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Geld statt Mehl – immer mehr Geber helfen mit Cash-Programmen

Weltweit sind über 230 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen.

Weltweit sind über 230 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen., © NRC

19.07.2021 - Artikel

Bei humanitärer Hilfe denkt man an die Verteilung von Mehlsäcken und Zelten, oft werden aber andere Dinge gebraucht: Kinderschuhe oder Matratzen. Daher setzt Deutschland immer mehr auf Geldleistungen. Das stärkt lokale Märkte und gibt den Menschen mehr Freiheit.

Wie funktionieren humanitäre Geldleistungen?

Weltweit sind über 230 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Grund hierfür sind Katastrophen oder Konflikte, die Krisen verursachen, bei denen nationale Behörden nicht ausreichend helfen können oder wollen. Um schnell und effizient zu helfen, setzen immer mehr Geber auf Lösungen durch humanitäre Geldleistungen, darunter auch Deutschland. Dabei wird zum Teil wirklich Bargeld verteilt, zum Teil werden Geldleistungen über Geldkarten oder über sogenanntes Mobile Money übermittelt, das auf mobilen Geräten wie Smartphones gespeichert werden kann. Das hat wichtige Vorteile:

Zum einen können die Betroffenen dadurch selbst vor Ort erwerben, was sie am dringendsten benötigen: Lebensmittel, Kleidung, Medikamente. Zum anderen schafft das für die Betroffenen nicht nur wichtige Entscheidungsfreiheit und gibt ihnen ihre Mündigkeit zurück, es erspart ihnen auch langes Anstehen und Gedränge bei Verteilstellen.

Es hat sich in den vergangenen Jahren zudem gezeigt, dass humanitäre Geldleistungen auch besonders effizient sind: Es müssen keine schweren Güter angeschafft werden, deren Transport und Verteilung weitere Kosten verursachen würden. Zudem können Hilfsgüter oft auch einen negativen Einfluss auf die Preisentwicklung der lokalen Märkte haben: wenn zum Beispiel Getreide oder Getreideprodukte plötzlich in übergroßem Angebot kostenlos zur Verfügung stehen. Geldleistungen können dagegen viel dazu beitragen, die lokale Wirtschaft zu erhalten oder neue Impulse zu setzen.

Es hat sich in den vergangenen Jahren gezeigt, dass humanitäre Geldleistungen besonders effizient sind
Es hat sich in den vergangenen Jahren gezeigt, dass humanitäre Geldleistungen besonders effizient sind© NRC

Eine wichtige Voraussetzung dafür ist natürlich, dass die Märkte in den betroffenen Regionen funktionieren und ausreichend Güter verfügbar sind. Genau das wird im Vorfeld geprüft, bevor es zum Einsatz von Geldleistungen kommt.

Mehr als 200 Studien konnten mittlerweile die besondere Effizienz und die positiven Auswirkungen von humanitären Geldleistungen beobachten, ein Beispiel ist die Untersuchung von Cash-Programmen für syrische Flüchtlinge im Libanon.

Ein weiteres, ganz konkretes Beispiel ist Somalia. 6 Mio. Menschen sind dort auf Hilfe angewiesen – ein Drittel der Bevölkerung. Die Dürre 2017 hat viele Kleinbauern und Viehbesitzer verarmen lassen. The Norwegian Refugee Council NRC versorgt dort derzeit zahlreiche Familien mit Geldmitteln. Zum Beispiel die vierköpfige Familie von Ayan Mohamed Said. Für umgerechnet 70 Euro im Monat kann sie für sich und ihre Kinder Brot, Milch, Gemüse, Medizin und Kleidung kaufen.

Deutschland wird humanitäre Geldleistungen weiter ausbauen

Zusammen mit anderen Gebern und Hilfsorganisationen hat sich Deutschland 2016 der Selbstverpflichtung The Grand Bargain angeschlossen und unterstützt seither einen wichtigen internationalen Reformprozess, der die humanitäre Hilfe insgesamt effektiver machen soll. Gerade auch durch den gezielten Einsatz humanitärer Geldleistungen. Seinen Anteil von derzeit 20 Prozent an Geldleistungen und Gutscheinen in der humanitären Hilfe wird das Auswärtige Amt in den kommenden Jahren noch weiter erhöhen.

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