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Vergessene Krisen: Gesundheitsversorgung für Flüchtlinge in Afghanistan

14.10.2020 - Artikel

Seit fast 40 Jahren toben in Afghanistan Konflikte, das Land hat die weltweit dritthöchste Anzahl an Flüchtlingen. Deutschland unterstützt ein Projekt der Johanniter, das die medizinische Grundversorgung im Flüchtlingslager Gulan an der Grenze zu Pakistan sicherstellt.

Politische Konflikte, Naturkatastrophen: 5,6 Millionen Flüchtlinge

Die innerafghanischen Friedensverhandlungen laufen, doch die humanitäre Lage im Land bleibt angespannt. Durch die anhaltenden politischen Konflikte, die seit fast vier Jahrzehnten im Land toben, aber auch durch Erdbeben, Dürren und Überschwemmungen sind 14 Millionen Afghaninnen und Afghanen auf humanitäre Hilfe angewiesen – das sind mehr als 40% der Gesamtbevölkerung.

Die andauernde Gewalt macht Afghanistan zu dem Land mit der weltweit drittgrößten Flüchtlingszahl: Rund 5,6 Millionen Menschen haben dort ihre Heimat verloren. Etwa eine Million Menschen sind in den Iran geflüchtet, weit mehr leben als Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter dort. Weitere 2,7 Millionen leben in Pakistan. Hinzu kommen rund 2,6 Millionen Binnenvertriebene, deren Zahl allein im Jahr 2019 um 426.000 Personen angestiegen ist.

Gesundheitsversorgung im Flüchtlingslager Gulan

Hier setzt ein mehrjähriges Projekt der Johanniter an, das das Auswärtige Amt von 2017 bis Ende Juli 2020 unterstützt hat. In der Provinz Khost im Südosten Afghanistans, an der Grenze zu Pakistan, wurde im Flüchtlingslager Gulan eine Einrichtung aufgebaut, die die medizinische Grundversorgung für Flüchtlinge und auch die lokale Bevölkerung sicherstellt.

Eine Gesundheitsstation und ein angegliedertes Labor versorgen die Menschen im Krankheitsfall. Medikamente werden verteilt, Hebammen stehen (werdenden) Müttern vor, während und nach der Geburt zur Seite, traumatisierte Menschen werden psychologisch betreut, Kinder geimpft. Seit Ausbruch der COVID-19-Pandemie werden zusätzlich Schutzmasken und Desinfektionsmittel verteilt.

Der Aufbau einer medizinischen Grundversorgung ist eine wichtige Voraussetzung, um langfristig sicherzustellen, dass auch in abgelegenen Regionen und Provinzen wie Khost eine Perspektive für ein sicheres und gesundes Leben für die Menschen in Afghanistan geschaffen wird. Die Station wurde im Juli erfolgreich in afghanische Verwaltung übergeben.

17 Millionen Euro humanitäre Hilfe für Afghanistan

Insgesamt hat Deutschland in diesem Jahr für dieses und weitere Projekte der humanitären Hilfe in Afghanistan bereits mehr als 17 Millionen Euro bereitgestellt. Dennoch bleibt die humanitäre Hilfe in Afghanistan insgesamt stark unterfinanziert. Der von den Vereinten Nationen ermittelte Bedarf von ca. 1,1 Milliarden für dieses Jahr wurde bisher nur zu einem Viertel gedeckt.

In Afghanistan setzt das Auswärtige Amt zudem sein umfangreichstes bilaterales Stabilisierungsengagement um – 180 Millionen Euro bis Ende 2020 – und ist zweitgrößter bilateraler Geber. Vorrangiges Ziel ist es, ein sicheres Umfeld zu schaffen und die Leistungsfähigkeit von Regierung und Zivilgesellschaft zu stärken – und das Entstehen weiterer humanitärer Notlagen zu verhindern.

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