erfahren, was die wirkliche Geschichte hinter dem Koffer ist.
Sachliche Hinweise nimmt die Botschaft entgegen und sucht außerdem weitere Zeitzeugen und ihre Geschichten.