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Humanitäre Hilfe 2021: Vorausschauende Hilfe im Fokus

Mongolei: Mit vorausschauender humanitärer Hilfe dem eisigen Winter begegnen

Mongolei: Mit vorausschauender humanitärer Hilfe dem eisigen Winter begegnen, © Mongolian Red Cross Society

01.12.2020 - Artikel

235 Millionen Menschen brauchen humanitäre Hilfe, gleichzeitig werden die Mittel der Geber knapper: Zu diesem Ergebnis kommt der “Global Humanitarian Overview 2021”. Durch vorausschauende Hilfe können auch mit beschränkten Mitteln immer mehr Menschen erreicht werden, zum Beispiel in der Mongolei.

Global Humanitarian Overview: 235 Millionen Menschen brauchen humanitäre Hilfe

Anfang 2020 waren etwa 170 Millionen Menschen weltweit auf humanitäre Hilfe angewiesen, heute sind es 235 Millionen – das entspricht einem Anstieg von 40% innerhalb nur eines Jahres. Waren im vergangenen Jahr noch 28,8 Milliarden US-Dollar nötig, veranschlagen die Vereinten Nationen für 2021 35 Milliarden US-Dollar. Zu diesen Ergebnissen kommt der “Global Humanitarian Overview” des UN-Nothilfebüros, der heute – im virtuellen Rahmen – vorgestellt wird. Mit diesem Dokument stimmen Deutschland und andere internationale Geber mit dem Büro der Vereinten Nationen zur Koordinierung humanitärer Angelegenheiten ab, was im Folgejahr an humanitärer Hilfe benötigt wird.

Starker Anstieg durch die Covid-19-Pandemie

Der Anstieg lässt sich vor allem auf die COVID-Pandemie zurückführen. Während viele Länder die Pandemie zwar bislang besser gemeistert haben als befürchtet, führen die sekundären Folgen der Pandemie zu Problemen: Lebensmittelpreise steigen, Jobs im informellen Sektor fallen weg, Transportengpässe entstehen. Auch der Rückgang an Gebermitteln ist eine Folge der Pandemie. Gerade in Gebieten, die schon vorher mit heftigen Krisen zu kämpfen hatten, hat das fatale Folgen.

Außenminister Maas betonte bei der Vorstellung des Global Humanitarian Overview:

Am dringlichsten aber brauchen wir Solidarität mit den Millionen Menschen weltweit, die aufgrund von Kriegen, Naturkatastrophen und der Pandemie Not leiden. Das bedeutet mehr finanzielles Engagement aller Länder und Geber, die wirtschaftlich dazu in der Lage sind.

Deutschland: 2,1 Milliarden Euro für humanitäre Hilfe

Deutschland hat in den vergangenen Jahren sein humanitäres Engagement deutlich ausgeweitet. 2020 hat das Auswärtige Amt mehr als 2,1 Milliarden Euro für humanitäre Hilfe zur Verfügung gestellt - umgerechnet hat jede Bürgerin und jeder Bürger etwa 26 Euro für lebensrettende Maßnahmen beigetragen. Doch auch wenn Geberländer ihre humanitäre Hilfe ausbauen, ist das nicht ausreichend, um den massiven Herausforderungen zu begegnen: im humanitären System muss sich ein Wandel vollziehen, hin zu vorausschauender Hilfe im Vorfeld.

Vorausschauende Hilfe: Von Reaktion zu Prävention

Traditionell setzt humanitäre Hilfe erst nach der Katastrophe ein. Heute versuchen humanitäre Helferinnen und Helfer zunehmend, bereits im Vorfeld einer Katastrophe vorbeugend einzugreifen. Die technischen Errungenschaften der vergangenen Jahrzehnte erlauben es, immer präziser vorauszusagen, wann und wo das Risiko eines Wirbelsturms, einer Dürre oder einer Überschwemmung besteht. Wenn solche Ereignisse mit hoher Wahrscheinlichkeit vorhergesagt werden, leistet Deutschland präventiv Hilfe, zum Beispiel durch Evakuierungsmaßnahmen oder finanzielle Hilfen.

Durch vorausschauende Hilfe können Leben gerettet und Schäden verhindert werden. Finanziell betrachtet ist Prävention zudem effizienter – ein wichtiger Punkt angesichts des steigenden Bedarfs.

„Dsud“ in der Mongolei: Hilfe im extremen Winter

Wie effizient vorausschauende humanitäre Hilfe ist, hat sich Anfang des Jahres in der Mongolei gezeigt. Die Mongolei wird etwa alle 10 Jahre von einem „Dsud“ heimgesucht, einem extremen Winter. In den letzten Jahren tritt dieses Extremwetterphänomen bedingt durch den Klimawandel immer häufiger auf. Meterhoher Schnee, Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt und gefrorene Böden rauben dem Nutzvieh jede Überlebensmöglichkeit. Oft geht einem Dsud zudem ein trockener Sommer voran, sodass das Vieh keine Möglichkeit hat, ein ausreichend dickes Fettpolster aufzubauen. So ist es keine Seltenheit, dass während einem Dsud mehrere Millionen Tiere innerhalb weniger Wochen qualvoll verenden, mit verheerenden Konsequenzen für Bauern und Kleintierhalter.

Als dieses Jahr im Januar meteorologische Vorhaussagen auf einen Dsud hindeuteten, verteilten Hilfsorganisationen vorbeugend Bargeldhilfen in Höhe von ca. 75 Euro an 1500 betroffene Familien in 12 Provinzen. Damit konnten zusätzliche Futtermittel gekauft und tierärztliche Behandlungen bezahlt werden – die Bauern konnten ihren Tierbestand wahren und bestreiten weiterhin selbstbestimmt ihren Lebensunterhalt. Durch einen Euro für vorausschauende Hilfe wurden sechs Euro eingespart, die sonst notwendig gewesen wären, um die Schäden zu bewältigen. Ähnliche Ansätze verfolgen die humanitären Partner der Bundesregierung in über 60 Ländern weltweit.

Außenminister Maas unterstrich:

Unser Ziel sollte es sein, einzuschreiten, bevor eine Krise überhaupt ausbricht. Daher hat Deutschland 2020 30 Millionen Euro in präventive Ansätze der humanitären Hilfe investiert.

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