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Kraft der Literatur: „Lesend verlassen wir die Blase“

Norwegen als Gastland: Eröffnung der Frankfurter Buchmesse

Norwegen als Gastland: Eröffnung der Frankfurter Buchmesse, © Frank Rumpenhorst/dpa

15.10.2019 - Artikel

Literatur kann dabei helfen, Grenzen und Vorurteile zu überwinden. „Lesen, das heißt auch andere Haltungen als die eigene gelten lassen“, so Außenminister Heiko Maas bei der Eröffnung der Frankfurter Buchmesse.

„Literatur eröffnet nicht nur ästhetische Freiräume. Sie erschließt uns neue Welten, andere Sichtweisen“, so Maas in seiner Eröffnungsrede. Wohl kaum jemals zuvor war das so wichtig wie heute, in einer Gesellschaft, aus der das Schlagwort digital nicht mehr wegzudenken ist. „Die Digitalisierung hat tatsächlich längst jeden Teil unserer Wirklichkeit erfasst“, betonte Maas, soziale Netzwerke spielen eine große Rolle. Eine Entwicklung, die enorme Chancen bietet, ob mit Blick auf Wissen, Transparenz und Teilhabe oder bei der friedlichen Revolution im Sudan.

Kehrseite der digitalen Revolution

Es gibt allerdings auch die Kehrseite der digitalen Revolution, so Maas weiter: „Große Veränderungen wecken eben auch die Sehnsucht nach Bestätigung und Zugehörigkeit. Nach Begrenzung, die immer ein Stück Ausgrenzung ist. Nach absoluten Wahrheiten.“ Eine Sehnsucht, die einfachen, populistischen Antworten Vorschub leisten und dazu führen kann, sich nicht mit anderen, widersprüchlichen Meinungen auseinanderzusetzen.

„Diskutieren, widersprechen, querdenken, streiten“

Literatur kann dabei helfen, herauszukommen aus dieser „Konsens-Komfortzone“, so Maas:

In einer Welt, die nach schnellen, einfachen Antworten lechzt, hilft die langsame Kraft der Literatur, uns vor autoritären Reflexen, vor Abschottung, vor allzu einfachen Antworten zu schützen. Lesen, das heißt auch andere Haltungen als die eigene gelten lassen. Das heißt, Vieldeutigkeit zuzulassen und mitzuempfinden. So paradox es klingen mag: Lesend verlassen wir die Blase. Wenn Literatur das Zeug hat, unsere Blasen zum Platzen zu bringen, dann wird Lesen in der Tat zum revolutionären Akt. Deshalb ist es auch keine rein kulturpolitische Diskussion, ob und wie wir Literatur und mit ihr auch Autoren und Übersetzer fördern. Sondern eine zentrale gesellschaftspolitische Aufgabe.

Hjertelig velkommen, Norge!

Ein Buch der Autorin Anne Holt wird im Gastlandpavillon Norwegens auf der Frankfurter Buchmesse ausgestellt.
Ein Buch der Autorin Anne Holt wird im Gastlandpavillon Norwegens auf der Frankfurter Buchmesse ausgestellt.© Silas Stein/dpa

Auch in ganz praktischer Form hilft die Frankfurter Buchmesse dabei, neue Welten zu erschließen: Seit 1976 präsentiert jedes Jahr ein Land als Ehrengast seine Literatur und Kultur. In diesem Jahr ist Norwegen Gastland. Ob Henrik Ibsen, Maja Lunde oder Jo Nesbo: norwegische Autorinnen und Autoren werden in Deutschland gern gelesen. „Norwegen setzt auf die Kraft der Literatur“, so Maas. Stolze 15 Bücher liest jede Norwegerin und jeder Norweger im Schnitt pro Jahr, drei Literaturnobelpreisträger hat das Land hervorgebracht. Wie in kaum einem anderen Land wird zudem der Export von Literatur gefördert.

Kulturelles Großereignis: weltgrößte Fachmesse

Mit über 7500 Ausstellern aus mehr als 100 Ländern und rund 285.000 Besucherinnen und Besuchern ist die Frankfurter Buchmesse die weltgrößte Fachmesse für den Buchmarkt. Seit 1949 findet sie jährlich im Oktober statt.

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