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„Wir dürfen den Status quo nicht hinnehmen“: Konferenz zur Unterstützung der Menschen in Syrien

Kind rennt eine Strasse von Containern rauf

Lager von syrischen Binnenvertriebenen, © Welthungerhilfe

30.03.2021 - Artikel

Die Lage in Syrien ist anhaltend katastrophal. Heute werden bei einer gemeinsamen Konferenz der EU und VN in Brüssel dringend benötigte Hilfsgelder gesammelt. Deutschland sagt 1,7 Milliarden Euro zu.

Das Land ist zerrissen, die Menschen sind konfliktmüde, den Hilfsorganisationen fehlen die Mittel. Auch zehn Jahre nach Beginn des Konflikts in Syrien ist keine nachhaltige Lösung in Sicht. Die ohnehin schon dramatische humanitäre Lage wurde im letzten Jahr weiter verschärft: die Covid-19-Pandemie traf auf eine nachhaltig beschädigte medizinische Infrastruktur. Die Inflation hat Lebensmittelpreise weiter in die Höhe getrieben: Heute kostet ein Laib Brot, ein Kilo Tomaten oder eine Flasche Öl annähernd das Dreißigfache von dem, was die Bevölkerung in 2011 zahlten. Vier von fünf Syrerinnen und Syrer sind mittlerweile auf humanitäre Hilfe angewiesen, um überhaupt das Nötigste zum Überleben zu bekommen – so die Zahlen der Vereinten Nationen. Außenminister Maas sagte bei der Konferenz angesichts der Situation vor Ort:

Wir stehen heute vor der Frage: „Was können wir tun, um den Menschen neue Hoffnung auf eine bessere Zukunft für Syrien zu geben? Zunächst einmal: wir dürfen den Status quo nicht hinnehmen.

Save the Children kümmert sich um Kinder und junge Mütter

Besonders hart trifft der Krieg die syrischen Kinder. Viele von ihnen kennen ihr Land nur im Konfliktzustand. Durch die stark gestiegene Nahrungsmittelunsicherheit leiden immer mehr von ihnen an Unterernährung, mit teils schweren gesundheitlichen Folgen.

Um ihr Leid zu lindern, ging die Nichtregierungsorganisation Save the Children bereits 2012 nach Syrien und ist bis heute dort aktiv, unter anderem in Lagern für Binnenvertriebene im Norden des Landes. Save the Children untersucht Kinder regelmäßig auf Unterernährung und überweist unterernährte Kinder und schwangere Frauen an spezialisierte Behandlungszentren. Außerdem berät die Organisation schwangere Frauen und stillende Mütter zu baby- und kleinkindgerechten Ernährungs- und Hygienepraktiken. Save the Children legt dabei einen besonderen Fokus auf psychosoziale Unterstützung. Da frische Nahrungsmittel wie Gemüse und Obst für viele Familien unerschwinglich sind, verteilt Save the Children außerdem Gutscheine an Familien mit schwangeren oder stillenden Frauen und Kindern, damit sie frisches Gemüse und Obst oder auch Brot auf lokalen Märkten erwerben können. Das Auswärtige Amt hat das Projekt seit 2019 mit rund fünf Millionen Euro gefördert.

Hilfe über alle Grenzen hinweg

Anders stellt sich die Lage im Nordwesten des Landes dar, wo die Not besonders groß ist. Die Provinz Idlib gilt als letzte Hochburg der Opposition. Über die von Damaskus kontrollierten Gebiete kann Hilfe den Nordwesten nur mit hohen Hürden erreichen. Dabei leben vier Millionen Menschen, deren Überleben fast vollständig von humanitärer Hilfe abhängt. Viele von ihnen wurden bereits mehrmals vertrieben.

Hilfe für die Menschen in Idlib kann seit Jahren über die türkische Grenze bereitgestellt werden – dank der sogenannten Cross-Border-Resolution des VN-Sicherheitsrats. Die Resolution läuft im Juli 2021 aus. Sollten die Veto-Mächte Russland und China eine weitere Verlängerung verhindern, wird das Leben von Millionen von Menschen auf dem Spiel stehen. Derzeit sind Hilfslieferungen aber noch möglich.

Deutschland hat 2021 bereits 40 Millionen Euro in den VN-Hilfsfonds für grenzüberschreitende humanitäre Hilfe in Syrien eingezahlt. Daraus können, neben VN-Organisationen wie das Welternährungsprogramm (WFP) oder das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR), internationale und vor allem die Arbeit von lokalen Nichtregierungsorganisationen finanziert werden, um das Überleben der Menschen zu sichern.

Die Deutsche Welthungerhilfe etwa hat mit Mitteln aus dem Fond in diesem Jahr 240 geflüchtete Familien mit robusten Wohncontainern ausgerüstet. Die Container konnten dem harten Winter und den Überschwemmungen Anfang Februar weit besser trotzen als Zelte. Zudem verteilt die Welthungerhilfe Gutscheine, mit denen bedürftige Menschen Nahrung, Kleidung oder Brennstoff erwerben können.

Deutschland steht an der Seite der syrischen Bevölkerung

Damit den Menschen in Syrien weiterhin überlebenswichtige Hilfe erhalten können, sagte Deutschland bei der heutigen Geberkonferenz von EU und VN für 2021 insgesamt 1,7 Milliarden Euro zu. Davon kommen knapp 1,1 Milliarden Euro aus dem Haushalt des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, 625 Millionen Euro aus Mitteln der humanitären Hilfe und weitere 40 Millionen Euro aus Stabilisierungsmitteln des Auswärtigen Amts. Deutschland steht weiterhin an der Seite von Millionen Syrerinnen und Syrern und wird sich sowohl finanziell als auch politisch dafür engagieren, dass ihr Leid gelindert wird und eine Friedensperspektive bestehen bleibt. Außenminister Maas zur deutschen Zusage:

Die syrische Tragödie darf nicht noch ein weiteres Jahrzehnt fortdauern. Um sie zu beenden, braucht es neue Hoffnung. Und dafür sind unsere Zusagen bitter nötig – hier und heute.

Deutschland ist der zweitgrößte Geber humanitärer Hilfe in Syrien. Insgesamt hat Deutschland seit 2012 bereits über vier Milliarden Euro für humanitäre Hilfe allein zur Verfügung gestellt.

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