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Syrien: Digitales Kulturgüterregister

23.07.2019 - Artikel

Das Syrian Heritage Archive Project bewahrt syrische Kulturgüter durch digitale Registrierung vor dem Vergessen.

Syrien gehört zu den herausragenden Kulturlandschaften weltweit. Die große Denkmälerdichte und der oft außergewöhnlich gute Erhaltungszustand vieler Ruinenstätten sind seit dem Ausbruch des Bürgerkriegs akut bedroht. Vieles ist bereits stark zerstört. Das Kooperationsprojekt des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) und des Museums für Islamische Kunst (MIK) „Digitale Kulturgüterregister für Syrien/Syrian Heritage Archive Project“ (SHAP) dient der langfristigen Bewahrung von Forschungsdaten zu syrischen Kulturgütern und generiert Grundlagen für zukünftige Aufgaben im Bereich Kulturerhalt. Das Auswärtige Amt fördert das Projekt im Rahmen seines Kulturerhalt-Programms.

Nuri-Moschee in Hama/Syrien (12. Jh.), und Wasserräder (19. Jh.)
Nuri-Moschee in Hama/Syrien (12. Jh.), und Wasserräder (19. Jh.)© DAI Orient-Abteilung (K. Bartl)

Die humanitäre Katastrophe der Kriegshandlungen in Syrien lässt oft vergessen, dass Syrien hinsichtlich der Anzahl und historischen Bedeutung der dort vorhandenen Denkmäler zu den eindrucksvollsten Kulturlandschaften weltweit gehört. Nichts Geringeres als grundlegende Innovationen der Menschheit - wie z. B. die Landwirtschaft oder die Urbanisierung - wurden erstmals in dieser Region entwickelt. Hochkulturen prägten das Land über Jahrtausende. Die Zerstörung archäologischer oder historischer Monumente als sichtbarem Beleg dieses Erbes bedeutet daher nicht nur einen gravierenden Verlust für Syrien und den Nahen Osten, sondern trifft die gesamte Weltgemeinschaft.

Durch die aktuellen Entwicklungen im Land ist die Existenz dieses überragenden kulturellen Langzeitarchivs, das in weiten Teilen noch nicht wissenschaftlich erschlossen ist, massiv bedroht. Die Zerstörungen in den Altstädten sowie die im großen Stil durchgeführten Raubgrabungen in wichtigen archäologischen Stätten belegen eine Dynamik dieses Prozesses, der zum unwiederbringlichen Verschwinden der wichtigsten historischen Zeugnisse des Landes führen kann.

Jahrzehntelange Forschungstradition in Syrien

Umayyadenmoschee in Damaskus/Syrien bei Nacht (8. Jh.)
Umayyadenmoschee in Damaskus/Syrien bei Nacht (8. Jh.)© DAI Orient-Abteilung (I. Wagner)

Das DAI und das MIK blicken auf eine jahrzehntelange Forschungstradition in Syrien zurück. Sie verfügen über umfangreiche Datenbestände für viele der bedeutendsten archäologischen und historischen Stätten Syriens, über historische Bilddaten aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg sowie bedeutende private Forschernachlässe. Über die digitale Erschließung dieser Archive verfolgt das Projekt das Ziel der Erstellung eines digitalen Registers syrischer Kulturgüter. Einerseits geht es darum, diese bedeutenden Wissensarchive über archäologische Stätten und historische Monumente Syriens langfristig zu sichern. Andererseits soll die so erzeugte Informationsressource auch für den Kulturerhalt nutzbar gemacht werden. Seit 2013 werden deshalb nun bereits in der fünften Projektphase umfangreiche analoge Datenbestände beider Institutionen

in die digitale Forschungsumgebung des DAI (iDAI.welt) integriert, detailliert verwaltet und die zukünftige Nutzung im Bereich Kulturerhalt (z. B. Schadenskartierung und Wiederaufbauplanung) vorbereitet.

Das Ziel: eine möglichst umfassende Datensammlung

Projektmitarbeiterinnen und Projektmitarbeiter.
Projektmitarbeiterinnen und Projektmitarbeiter.© DAI

Bislang wurden bereits rund 125.000 Datensätze digitalisiert und grundlegend klassifiziert. Die Schnittstellen der verwendeten IT-Systeme sichern eine von Anfang an angestrebte internationale Vernetzung mit anderen, ähnlichen Projekten zur langfristigen Dokumentation der Kulturgüter Syriens, um eine möglichst umfassende Datensammlung aufzubauen und eine solide Grundlage für Monitoring-Aktivitäten und Maßnahmen zum Kulturgutschutz zu bieten. Die Arbeiten im SHAP sind dabei Teil des größeren Netzwerks für den Kulturerhalt in den gegenwärtigen Krisenregionen „Die Stunde Null – Eine Zukunft für die Zeit nach der Krise“, in dem die Aus- und Weiterbildung im Kulturerbebereich im Fokus steht.

Weitere Informationen:

Deutsches Archäologisches Institut: Erstellung digitaler Kulturgüterregister für Syrien

Deutsches Archäologisches Institut arachne: Syrian Heritage Archive Project

Deutsches Archäologisches Institut: Stunde Null: Eine Zukunft für die Zeit nach der Krise

Syrian Heritage Archive Project

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