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Nigdy więcej - Nie wieder

Bewegendes Gespräch: Zeitzeuge Karol Tendera berichtet von seinen Erfahrungen in Auschwitz

Bewegendes Gespräch: Zeitzeuge Karol Tendera berichtet von seinen Erfahrungen in Auschwitz, © AA

27.01.2019 - Artikel

Am 27. Januar 1945 befreiten sowjetische Truppen das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz. Kurz vor dem Jahrestag haben die angehenden Diplomatinnen und Diplomaten des Auswärtigen Amts die Gedenkstätte besucht.

Unser Besuch in Krakau beginnt eindrücklich: Bronislawa Horowitz, genannt Niusia, erzählt von ihren Erfahrungen in Auschwitz. 1932 wurde sie als Tochter einer jüdischen Familie geboren, 1941 begann ihre Verschleppung, zunächst im Krakauer Ghetto, dann als Zwangsarbeiterin im Gefangenenlager Plaszow. 1944, kurz vor Kriegsende, wurde sie nach Auschwitz deportiert.

Zwei Mal sollte sie in der Gaskammer ermordet werden, zwei Mal konnte sie entkommen. Gerettet wurde sie schließlich von Oskar Schindler. Der Emaille-Fabrikant setzte Niusia Horowitz und ihre Mutter auf seine berühmt gewordene Liste benötigter Arbeitskräfte: Schindlers Liste. So konnten die beiden das Konzentrationslager verlassen.

Etwa 1,5 Millionen Menschen verloren ihr Leben in Auschwitz - dieser Gedenkstein erinnert an ihr Schicksal
Etwa 1,5 Millionen Menschen verloren ihr Leben in Auschwitz - dieser Gedenkstein erinnert an ihr Schicksal© AA / Uta Kühn

„Der schrecklichste Ort der Welt“

Am nächsten Tag folgt für uns der Besuch der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau. Im Sommer ist auch Außenminister Heiko Maas nach Auschwitz gereist. „Das ist der schrecklichste Ort der Welt“, sagte er. Das Grauen, das der Gedenkstätte auch heute noch innewohnt, 74 Jahre nach der Befreiung, ist kaum in Worte zu fassen.

In den ehemaligen Baracken sehen wir nicht enden wollende Berge an Habseligkeiten der Opfer: Schuhe, Koffer, Kleidung, selbst Haare der Getöteten. Wir laufen vorbei an den Ruinen der Gaskammern, Krematorien und Baracken. Wir stehen vor dem Tor des Vernichtungslagers Birkenau, dann vor der Rampe, jenem Ort zwischen den Bahngleisen, an dem die SS mit einer Handbewegung über das Schicksal der Menschen entschied: Zwangsarbeit oder Gaskammer.

Noch Tage später prägen diese Eindrücke die Gespräche unter den Kolleginnen und Kollegen. Wie können wir als junge Diplomatinnen und Diplomaten angemessen umgehen mit diesem Teil der deutschen Vergangenheit, wie der historischen Verantwortung begegnen? Wie in Zukunft dabei helfen, Leid und Krieg zu verhindern?

Freundschaft unter widrigsten Bedingungen

Nach dem Besuch der Gedenkstätte sprechen wir mit Karol Tendera, auch er überlebte Auschwitz. Wie auch Horowitz erzählt Tendera eine Geschichte von Leid und Grauen. 1921 in Krakau geboren wurde er zunächst als Zwangsarbeiter nach Hannover deportiert, 1943 dann nach Auschwitz. Er durchlitt Experimente des Lagerarztes Josef Mengele, verließ 1944 das Lager im Zuge der Todesmärsche, aß nur dank eines Zufalls nicht das Essen, das die SS kurz vor Kriegsende vergiftet hatte.

Tendera erzählt auch eine seltene Geschichte von Freundschaft unter den widrigsten Bedingungen: in Auschwitz freundete er sich mit einem Mithäftling an, sie kümmerten sich umeinander, passten aufeinander auf. Mit Hilfe seines Freundes entkam Tendera dem Tod.

Enge deutsch-polnische Beziehungen

Umso wichtiger ist heute auch für uns die Freundschaft zu unseren polnischen Nachbarn. Unser Besuch in Auschwitz ist Teil einer mehrtägigen Reise nach Polen. In Warschau treffen wir mit den polnischen Nachwuchsdiplomatinnen und -diplomaten zusammen, tauschen uns aus über die großen politischen Themen, aber auch die Alltäglichkeiten, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede unserer Ausbildung.

Das Gedenken an Auschwitz erinnert uns auch daran, wie wichtig es ist, diese Freundschaft zu pflegen und starke Beziehungen für die Zukunft aufzubauen. Zwischen Deutschland und Polen, und vor allem auch gemeinsam in Europa, damit es mit Blick auf die Verbrechen in Auschwitz heißt: nie wieder.

Beitrag von Mareike Ahrens und Juliane Ziegler

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