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„Ein intellektueller Brückenbauer zwischen Deutschland und Frankreich“

Außenminister Heiko Maas gratuliert Preisträger Jürgen Habermas., © Janine Schmitz/photothek.net
Bei der Verleihung des Deutsch-Französischen Journalistenpreises würdigte Heiko Maas den Philosoph Jürgen Habermas als einen der größten Intellektuellen unserer Zeit.
In seiner Laudatio bezeichnete der Außenminister den Preisträger als spiritus rector, der den Weg der Bundesrepublik von Anfang an begleitet habe und das Bild und die Rolle des öffentlichen Intellektuellen wie sonst kein anderer Deutscher präge:

„Wie sonst niemand haben Sie sich durch Ihr leidenschaftliches Bekenntnis zu Europa um die deutsch-französische und die europäische Verständigung verdient gemacht: als Philosoph und Soziologe, als Vortragender, als Essayist, und als intellektueller Brückenbauer zwischen Deutschland und Frankreich.“
Mit Blick auf die aktuellen Diskussionen zur Zukunft Europas und das deutsch-französische Verhältnis unterstrich Maas, mit den Beschlüssen des deutsch-französischen Regierungstreffens in Meseberg habe Deutschland nun endlich begonnen, Macrons Vorschläge aufzugreifen: „Bei der Fortentwicklung der Eurozone, bei der Gestaltung der digitalen Zukunft, aber gerade auch in der Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik gehen Deutschland und Frankreich nun wieder gemeinsam voran.“
„Radikaler Zusammenschluss mit Frankreich nötig“
Der Außenminister bekräftigte, in einem erneuerten Elysée-Vertrag bis zum Jahresende den deutsch-französischen Geist der Versöhnung aus der Mitte des 20. Jahrhunderts in einen gemeinsamen Willen zur Gestaltung im 21. Jahrhundert überführen zu wollen und betonte:
In Zeiten, in denen Europa im Inneren zu zerfallen droht und von außen gespalten wird, bedarf es eines radikalen Zusammenschlusses mit Frankreich. Radikal meint dabei unsere Bereitschaft, Kompromisse nicht mehr durch ein bloßes ‚quid pro quo‘ in einzelnen Politikfeldern zu suchen, sondern aus den ganz großen, strategischen Erwägungen eine Verständigung über verschiedene Politikbereiche hinweg anzustreben.
Zu diesem radikalen Schulterschluss in der deutschen Außen- und Europapolitik sei Deutschland bereit, „ohne Wenn und Aber“.
Mit Blick auf die aktuellen Diskussionen um Flüchtlings- und Migrationspolitik sagte Maas: „Von Beginn an war die Europäische Integration ein Projekt, das Grenzen überwunden hat - auch als Antwort auf all die Kriege auf europäischem Boden, die um genau diese Grenzen geführt wurden. Das Überwinden dieser Grenzen, die Schaffung eines gemeinsamen Raums der Freiheit, des Rechts und der fast grenzenlosen Mobilität – diese Errungenschaften müssen auch unseren künftigen Weg markieren.“ Man müsse europäischen Zusammenhalt im Sinne echter Solidarität als übergeordnetes Interesse definieren: „Das deutsche Interesse hat einen Namen – und das ist Europa!“, so der Außenminister weiter.

In seiner Rede ging Jürgen Habermas, der für sein Lebenswerk mit dem Großen Medienpreis des Deutsch-Französischen Journalistenpreises ausgezeichnet wurde, auf den Zusammenhalt der europäischen Staaten ein: „Vertrauen über nationale Grenzen hinweg ist eine ebenso wichtige Variable wie das langfristige Eigeninteresse.“ Solidarität sei ein Begriff für die reziprok vertrauensvolle Beziehung zwischen Akteuren, die sich aus freien Stücken an gemeinsames politisches Handeln binden. Solidarität sei keine Nächstenliebe aber erst recht keine Konditionierung zum Vorteil einer Seite, so der Philosoph.
Der Deutsch-Französische Journalistenpreis wurde bereits zum 35. Mal vergeben. Neben Jürgen Habermas wurden mehrere deutsche und französische Journalisten für besondere Leistungen ausgezeichnet.