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Rede von Staatsministerin Pieper anlässlich der Eröffnung der Konferenz „Continents under Climate Change“, 21.04.2010

21.04.2010 - Rede

- es gilt das gesprochene Wort -

Sehr geehrter Herr Präsident der Humboldt-Universität,

Sehr geehrter Herr Prof. Schellnhuber,

Sehr geehrter Herr Prof. Berg,

Exzellenzen, Eminenzen,

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

zur Konferenz „Continents under Climate Change“ heiße ich Sie im Auswärtigen Amt herzlich willkommen.

Der zweihundertste Jahrestags der Gründung der Humboldt-Universität ist ein würdiger Anlass für eine Konferenz, die sich einem so grundsätzlichen und wichtigen Thema wie dem Klimawandel widmet.

Es ist mir eine aufrichtige Freude, dass sich die Humboldt-Universität zu Berlin, das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina zusammengefunden haben, um diese Konferenz im deutschen Auswärtigen Amt durchzuführen.

Die Zusammenarbeit der verschiedenen wissenschaftlichen Institutionen mit dem Auswärtigen Amt versinnbildlicht, worauf es im Kampf gegen den Klimawandel und seine Folgen ankommt. Es geht um das Zusammenwirken ganz unterschiedlicher Akteure aus Wissenschaft und Politik, die alle ihre spezifischen Qualifikationen für die Bewältigung der gemeinsamen Aufgabe einbringen.

Wenn wir erfolgreich sein wollen bei unserem Bemühen, eine globale Erwärmung mit nicht mehr beherrschbaren Folgen zu verhindern und uns zugleich auf die bereits jetzt nicht mehr vermeidbaren Folgen des Klimawandels einzustellen, müssen wir uns in einer breiten Allianz der Aufgabe stellen.

Wir brauchen eine hochleistungsfähige und exzellente Klima-Wissenschaft. Wir brauchen Universitäten, die ihren Studenten eine fundierte Ausbildung verschaffen und neue Ideen hervorbringen. Wir brauchen einen Grundkonsens in unserer Gesellschaft über unseren Klimaschutz-Kurs. Wir brauchen eine leistungsfähige, innovative Wirtschaft, welche die benötigten neuen Technologien hervorbringt.

Diese Liste könnte ich fortsetzen. Aber es kommt mir nicht auf die Vollständigkeit einer solchen Aufzählung an. Mir liegt mehr daran zu betonen, dass Klimaschutz heute keine fachlich eng eingegrenzte Aufgabe mehr ist, deren Bewältigung man den zuständigen Experten überweisen kann.

Klimaschutz ist eine Querschnittsaufgabe für Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und die gesamte Gesellschaft. Und sie kann nur auf dem Weg einer globalen Kooperation gelingen.

Die Aufgabe ist also immens. Ihre Bewältigung hat weit reichende Auswirkungen für ganze Kontinente und die Völkergemeinschaft insgesamt.

Es ist daher heute selbstverständlich, dass auch das Auswärtige Amt den globalen Klimawandel und das Erfordernis des weltweiten Klimaschutzes in die Planung und Umsetzung der deutschen Außenpolitik einbezieht. Klimapolitik ist ein wesentlicher Teil unserer auf Frieden und Sicherheit hin orientierten Außenpolitik.

Wir wollen die uns zur Verfügung stehenden Instrumente der Außenpolitik einsetzen, um globale Instabilitäten zu vermeiden, und um den notwendigen Anpassungsprozess an den Klimawandel besonders auch in Entwicklungsländern zu unterstützen.

Nach dem unbefriedigenden Ausgang der Kopenhagener Klimakonferenz ist die Unterstützung der Außenpolitik im Ringen um ein globales Klimaschutz-Regime noch wichtiger als bisher.

Es ist daher selbstverständlich, dass auch die deutsche Diplomatie – hier in Berlin und an unseren Auslandsvertretungen weltweit - bei diesem Thema einen Tätigkeitsschwerpunkt setzt.

Die Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland muss immer auch Friedens-und Sicherheitspolitik sein. Aufgrund des Klimawandels, wie er sich nach den gesicherten Erkenntnissen der Wissenschaft abzeichnet, sind leider die Lebensverhältnisse in vielen Regionen der Welt bedroht. Und damit gehen Gefahren für das Zusammenleben der Völker aus.

Ob sich die Veränderungen der Lebensverhältnisse konkret in einem steigenden Meeresspiegel, extremen Wetterereignissen, zunehmenden Dürreperioden oder auf andere Art zeigt: Solche Phänomene zwingen die Menschen, die ihnen ausgesetzt sind, sich umzustellen und sich anzupassen.

Besonders betroffen sind die kleinen Inselstaaten, die noch vor wenigen Jahren nur als Ferienparadies bekannt waren. Sie sehen sich heute der Gefahr des Verschwindens im Meer ausgesetzt.

Hinzu kommt, dass wir auf globaler Ebene von einem starken Bevölkerungswachstum ausgehen müssen. Das ist mit einer immer stärkeren Nutzung der vorhandenen natürlichen Ressourcen verbunden und führt - zusammen mit dem Klimawandel - zu Interessenkonflikten.

Auch ohne gleich von der Gefahr von „Klimakriegen“ zu sprechen, ist offenbar, dass ein sich unkontrolliert fortsetzender Klimawandel keine Option für uns sein kann.

Die Gefahr, dass sich vorhandene Konflikte durch die Folgen des Klimawandels signifikant verschärfen und zu militärischen Konflikten führen, ist präsent. Wir sind deswegen gut beraten, rechtzeitig gegenzusteuern. Klimaschutzpolitik ist daher präventive Sicherheitspolitik.

Besonders die ärmsten, besonders verletzlichen Länder der Erde sind von den negativen Folgen des Klimawandel besonders bedroht. Wenn es uns nicht gelingt, die globale Erwärmung in einer handhabbaren Dimension zu halten, werden gerade die ärmsten Länder ihrer Entwicklungschancen beraubt.

Entwicklung ist das unveräußerliche Recht eines jeden Landes. Wir unterstützen seit langem die ärmeren Länder durch unsere vielfältige Entwicklungszusammenarbeit.

Klimaschutzpolitik ist also auch Entwicklungspolitik. Und folgerichtig wird heute die Entwicklungspolitik immer stärker auch auf den Klimawandel und die Anpassung an seine Folgen ausgerichtet.

Klimapolitik ist ein Beispiel dafür, wie man aus der Not eine Tugend machen kann. Sie ist nämlich mit enormen wirtschaftlichen Chancen verbunden.

Die deutsche Wirtschaft ist in vielen Bereichen Spitzenanbieter von klimafreundlichen Produkten. Sie erwartet von der deutschen Politik, dass sie einen verlässlichen internationalen Rahmen für ihre Aktivitäten setzt.

Fachleute sprechen vom so genannten „level playing field“. Das heißt, dass die Politik die Aufgabe hat, für die deutsche Wirtschaft Chancengleichheit im globalen Wettbewerb sicherzustellen.

Wir wollen diese Erwartungen im besten Sinne erfüllen. Denn Klimapolitik kann nur dann erfolgreich sein, und sie wird es auch nur dann sein, wenn sie eine vernünftige wirtschaftliche Perspektive aufzeigt.

Für die Energieversorgung der Zukunft werden heute Vorschläge diskutiert, die noch vor wenigen Jahren wie literarische „science fiction“ geklungen haben. Heute bauen wir große Windparks im Meer, und die Möglichkeit, in der Sahara im großen Maßstab Sonnenstrom zu erzeugen und nach Mitteleuropa zu leiten, wird immer konkreter.

Die Klimawissenschaftler können uns immer genauer mitteilen, welche klimatischen Bedingungen auf der Erde vor hunderttausenden von Jahren geherrscht haben. Sie erschaffen immer bessere Instrumente, mit denen sich klimatische Entwicklungen für die Zukunft voraussagen lassen.

Wir tun deswegen gut daran, die Wissenschaft in diesem Bereich nachdrücklich zu unterstützen und die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen.

Unsere Aufgabe ist es darüber hinaus, das neue Wissen, die neuen Möglichkeiten, die neuen Bedingungen zu akzeptieren und praktisch zu nutzen. Die Zukunft wird erfordern, dass wir neue Partnerschaften eingehen, neue Formen der Kooperation finden, unser Wissen teilen.

Das Tagungsprogramm von „Continents under Climate Change“ führt weltweit anerkannte Wissenschaftler zusammen. Wir erwarten anspruchsvolle Diskussionen auf hohem wissenschaftlichen Niveau.

Damit leisten Sie einen wichtigen Beitrag dazu, dass die Wahrnehmung des Klimaproblems mit seiner globalen Dimension verbessert wird.

Beim Klimawandel handelt es sich um eine der großen Fragen der Menschheit in diesem Jahrhundert. Richtigerweise ist „Continents under Climate Change“ deswegen nicht nur eine reine Fachtagung, sondern auch als an eine breite Zuhörerschaft gerichtete Tagung konzipiert.

Die Alexander von Humboldt - Universität hätte sich für die Gestaltung des Festprogramms aus Anlass des 200-jährigen Jubiläums kaum ein interessanteres Thema an der Schnittstelle von Politik und Wissenschaft aussuchen können als „Continents under Climate Change“. Sie machen Ihrem Namenspatron Alexander von Humboldt, einem Universalgelehrten mit globalem Anspruch, alle Ehre.

Für Ihre Konferenz, die Sie im Welt- und im Europasaal des Auswärtigen Amts verfolgen werden, wünsche ich Ihnen einen guten Verlauf und gutes Gelingen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

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