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Dritte Rückgabe von Gebeinen aus der Kolonialzeit - eine bedeutungsvolle Tagesreise nach Namibia

31.08.2018 - Artikel

Staatsministerin Michelle Müntefering übergab in Windhuk die menschlichen Gebeine von Mitg­liedern indigener Gemein­schaften an die namibische Regierung.

Momente des Gedenkens der Staatsministerin in Deutschland und Namibia

Staatsministerin Michelle Müntefering zu ihrer Reise nach Namibia: Schritte des Gedenkens und Innehaltens - in Deutschland und Namibia

Das waren intensive, auch traurige aber vor allem gute und in die Zukunft gerichtete Tage mit der namibischen Delegation unter Leitung ihrer Ministerin für Kunst, Kultur und Bildung, Katrina Hanse-Himarwa.

Nach einem Empfang der Delegation in der Villa Borsig, dem Gästehaus des Bundesministers des Auswärtigen, der Totenwache mit traditionellen Zeremonien und dem großen Gedenkgottesdienst in der Französischen Friedrichstadtkirche in Berlin sowie den Reden der traditional chiefs durfte ich offiziell die menschlichen Gebeine an die Regierung Namibias übergeben.

Als Vertreterin der Bundesregierung war es mir eine wichtige politische aber auch persönliche Angelegenheit, sie nach Hause, in ihre Heimat, zu begleiten.

Der würdige Staatsakt in Windhuk gab mir Gelegenheit, mich auch im Land der Vorfahren der Verstorbenen noch einmal an die Namibier zu wenden - angesichts der bewegten Vergangenheit unserer Länder keine Selbstverständlichkeit.

Denn das Rad der Geschichte können wir nicht zurückdrehen, das Leid und die Fehler der Vergangenheit nicht ungeschehen machen - und doch erfolgte diese dritte Rückführung menschlicher Gebeine von Deutschland nach Namibia unter anderen Umständen und Vorzeichen als zuvor.

Die Kirchen, in Namibia und Deutschland, haben durch ihre Mitwirkung einen wichtigen Beitrag zum Prozess der Versöhnung, auch durch die Beteiligung der Zivilgesellschaft geleistet.

In Windhuk war ebenfalls gut zu sehen, wie das Goethe-Institut die Konferenz „Museum Conversations“, zur Struktur von Museen unter Beteiligung von Kulturschaffenden Themen der Provenienzforschung und der Zukunft von Museen durchführte.

Tief berührt bin ich aus Windhuk/Namibia zurückgekehrt, in dem Bewusstsein, diese Tage haben etwas bewegt, nicht nur in mir. Die Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit, 2018 zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik im Koalitionsvertrag festgeschrieben, bleibt unsere Aufgabe.

Rede von Staatsministerin Michelle Müntefering anlässlich der Rückgabe sterblicher Überreste an Namibia

Rede von Staatsministerin Michelle Müntefering anlässlich der Rückgabe sterblicher Überreste an Namibia in Windhuk (englisch)

Teil eines größeren Versöhnungsprozesses

In den Jahren 1904 bis 1908 schlugen deutsche Kolonialtruppen im damaligen Deutsch-Südwest-Afrika Aufstände der Volksgruppen Herero und Nama grausam nieder. Zahlreiche Überlebende des Krieges kamen in Gefangenschaft und durch Zwangsarbeit ums Leben. 

Die Rückführung der Gebeine ist Teil des deutsch-namibischen Versöhnungsprozesses, der weit über die Regierungen hinausgeht und Parlament, Kirchen, Wissenschaft, Jugend und Zivilgesellschaft mit einschließt.

In deutschen Museen und Forschungseinrichtungen lagern noch weitere menschliche Gebeine aus Namibia. Oft wurden sie während der Kolonialzeit entwendet, ohne Respekt vor Menschenwürde und kulturellen und religiösen Praktiken nach Deutschland gebracht, und zu vorgeblich wissenschaftlichen Zwecken verwendet. Die Rückführung ist die dritte nach 2011 und 2014.

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